Dialogtreffen in Stuttgart

Raubkunst: Deutsche Museen wollen Objekte an Kamerun zurückgeben

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In Stuttgart haben sich Vertreterinnen und Vertreter deutscher Museen mit einer Delegation aus Kamerun getroffen. Sie wollen gemeinsam die Rückgabe von Raubkunst aus der Kolonialzeit vorbereiten.

Mehrere deutsche Museen wollen Kulturgüter aus der Kolonialzeit an Kamerun zurückzugeben. Der Auftakt der Gespräche fand am Montag (15.1.) im Stuttgarter Linden-Museum statt.

Benin-Bronzen Vorbild für weitere Rückgaben

In deutschen Museen lagern mehr als 40.000 Objekte aus der früheren deutschen Kolonie Kamerun. Ein großer Teil davon wurde während der Kolonialzeit geraubt. Nach Jahrzehnten des Zögerns werden jetzt nach und nach Raubgut-Stücke auch aus anderen Regionen zurückgegeben. Schlagzeilen machten zuletzt die berühmten Benin-Bronzen aus dem heutigen Nigeria, auch menschliche Überreste anderer Kulturen sind bereits übertragen worden.

Kamerun soll Zeitplan vorgeben

Nun wollen elf deutsche Museen der Weltkulturen und die Länder das Thema der möglichen Rückgabe angehen und einen Dialog mit Kamerun aufnehmen. Nach dem Treffen mit einer Delegation aus Kamerun in Stuttgart hoffen die Museen auf einen persönlichen Austausch und wachsendes Vertrauen. Kamerun solle dabei den Zeitplan für die Rückgabe vorgeben, sagte die Direktorin des Linden-Museums Stuttgart Inés de Castro.

Eine zeremonielle Tanzmaske vom Hof eines Königreichs der Bamileke in Westkamerun, die im Jahr 1903 ins Museum eingegangen war, ist in einer Vitrine des Linden-Museums zu sehen.
Eine zeremonielle Tanzmaske vom Hof eines Königreichs der Bamileke in Westkamerun in einer Vitrine des Linden-Museums.

Größte kamerunische Sammlung liegt in Stuttgart

Aus Sicht der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) müsse bei dem Treffen erst mal geklärt werden, an wen und wann Rückgaben stattfinden können und wer einzubeziehen ist. In der Stuttgarter Sammlung werden rund 8.000 Objekten aufbewahrt. Damit ist sie die größte kamerunische Sammlung in Deutschland.

Es ist uns wichtig, dass auch die Gemeinschaften in die Gespräche eingebunden sind.

Am Dialog nehmen auch Vertreter und Vertreterinnen mehrerer Königshäuser und verschiedener traditioneller Gemeinschaften aus Kamerun teil. Für sie haben die Objekte eine große kulturelle und religiöse Bedeutung. "Jedes einzelne dieser Objekte ist Teil der Seele unseres Volkes", sagte Bruno Mvondo, Vertreter des Fang Bèti-Clans aus Kamerun, in Stuttgart.

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