Große Karpfenschwärme sammeln sich dieser Tage in Bodensee-Häfen, etwa in Friedrichshafen und Langenargen. Laut Experten suchen sie dort möglicherweise Schutz vor Kormoranen.
In manchen Häfen am Bodensee wie etwa im Yachthafen in Friedrichshafen und im Gemeindehafen in Langenargen (Bodenseekreis) sind derzeit immer wieder große Fischschwärme zu beobachten. Viele Menschen, die das Phänomen beobachten, wundern oder sorgen sich, dass die Tiere eventuell unter der großen Hitze leiden. Am Dienstagnachmittag lag die Wassertemperatur beispielsweise vor Konstanz bei 25 Grad.
Karpfen im Bodensee mögen warme Sommer
Die Fischereiforschungsstelle Langenargen gibt auf Anfrage des SWR Entwarnung. Es handle sich um Karpfen. Diese Fischart sei sehr wärmeliebend, die aktuellen Temperaturen im Bodensee stellten für sie kein Problem dar, sie seien sogar ideal für sie. An heißen Sommertagen ruhten sich Karpfen gerne nahe der Wasseroberfläche aus. Die auch im Frühsommer der vergangenen Jahre gestiegenen Wassertemperaturen begünstigten die Fortpflanzung der Art. Deshalb sei derzeit ein hohes Aufkommen von Jungkarpfen zu beobachten.
Im Schwarm sind vor allem Jungtiere. Große Karpfen würden den Schwarm sogar meiden, so die Fischereiexperten aus Langenargen. Daher könne man in den Häfen die größeren Karpfen am Rand des Schwarms beobachten, die sich teils unter Booten aufhalten.
Karpfen suchen in Häfen möglicherweise Schutz vor Kormoranschwärmen
Warum sich die Tiere aktuell so zahlreich in manchen Häfen sammeln, sei noch nicht abschließend geklärt, so die Fischereiforschungsstelle. Schwarmfische rauften sich enger zusammen, wenn Räuber in der Nähe sind, um besser geschützt zu sein. Ein Erklärungsversuch wäre, dass die Karpfen in den Häfen Schutz suchen vor großen Kormoranschwärmen, die in den Flachwasserbereichen des Bodensees jagen.
Fische in Flüssen leiden unter Hitzestress
Die meisten Bodenseefische haben laut Fischereiforschungsstelle trotz der Hitze noch keine Probleme, da sie in tiefere und damit kühlere Bereiche ausweichen können. Sollte sich das Wasser weiter erwärmen, könnten allerdings im flacheren Untersee oder dem Hochrhein hitzeempfindliche Fischarten wie Aale und Äschen an ihre Belastungsgrenzen kommen.
Besonders dramatisch ist die Situation laut den Forschern bereits jetzt in den Fließgewässern. So seien kälteliebende Fischarten wie Bachforellen und Äschen stark gefährdet. Sie benötigten bei Hitzestress kühlere, beschattete Rückzugsbereiche. Durch Trockenheit und Hitze sind die Wasserstände insgesamt in vielen Flüssen, insbesondere in kleineren Bächen, auch in diesem Sommer erneut sehr niedrig. Gerade bei Bächen besteht deshalb die Gefahr, dass sie "trockenfallen", also zeitweise kein Wasser führen.
Die eingeschleppte Quagga-Muschel übrigens sei auch hitzeempfindlich, heißt es von der Fischereiforschungsstelle weiter. Sie könne sich aber immer noch im tieferen Bereich im Bodensee ausbreiten. Der bevorzugte Temperaturbereich der Quagga-Muschel liege bei acht bis 15 Grad Celsius.