Mitarbeiter produziert einen Ventilator

China wichtigster Handelspartner

Risiko China-Geschäft: Mittelstand aus Baden-Württemberg kämpft gegen Abhängigkeit

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Julian Gräfe
Jochen Braitinger
Onlinefassung
Marcel Fehr
Marcel Fehr auf der CMT

China ist für Mittelständler aus BW einer der wichtigsten Handelspartner. Als in der Corona-Zeit Lieferketten unterbrochen waren, spürten viele die Nachteile der Abhängigkeit - und werden nun aktiv.

Der chinesische Handelsstreit mit den USA und die unsichere politische Lage mit Taiwan bereitet vielen Unternehmen Sorge. In der Corona-Pandemie haben viele bereits gespürt, welche Auswirkungen es hat, wenn wichtige Teile aus China nicht mehr geliefert werden oder die Beziehungen zur größten Volkswirtschaft der Welt ins Stocken geraten. Deshalb entwickeln Unternehmen wie ebm-papst in Mulfingen (Hohenlohekreis) neue Strategien, um sich unabhängiger zu machen.

Ventilatoren-Weltmarktführer will flexibler werden

Die Ventilatoren von ebm-papst kommen überall auf der Welt zum Einsatz. Der Weltmarktführer produziert seit fast 30 Jahren auch in China. Für den Ventilatorenhersteller ist das Land nach Deutschland der wichtigste Markt.

Im Notfall müsse das Unternehmen in der Lage sein, den chinesischen Unternehmensanteil abzukoppeln, erklärt Thomas Nürnberger, der China-Verantwortliche bei ebm-papst. In Kürze soll es möglich werden, die IT-Systeme voneinander zu trennen. So könne man im Ernstfall weiterhin die Kunden in China beliefern.

Wir müssen uns auf alle Risiken vorbereiten. Das bedeutet auch, flexible Maßnahmen vorzubereiten, um auf geopolitische Veränderungen innerhalb von wenigen Wochen und Monaten reagieren zu können.

In China soll nur noch für China produziert werden, andere asiatische Länder sollen künftig etwa aus Indien beliefert werden. Das soll Risiken minimieren und die zukünftigen Umsätze absichern.

Deutsche Unternehmen bekommen Chinas Macht zu spüren

China ist mittlerweile der wichtigste Handelspartner für viele deutsche Mittelständler und Konzerne. Vor Jahrzehnten war die Volksrepublik noch auf ausländische Investitionen angewiesen. Mittlerweile ist China eine unabhängige Wirtschaftsmacht geworden, was viele deutsche Unternehmen vermehrt zu spüren bekommen.

Laut Max Zenglein, Experte für Chinas Wirtschaftsentwicklung am Mercator Institute for China Studie (MERICS), war China früher eine gute Ergänzung für die deutsche Wirtschaft und hat sich aber mittlerweile zum Wettbewerber und Konkurrenten weiterentwickelt.

In einigen Bereichen ist China uns einfach schon voraus. Und das ist glaube ich ein Teil der neuen Realität, wie wir auf China blicken, aber auch wie China auf uns blickt.

Chinesicher E-Auto Konzern BYD eröffnet Filiale in Stuttgart

Deutschland und damit auch Baden-Württemberg bilden einen wichtigen Markt für China. Laut Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) habe die chinesische Regierung in einem Fünfjahresplan festgeschrieben, den internationalen Automarkt zu erschließen. Dafür wollen die Konzerne vor Ort sein.

In Stuttgart hat eine neue Filiale des chinesischen Autokonzerns BYD eröffnet, auch in Mannheim gibt es bereits einen Store. Im rasant wachsenden Geschäft mit Elektroautos haben die deutschen Autobauer auf dem chinesischen Markt kaum Marktanteile. Dort dominiert bereits BYD, die sich jetzt auch auf dem deutschen Markt behaupten möchten.

ebm-papst investiert 30 Millionen in Indien

Ventilatoren-Hersteller ebm-papst will 30 Millionen Euro in den Standort Indien investieren. Von dort aus sollen künftig die asiatischen Länder, bis auf China, beliefert werden. Denn inzwischen diktieren viele Länder eine stärkere Vorort-Produktion, damit auch staatlich Aufträge umgesetzt werden können.

Für ebm-papst und andere ist der chinesische Markt zu wichtig, um auf das Geschäft dort verzichten zu können. Deswegen müssen sie jetzt reagieren: Lokal statt global. So stellen sich derzeit auch weitere Firmen in Baden-Württemberg auf.

Lokal statt global: Chinas Wirtschaft noch mächtiger

Die Vorort-Produktion könnte Chinas Wirtschaft noch mächtiger machen, warnt Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft. Denn dadurch ziehe China immer mehr Investitionen an, weil die Unternehmen das Gefühl hätten, ihr China-Geschäft isolieren zu müssen. So werde das, was in China investiert wird, nicht mehr von Deutschland aus exportiert.

Mulfingen

Fälscherwerkstatt in China aufgedeckt Mulfingen: ebm-papst kommt Fälschern auf die Schliche

Eine Kundenbeschwerde über verändert aussehende Ventilatoren unter dem ebm-papst-Markenlogo hatten das Mulfinger Unternehmen stutzig gemacht - die Spur führte nach China.

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