Am Bodensee, in Oberschwaben und im Allgäu entspannt sich die Hochwasserlage leicht. Kritisch bleibt die Situation in Meckenbeuren (Bodenseekreis).
Während die Pegel an den meisten Flüssen und Bächen im Raum Bodensee-Oberschwaben zuletzt gesunken sind, bleibt die Lage in der Gemeinde Meckenbeuren, vor allem im Ortsteil Brochenzell, auch am Sonntagvormittag angespannt. Der Krisenstab berät die Situation und das weitere Vorgehen.
Überschwemmte Straßen, vollgelaufene Keller
In Brochenzell hatte sich die Situation am Samstagabend zugespitzt. Bewohner mehrerer Straßen wurden aufgefordert, Häuser und Wohnungen zu verlassen. In den Straßen sei das Wasser bis zu 40 Zentimeter hoch gestanden, sagte Claudia Beltz, die Sprecherin Gemeinde, gegenüber dem SWR. Beim Verlassen der Gebäude sollten die Bürgerinnen und Bürger die Einsatzkräfte wegen der starken Strömung zu Hilfe rufen.
Keine Entwarnung in Meckenbeuren
Auch wenn der Pegel der Schussen zuletzt gesunken ist, so liege er nach wie vor auf Rekordniveau, meinte Claudia Beltz. Um 10:00 Uhr am Sonntagvormittag lag er bei 4, 76 Meter. Die Feuerwehr habe allein am Samstag rund "200 Einsatzlagen" gehabt, sie sei weiter im Einsatz und müsse beispielsweise voll gelaufene Keller auspumpen. Es gebe viele, kleinere Schäden. "Die Lage ist weiter sehr ernst", sagte Beltz.
Notunterkünfte werden abgebaut
Die Notunterkünfte im Bildungszentrum von Meckenbeuren werden nun allerdings geschlossen. Sie seien in der Nacht von Samstag auf Sonntag nicht genutzt worden. Außerdem sei am Montag wieder Schulunterricht. Ob dieser in der Schule im Teilort Kehlen stattfinden kann, sei noch unklar. Das Erdgeschoss war am Samstagmittag mit Wasser der Schussen voll gelaufen. Im Laufe des Sonntags würden Die Schulleitung, aber auch die Kindergärten würden noch am Sonntag die Eltern und Familien informieren, wie die Betreuung der Kinder und Jugendlichen am Montag aussehen wird.
Meckenbeuren seit Freitag im Ausnahmezustand
Am Samstag war bereits im Meckenbeurer Ortsteil Kehlen die Schussen über die Ufer getreten und überflutete ein Schulgebäude, eine Sporthalle und Parkplätze, so der Kreisfeuerwehrverband. "Wir haben die Gebäude verloren", sagte der Sprecher gegenüber dem SWR.
Die Rathausverwaltung von Meckenbeuren hatte bereits am Freitagabend etwa 1.300 Menschen in den besonders gefährdeten Gebieten empfohlen, ihre Wohnungen zu verlassen. Doch viele der Vorsorgemaßnahmen haben laut Schellinger nicht ausgereicht: "Wir müssen einsehen, dass wir den Wassermassen so nicht mehr Herr werden."
Bundesbauministerin kommt kurzfristig nach Meckenbeuren
Am Samstagmittag war kurzfristig Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) nach Meckenbeuren gekommen, um sich vor Ort ein Bild von der Hochweassersituation zu machen. Sie war an diesem Tag auf Wahlkampftour am Bodensee.
Entspannung in den meisten Hochwassergebieten
In vielen Gebieten der Region Bodensee-Oberschwaben hat sich die Hochwasserlage in der Nacht von Samstag auf Sonntag entspannt. In Weingarten, wo ebenfalls Notunterkünfte eingerichtet wurden, hieß es zuletzt, die Lage sei stabil, "die Pegelstände der örtlichen Fließgewässer sinken". In Wangen im Allgäu ist der Hochwasseralarm nach Angaben der Stadt aufgehoben, Sandsäcke könnten im Bauhof zurückgegeben werden. Insgesamt seien mehr als 10.000 Sandsäcke befüllt und ausgegeben worden.
Das Landratsamt Ravensburg hat am Sonntagmittag darauf hingewiesen, dass sich der Einsatzschwerpunkt mittlerweile vom Allgäu in das Schussental verlagert habe, etwa nach Bad Waldsee, Baindt, Baienfurt, Oberzell und Weingarten.
Am Samstag war die Lage in der Region Bodensee-Oberschwaben an vielen Orten bedrohlich:
Sandsack-Abfüllen im Akkord in Ostrach im Kreis Sigmaringen
Auch im Landkreis Sigmaringen ist das Hochwasser seit Tagen das beherrschende Thema. Als Schwerpunkte nannte das Landratsamt am Sonntagvormittag das Einzugsgebiet der Ablach im Bereich von Sauldorf, Meßkirch, Krauchenwies und Mengen als auch die Donaunebenflüsse in der Region Bad-Saulgau und Herbertingen.
