Was tun gegen den Personalmangel in Kindergärten? Die Stadt Radolfzell und Eltern haben eine unkonventionelle Lösung gefunden: Dort betreuen jetzt auch Eltern Kita-Kinder. So läuft das Projekt.
Seit zwei Wochen helfen Eltern in Radolfzell-Möggingen (Kreis Konstanz) bei dem Modell "Eltern betreuen Kinder in der Kita" in der Kindertagesstätte Bullerbü aus. Bis zum Ende des Kita-Jahres 2022/23 betreut die Elterngruppe dabei ihre eigenen Kinder am Nachmittag. Die Eltern müssen einspringen, weil es an Fachpersonal fehlt. In Radolfzell wurde in den vergangenen Monaten das Betreuungsangebot massiv reduziert, insbesondere bei den Ganztagsangeboten.
Bis zu 18 Kinder werden am Nachmittag von Eltern betreut
Die Elternbetreuung findet in einer nahe gelegenen Mehrzweckhalle und im Außenbereich des Kinderhauses statt, immer dann, wenn die Kita wegen Personalmangels am Nachmittag geschlossen bleiben muss. Die Eltern betreuen bis zu 18 Kinder an vier Tagen und für nicht mehr als zehn Stunden pro Woche, wenn sie eine ausreichende Haftpflicht- und Unfallversicherung haben. Nur die Kinder, deren Eltern auch eine Betreuungsschicht übernehmen, dürfen das Angebot nutzen. Die Eltern wechseln sich ab, so sind sie alle zwei Wochen circa einmal dran.
Den Vorschlag, zusätzliche Stunden zu übernehmen, hatten die Eltern gemacht, da sie auf eine zuverlässige und manchmal längere Betreuung der Kinder angewiesen seien, heißt es von der Stadt. Miete müsse für die Mehrzweckhalle nicht gezahlt werden.
Das Projekt sei gut angelaufen, sagt Isabelle Steidle vom Elternbeirat der Kita Bullerbü. Die Eltern seien erleichtert, es sei eine Entlastung zu spüren. Beeindruckt ist sie auch vom Zusammenhalt der betreuenden Eltern. "Die Eltern und Kinder machen es super und wir sind froh, dass es jetzt läuft", sagt sie.
Elternbetreuung ist nur Zwischenlösung
Und auch die Stadt Radolfzell ist zufrieden mit dem Kompromiss. Dennoch ist das Projekt nur eine Zwischenlösung, betont Bürgermeisterin Monika Laule (CDU). Ab Herbst will die Stadt mit einem gemeinnützigen Träger bis zu zehn Betreuungsstunden pro Woche im Anschluss an die Betriebszeiten der Kita organisieren. "Das dient vor allem den Ganztagsgruppen, dass die Eltern eine verlässliche Betreuung haben", sagt Monika Laule. Erste Gespräche mit dem Malteser Hilfsdienst des Bodenseekreises seien vielversprechend gewesen. Die Kinder sollen dann am Nachmittag wieder in der Kita betreut werden. Darüber hinaus will die Stadt versuchen, das grundsätzliche Personalproblem bei der Kinderbetreuung zu beheben.
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