Am Landgericht Konstanz hat am Montag ein Prozess gegen vier Männer begonnen. Sie sollen als "falsche Polizisten" Seniorinnen um ihre Ersparnisse gebracht haben, unter anderem in Ingoldingen (Kreis Biberach).
Seit Montag müssen sich vor dem Landgericht Konstanz vier Männer aus Göppingen verantworten, die mehrere Seniorinnen um ihr Erspartes gebracht haben sollen. Die mutmaßlichen Betrüger sollen sich am Telefon als Polizisten ausgegeben haben.
Opfer zwischen 69 und 85 Jahre alt
Verhandelt werden insgesamt neun Fälle, es geht um einen Gesamtschaden von rund 55.000 Euro. Opfer waren sechs Frauen im Alter zwischen 69 und 85 Jahren. Durch Telefonüberwachung kamen die Ermittlerinnen und Ermittler den "falschen Polizisten" schließlich auf die Schliche.
Ein Opfer der "falschen Polizisten" war eine Frau aus Ingoldingen (Kreis Biberach). Weitere Tatorte waren Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis), Freiburg, St. Blasien (Kreis Waldshut), Merdingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald), Gerstetten (Kreis Heidenheim) und Kleinrinderfeld im unterfränkischen Kreis Würzburg.
Die Masche der "falschen Polizisten"
Die vier Männer aus Göppingen sollen laut Staatsanwaltschaft mit einem Callcenter zusammengearbeitet haben. Von dort aus wurden gezielt Nummern mit alten deutschen Vornamen aus dem deutschen Telefonbuch angerufen. Die Mitarbeiter des Callcenters gaben sich am Telefon als Polizisten oder als Beschäftigte eines Sicherheitsdienstes aus und verwickelten ihre Opfer oft in stundenlange Gespräche. Darin erzählten sie, dass es Einbrüche in der Nachbarschaft gegeben haben und boten an, Bargeld und Bankkarten der Seniorinnen in sichere Verwahrung zu nehmen.
Die Opfer glaubten den Anrufern und deponierten Geld und EC-Karten in Umschlägen oder in Alufolie gewickelt vor der Haustür. Einige gaben auch ihre PIN am Telefon preis, sodass die Täter Geld abheben konnten.
Schwer an Hintermänner des Betrugs zu kommen
Laut Staatsanwaltschaft sei es oft ein Problem, an die Menschen zu kommen, die sich als falsche Polizisten ausgeben. Die Callcenter arbeiteten mit falschen Nummern, sodass die Opfer bei der Nummernanzeige nur die 110 sehen. Geschnappt würden meistens die Leute vor Ort, die das Geld und die EC-Karten bei den Seniorinnen abholten oder mit der PIN das Geld am EC-Automaten zögen. Die Beute würde dann mit den Hintermännern geteilt, so die Staatsanwaltschaft.
Im aktuellen Prozess wird sich zeigen, ob es Geständnisse gibt und, ob die Angeklagten auch ihre Verbindungen zu den Hintermännern aus einem Callcenter offenlegen. Die vier Männer sind wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs in neun Fällen angeklagt. Das Strafmaß liegt zwischen einem Jahr und zehn Jahren Haft. Wie hoch die Strafe letztendlich ausfällt, hängt auch davon ab, ob es sich bei den Angeklagten um Köpfe der Bande oder eher um Gehilfen handelt.