Außerdem unterstützte der Landkreis die angrenzenden Landkreise Bodensee, Ravensburg und Biberach mit Einsatzkräften und rund 40.000 gefüllten Sandsäcken. Vier Sandsackfüllanlagen aus Tuttlingen, Reutlingen, Hüfingen sowie aus Hohentengen sind bzw. waren laut Landratsamt Sigmaringen zu Spitzenzeiten in Ostrach in Betrieb und füllten ca. 5.000 Sandsäcke in der Stunde ab, die dann in von dort in die verschiedenen Einsatzstellen in die Landkreise sowie die Gemeinden im Kreisgebiet verbracht wurden und werden.
Trotz der weithin angespannten Wetterlage zeichnete sich nach Angaben des Landratsamtes Sigmaringen im am Samstagabend eine leichte Entspannung ab. Da aber auch am Sonntag noch weitere Regefälle vorhergesagt seien, könne nicht mit einem raschen Einsatzende gerechnet werden. Durch das schnelle und professionelle Eingreifen aller beteiligten Einsatzkräfte habe größerer Schaden bisher vermieden und abgewehrt werden können, lobt das Landratsamt.
Rekordpegelstände am Bodensee und in Oberschwaben
Der Dauerregen hatte am Samstag in der Region Bodensee-Oberschwaben zu Pegelständen geführt, wie sie statistisch gesehen nur einmal in mehr als hundert Jahren erreicht werden. So führten am Samstagnachmittag die Donaunebenflüsse Umlach in Ummendorf; Rottum in Laupheim (beide Kreis Biberach) und Wurzacher Ach in Leutkirch-Reichenhofen (Kreis Ravensburg) so viel Wasser wie bei einem Jahrhunderthochwasser. SWR-Informationen zufolge hat es bislang trotz der Hochwasserlage im Raum Bodensee-Oberschwaben keine Verletzten gegeben.
Das war der Liveticker zu den Überflutungen in Baden-Württemberg Hochwasser in BW: ++ Pegelstände sinken ++ Fäkalien fließen auf Spielplatz ++ Frau aus Baum gerettet ++
In den meisten Hochwasser-Gebieten in Baden-Württemberg entspannt sich die Situation mehr und mehr. In vielen Orten laufen die Aufräumarbeiten. Hier alles Wichtige im Rückblick.
Hochwasser in den ländlichen Gebieten
Vom Hochwasser betroffen waren in Oberschwaben auch ländliche Gebiete, wie etwa der Raum Kißlegg. Seen und Weiher seien über die Ufer getreten, viele Wiesen seien überschwemmt worden. Der CDU-Landtagsabgeordnete Raimund Haser sprach von großen Schäden. Er sagte: "Die Wetterphänomene stellen uns vor ganz neue Herausforderungen. Wir müssen künftig auf Unwetter noch besser vorbereitet sein und umfassender, raumübergreifender denken und handeln. Was mich sehr gewundert hat ist, wie wenig verlässlich die Regenmengenvorhersagen für den Samstag waren. Das hat vielerorts alles durcheinandergeworfen".
Starkregen sorgt in Lindau für Hangrutsch
Im Stadtgebiet Lindau hat der Starkregen zu einem Hangrutsch geführt. Das teilte die Pressesprecherin der Stadt Lindau mit. Nähere Informationen zur Ursache und möglichen Schäden sind aktuell noch nicht bekannt.
Landesturnfest im Schussental abgebrochen
Am späten Freitagabend haben der Schwäbische Turnerbund und die Kommunen im mittleren Schussental darüber hinaus bekannt gegeben, das Landesturnfest abzubrechen. Die beteiligten Städte und Gemeinden Ravensburg, Weingarten, Baienfurt, Baindt und Berg sowie der Schwäbische Turnerbund hätten "schweren Herzens entschieden, dass aufgrund der anhaltenden Hochwassersituation ab heute, 31. Mai, 24 Uhr, keine weiteren Veranstaltungen, Wettkämpfe und Mitmachangebote des Landesturnfestes mehr stattfinden".
SWR-Reporterin Nicole Schmitt berichtete in SWR Aktuell am Samstagabend über die Reaktionen auf den Abbruch des Landesturnfestes:
Wasserpegel sind stark gestiegen
Einzelne Flüsse und Bäche im Raum Bodensee-Oberschwaben traten bereits am Freitag über die Ufer. Das Polizeipräsidium Ravensburg sprach am Samstagmorgen von zahlreichen Einsätzen. Keller seien voll gelaufen, Straßen überschwemmt. Keine größeren Hochwassereinsätze meldet bislang das Polizeipräsidium Konstanz.
Feuerwehren sind in Alarmbereitschaft
Schussen und Argen, Riss und Rot - vor allem bei den Bodensee- und Donauzuflüssen war und ist gebietsweise die Hochwassergefahr nach Angaben der Hochwasservorhersagezentrale weiterhin hoch. Teilweise waren die Pegel schon am Freitag stark angestiegen. Im Bodenseekreis wurden deswegen seit Freitag tausende von Säcken mit Sand befüllt. In der Messe Friedrichshafen wurde ein zentrales Sandsacklager eingerichtet. Eine Ausgabe an Privatpersonen ist jedoch hier nicht vorgesehen.
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