Nach dem Dauerregen der vergangenen Tage sind zahlreiche Ortschaften in der Region Bodensee-Oberschwaben überschwemmt. Auch der Zugverkehr war vorübergehend gestört.
Auch am Montag heißt es weiter Land unter am Bodensee und in Oberschwaben. Viele Flüsse sind immer noch über die Ufer getreten, das Grundwasser drückt von unten in Keller von Wohnhäusern, die Feuerwehren sind im Dauereinsatz. Die Lage ist vor allem im Bodenseekreis weiterhin kritisch. Besonders schwer betroffen sind die Meckenbeurener Ortsteile Kehlen und Brochenzell. Dort steht immer noch das Wasser auf den Straßen, Brücken und Zugangswege sind gesperrt. Die Grundschule Kehlen wurde überschwemmt und ist bis mindestens Mittwoch geschlossen. In Kehlen ist auch die Bahnschranke defekt, hier ist besondere Vorsicht gefragt.
Der Bürgermeister von Meckenbeuren, Georg Schellinger (CDU), befürchtet Schäden in Millionenhöhe:
Ein weiterer Brennpunkt im Bodenseekreis: Die Gemeinde Salem. Im Ortsteil Stefansfeld stand eine Straße teilweise 50 Zentimeter unter Wasser und dutzende Keller waren überflutet. Eine besondere Gefahr für die Umwelt ging laut der Feuerwehr durch Heizöltanks in den Gebäuden aus. Nach Angaben des Landratsamts wurde dort am Sonntag eine Mauer aus Betonsteinen gebaut, um eine erneute Überflutung der Wohnhäuser zu verhindern.
Zudem wurde der Ausfluss aus dem Rückhaltebecken im Aachtobel reduziert, im die übervollen Flüsse etwa im Salemertal zu entlasten. Seit 1969 ist das Rückhaltebecken Teil des Hochwasserschutzes, es fasst eine Million Kubikmeter. Davor sorgte die Linzer Aach, die den Aachtobel gebildet hat, immer wieder für Überschwemmungen, vor allem im Salemertal und Frickingen.
Eriskirch warnt: Wasser sparen
Die Gemeinde Eriskirch im Bodenseekreis bittet alle Bürgerinnen und Bürger darum, Wasser zu sparen und auf Duschen, Baden oder Wäsche waschen zu verzichten. Ursache ist laut Landratsamt das Wasser der übergelaufenen Schussen, das die Kanäle füllt, sodass kein Platz mehr für häusliche Abwässer bleibt. Es bestehe daher die Gefahr, dass sich das Abwasser rückstaut bis in die Häuser.
Hangrutsch in Bergatreute
Im Kreis Ravensburg sieht es ähnlich aus wie am Bodensee: Die Pegel sinken zwar, aber alle beobachten die Lage weiterhin, es bleibt kritisch. Rund 240 Notfall- und Rettungskräfte sind im Einsatz, vor allem rund um Weingarten, Baienfurt und Bad Waldsee. In Bergatreute (Kreis Ravensburg) ist ein Hang an der Ravensburger Straße auf einer Länge von 70 Metern abgerutscht. Der Hang bewege sich immer noch, berichtet Feuerwehrkommandant Franz Wirbel. Das THW sei vor Ort und unterstütze die Einsatzkräfte.
Schwerpunkte im Kreis Sigmaringen sind die Einzugsgebiete des Flusses Ablach und auch die Nebenflüsse der Donau bei Bad-Saulgau. In Lindau kam es am Samstag zu einem Erdrutsch aufgrund der heftigen Regenfälle, die Aufräumarbeiten dort laufen. Überschwemmt wurde auch die Innenstadt von Ochsenhausen im Kreis Biberach, dort hat sich das Hochwasser allerdings wieder zurückgezogen. Die Hochwasserlage im gesamten Kreis Biberach bleibt aber angespannt. Entspannt hat sich die Situation dagegen in Wangen im Allgäu, dort galt bis Samstagabend Hochwasseralarm. Großteils verschont blieb bisher der Kreis Konstanz.
Zugstrecke bei Laupheim gesperrt
Das Hochwasser betrifft nun auch den Zugverkehr. "Die Lage am Westbahnhof hat sich über Nacht weiter zugespitzt", teilte die Stadt Laupheim am Montagmorgen mit. Daher fallen dort alle Züge aus, es kommt auch zu Ausfällen auf der Südbahnstrecke zwischen Friedrichshafen und Ulm. Laut Internetseite der Bahn wurde der Regionalverkehr in beide Richtungen eingestellt. Das betrifft auch die Strecke Aulendorf-Ulm. Auch der Fernverkehr zwischen Lindau und München ist wegen der Hochwasserlage in Bayern gestört. Alle Züge fallen aus, teilte die Bahn mit. Es werde von Reisen nach Süddeutschland abgeraten, heißt es in einer Meldung zur Hochwasserlage im Fernverkehr.
Feuerwehren im Dauereinsatz
Nahezu jede Gemeindefeuerwehr im Bodenseekreis ist nach Angaben des Kreisfeuerwehrverbands am Wochenende im Einsatz gewesen. Umgestürzte Bäume, überflutete Keller und Straßen, Sandsäcke auslegen - es gab viel zu tun für die Einsatzkräfte. In den Sandsackabfüllanlagen wurden zehntausende Sandsäcke befüllt und zur Messe Friedrichshafen gebracht, von wo die Verteilung koordiniert wird.
"Strömung der Flüsse weiterhin gefährlich"
Die Hochwasservorhersagezentrale und das Landratsamt Bodenseekreis geben noch keine Entwarnung für die Schussen und Seefelder Aach. Alle Bürgerinnen und Bürger sollen nach wie vor vorsichtig sein, die Strömung der Flüsse sei sehr gefährlich, so die Gemeindeverwaltung Meckenbeuren. Am Sonntag besuchte der Landrat des Bodenseekreises, Luca Wilhelm Prayon (CDU), Meckenbeuren und Salem, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Ministerpräsident und Stellvertreter besuchen Meckenbeuren
Am Montag besuchten dann auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Thomas Strobl (CDU) Meckenbeuren, um sich die Lage vor Ort anzuschauen. Sie sprachen mit dem Bürgermeister sowie Verantwortlichen von Feuerwehr und Katastrophenschutz.