Fälschungen eines Diabetesmedikaments sind in ganz Deutschland im Umlauf. Das Präparat wird auch als Diätmittel genutzt. Im Raum Freiburg sind es wohl mehr Packungen als angenommen.
Eine Behörde in Freiburg hat vor Fälschungen des Diabetesmedikaments Ozempic gewarnt, das in Deutschland auf dem Markt ist. Von den Fälschungen gehen "mit hoher Wahrscheinlichkeit erhebliche Gesundheitsgefahren" aus, wie das Regierungspräsidium Freiburg in Absprache mit dem baden-württembergischen Sozialministerium mitteilte. Das Medikament wird auch als Abnehmmittel eingesetzt.
Größere Zahl gefälschter Spritzen
Die gefälschten Spritzen des Diabetesmedikaments Ozempic seien wohl bundesweit im Umlauf. Eine größere Zahl von Fälschungen als bislang angenommen ist offenbar im Kreis Lörrach aufgetaucht, erfuhr der SWR am Wochenende. Zuvor war die Rede von einer oder mehreren Spritzen gewesen. Es handle sich hier aber nicht nur um fünf Packungen, sondern um eine größere Zahl, hieß es hinter vorgehaltener Hand. Die Warensendung mit den Fälschungen des Diabetesmedikaments Ozempic, die bei einem Lörracher Großhändler sichergestellt worden war, sei wohl kein Einzelfall.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft teilte dem SWR auf Anfrage mit, dass das Regierungspräsidium Freiburg in dieser Angelegenheit am Donnerstag Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Lörrach gestellt hat.
Hinweise führen zum Fund der Fälschungen
Aufgrund von Hinweisen seien mit Unterstützung der Polizei Kontrollen durchgeführt worden. Dabei habe sich der Verdacht erhärtet, dass es sich um gefälschte Präparate handelt. Auch Ware sei sichergestellt worden und würde nun weiter analysiert, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Auf welchem Weg die Fälschungen von Ozempic in Umlauf gekommen sind und wo sie vertrieben wurden, ist bislang noch nicht klar. Die Behörde könne dazu in dieser Woche keine weiteren Angaben machen, hieß es.
Ozempic wird wie Wegovy auch als Abnehmmittel eingesetzt
Das Diabetesmedikament Ozempic des Herstellers Novo Nordisk beinhaltet den Wirkstoff Semaglutid und ist ein hochwirksames Diabetesmedikament. Der Wirkstoff kann aber auch als Abnehmmittel insbesondere bei stark übergewichtigen Menschen eingesetzt werden.
Fälschungen im Umlauf Warum ist das Diabetes-Medikament Ozempic so beliebt?
Der Wirkstoff Semaglutid, der eigentlich für Diabetes-Typ-2-Patienten gedacht ist, erlebt zurzeit auch als Abnehmmedikament einen regelrechten Hype. Nun warnt das Sozialministerium Baden-Württemberg vor gefälschten Medikamenten.
Das Diabetesmedikament enthält mit Semaglutid denselben Wirkstoff wie das Abnehmmedikament Wegovy, das erst jüngst Schlagzeilen machte. Vor allem in Hollywood scheint das Medikament zu diesem Zweck beliebt. Einige Promis, darunter Elon Musk, gaben an, mit dem Präparat abgenommen zu haben.
Ärztevertreter berichten, dass durch die hohe mediale Aufmerksamkeit das Präparat für die eigentliche Zielgruppe, die Diabetiker, bereits knapp geworden sei. "Das ist meiner Wahrnehmung nach in den 20 Jahren, in denen ich in der Medizin tätig bin, einzigartig", sagte Andreas Klinge, Vorstand der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft dem NDR. "So eine Art von Nachfrage hat es noch nie gegeben nach einem Medikament."
Originale von Fälschungen leicht zu unterscheiden
Die Originale seien von den Fälschungen optisch leicht zu unterscheiden, schreibt das Regierungspräsidium Freiburg und verbreitet Fotos dazu: Bei den gefälschten Spritzen ist der drehbare Ring im hinteren Bereich grau, beim Original hingegen blau.
In Deutschland liegt die Überwachung des Arzneimittelverkehrs bei den jeweils zuständigen Behörden der Bundesländer. Sie können für deutschlandweit vertriebene Fälschungen Warnungen aussprechen. Wer gefälschte Ozempic-Medikamente zuhause habe, dürfe sie keinesfalls anwenden und müsse sie "sofort in eine Apotheke bringen", so das Sozialministerium. Die Originalpräparate des Herstellers Novo Nordisk seien nicht gefährlich.
Bislang keine Ozempic-Fälschungen in Apotheken
Das Regierungspräsidium Freiburg steht nach eigenen Angaben in engem Austausch unter anderem mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), mit dem dänischen Hersteller Novo Nordisk sowie mit Arzneimittelbehörden in weiteren Staaten. Es lägen Hinweise vor, dass die Lieferkette auch diese Länder betreffe.
Man verurteile die Fälschungen auf das Schärfste, teilte der Hersteller von Ozempic, das dänische Pharmaunternehmen Novo Nordisk, dem SWR mit. Bislang lägen keine Hinweise vor, dass gefälschte Ozempic-Produkte über eine deutsche Apotheke vertrieben worden seien. "Insgesamt schätzen wir das Risiko für Patientinnen und Patienten, in einer Apotheke in Deutschland einen gefälschten Ozempic-Pen zu erhalten, aktuell als sehr gering ein", so die Sprecherin weiter.