Für Freitag hatte die Klimabewegung Fridays for Future zum "Globalen Klimastreik" aufgerufen. Auch in BW kamen Tausende Demonstrierende in den Städten zusammen.
Die Klimabewegung Fridays for Future hatte für Freitag wieder zu einem "Globalen Klimastreik" aufgerufen. In ganz Deutschland und weltweit fanden an diesem Tag Aktionen statt. Auch in vielen baden-württembergischen Städten gab es Demonstrationen.
Fridays for Future: Klimaschutz muss wieder in den Vordergrund rücken
Unter dem Motto "#NowForFuture" forderte die Bewegung gemeinsam mit dem Naturschutzbund (NABU) und vielen weiteren Organisationen einen schnelleren Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas und ein Ende aller fossilen Investitionen. Das teilte die Klimabewegung am Donnerstag mit. Die Protestierenden wollten damit den Druck auf die Politik erhöhen.
Bisher fühlen sich die Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten von der Bundesregierung ignoriert. "Wir hätten uns alle gewünscht, dass wir nicht so lange hätten protestieren müssen und man uns schneller zuhört", sagte Jaron Immer, Landessprecher von Fridays for Future Baden-Württemberg im Vorfeld.
Klimaschutz sei in der politischen Debatte in den Hintergrund gerückt. Mit den Aktionen wollten sie das Thema wieder nach vorne in die politische Debatte bringen und für die konkrete Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen wie Energie- und Verkehrswende kämpfen. "Es ist die Aufgabe von Politikern, sich wieder stärker auf das Thema Klimaschutz zu konzentrieren", so Immer weiter.
Streiken für Klimaschutz: Tausende Menschen bei Demonstrationen in BW
Bundesweit waren am Freitag über 100 Veranstaltungen wie Demos und Mahnwachen geplant. Auch der NABU Baden-Württemberg rief seine 130.000 Mitglieder auf, an den Aktionen teilzunehmen. "Wir brauchen dringend mehr ambitionierten Klimaschutz und ein Zusammenspiel von Klima- und Naturschutz", sagte NABU-Landesvorsitzender Johannes Ensele.
Auch in mehreren Städten in Baden-Württemberg gab es am Nachmittag Aktionen für mehr Klimaschutz. In Stuttgart fand eine große Stadtversammlung mit buntem Programm, Redebeiträgen und Diskussionsrunden statt. In Konstanz am Bodensee sollte es eine vierstündige Mahnwache am und im Wasser geben. Die Aktion stand hier unter dem Motto "Wasser bis zum Hals".
In Karlsruhe begann die Aktion ebenfalls mit einer Kundgebung und unterschiedlichen Redebeiträgen verschiedener Bündnisse. Danach folgte ein Demozug durch die Karlsruher Innenstadt. Die Polizei sprach von etwa 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Im Rahmen der "Tage der Demokratie" sollte es auf dem Kronenplatz anschließend weitere Angebote geben. Auch in Mannheim gab es eine Kundgebung mit anschließender Demo. Rund 700 Teilnehmende wurden SWR-Informationen zufolge erwartet. In Heidelberg schloss sich den knapp 1.500 erwarteten Demonstrantinnen und Demonstranten der "Klimaprotestchor" an. Und auch in Freiburg gab es einen Demonstrationszug, der vom Platz der Alten Synagoge aus startete. Laut Angaben der Polizei kamen dabei rund 1.600 Demonstrierende zusammen.
Mit einer Fahrrad-Demo hat sich der Ulmer Ableger von Fridays for Future am "Globalen Klimastreik" beteiligt. Die Fahrradtour startete um 16 Uhr auf dem Münsterplatz und führte durch Ulm und Neu-Ulm. In Biberach startete um 17 Uhr ein Demonstrationszug durch die Stadt. SWR-Informationen zufolge beteiligten sich dort rund 120 Menschen an dem Klimaprotest. Weitere Aktionen fanden unter anderem in Ravensburg, Kuppenheim (Kreis Rastatt), Villingen-Schwennigen (Schwarzwald-Baar-Kreis), Reutlingen und Tübingen statt.
Fünf Jahre Klimaproteste: Wie hat sich Fridays for Future verändert?
Gestartet wurde die Klimabewegung Fridays for Future 2018 auf Initiative der Schwedin Greta Thunberg, die die Klimaproteste auf eine globale Ebene hob. Vor fünf Jahren, am 20. September 2019, erreichten die Demonstrationen ihren ersten Höhepunkt in Deutschland. 1,4 Millionen Menschen gingen bundesweit für mehr Klimaschutz auf die Straße.
Ab 2019 verzeichnete Fridays for Future enormen Zulauf unter Schülerinnen und Schülern und weiteren jungen Menschen. Die Corona-Pandemie führte dann jedoch zu einem Rückgang der Teilnehmerzahlen in der Bewegung. Dennoch habe sie trotz Krisen eine Möglichkeit gefunden, sich erneut in der Gesellschaft zu formatieren, so der Soziologe Vincent August von der Humboldt-Universität in Berlin. Fridays for Future sei ein Akteur der Mitte, der auf die Repräsentationen in Gremien und institutionelle Konfliktführung beispielsweise durch Gerichtsverfahren baue. Zu Beginn habe die Bewegung auf einer "alles überrollenden Protestwelle gesurft", sagte August weiter. Nun sei sie eher auf "ruhigeren Segelbooten" unterwegs. So wirke die Bewegung professioneller und strategisch vielfältiger.
Mobilitäts- und Nachhaltigkeitstag in Heilbronn Warum die Heilbronner Allee am Samstag den halben Tag gesperrt war
Am Samstag fand in Heilbronn der Mobilitäts- und der Nachhaltigkeitstag statt. Außerdem wurde demonstriert. Für die ganzen Aktionen musste auch die Allee gesperrt werden.
Trotz Rückschlägen: Klimaaktivisten setzen auf weiteren Protest
Auch wenn die Bewegung die Zahl der Teilnehmenden über die letzten fünf Jahre nicht konstant halten konnte, hätten sie mit ihren Protesten erste Erfolge erzielt, meinte Jaron Immer von Fridays for Future Baden-Württemberg. "Ich glaube, dass wir ein Klimaschutzgesetz und eine verbesserte Zielsetzung für erneuerbare Energien in Deutschland haben, kann man auf jeden Fall auf unseren Protest zurückführen", sagte er im Interview mit dem SWR. Trotzdem seien die Proteste nach wie vor wichtig. Jetzt gehe es um die konkrete Umsetzung der Maßnahmen, da hänge Deutschland immer noch hinterher.
Die Bewegung hat laut Immer erneut Zulauf bei den Demonstrationen und in Form von neuen Aktivistinnen und Aktivisten. "Man hat weiterhin sehr viel Hoffnung in dieser Bewegung, dass wir viel erreichen können", so der Klimaschutzaktivist.