Sozialverbände beklagen: Seit 25 Jahren habe das Land seine Mittel für Suchtberatungsstellen nicht erhöht. Angesichts der Cannabis-Legalisierung sei das nun aber dringend notwendig.
Die 102 Suchtberatungsstellen in Baden-Württemberg rechnen angesichts der Cannabis-Legalisierung ab 1. April mit einem höheren Beratungsbedarf. Der Paritätische Wohlfahrtsverband und der Landesverband für Prävention und Rehabilitation (bwlv) fordern vom Land eine Erhöhung der Zuschüsse. Es gehe vor allem darum, weiterhin Präventionsveranstaltungen an Schulen durchführen zu können. Die Schulen könnten sonst diese Kosten nicht tragen und würden daher auf das Angebot verzichten, mahnen die Verbände.
Gesundheitsministerium will sich für Zuschüsse einsetzen
"Seit 1999 ist der Zuschuss des Landes nicht erhöht worden", sagt Dorothea Aschke, Referentin für Suchthilfe beim Paritätischen Wohlfahrtsverband. Die meisten Kommunen hingegen hätten ihre Beiträge über die Jahre hinweg angepasst – doch das reiche angesichts steigender Kosten insbesondere beim Personal längst nicht mehr aus. Deutlich wird das etwa bei der Reutlinger Jugend- und Drogenberatung. Hier müssen Stellen abgebaut werden: 1,2 der 5,5 Stellen fallen weg.
Das Landesgesundheitsministerium zeigt Verständnis für die Beratungsstellen: Es sei "dringend notwendig, den Zuschussbetrag pro Stelle deutlich zu erhöhen", sagt eine Sprecherin auf Anfrage des SWR. Man bedaure, dass im laufenden Haushalt die Mittel für die Suchtberatung nicht erhöht wurden, und wolle sich bei den nächsten Haushaltsverhandlungen erneut dafür einsetzen. Am von Bundestag und Bundesrat beschlossenen Cannabisgesetz kritisiert das Landesgesundheitsministerium, dass sich der Bund dabei keine zusätzlichen Mittel für die Prävention bereitstellt.
Suchtforscher Benedikt Fischer | 1.12.2023 Die Folgen einer Legalisierung von Cannabis für Deutschland
Benedikt Fischer verrät in SWR1 Leute: So sinnvoll ist eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Kritiker sorgen sich um Abhängigkeit, wenn Weed bzw. Gras legal ist.
CDU: Befürworter der Legalisierung sollen auch Lösungen finden
Ähnlich wie das vom grünen Minister Manfred Lucha geführte Gesundheitsministerium sieht auch die grüne Landtagsfraktion die Bundesregierung in der Pflicht. Die SPD hingegen fordert mehr Geld für die Suchtprävention von der Landesregierung. Die CDU ist grundsätzlich gegen die Cannabis-Legalisierung. Deren sozialpolitischer Sprecher in Baden-Württemberg, Stefan Teufel, erwartet von den Befürwortern der Legalisierung auch Lösungen für die Suchtprävention.
Mehr zur Cannabis-Legalisierung in BW
Mehr Joints in Grenzregionen? Cannabis-Gesetz: Strobl fürchtet Kiff-Tourismus - Kehls OB unbesorgt
Franzosen, die zum Kiffen nach Deutschland kommen - das befürchtet BW-Innenminister Strobl (CDU). Der Oberbürgermeister von Kehl sieht die Cannabis-Legalisierung dagegen gelassen.
Konsum und Besitz in begrenzten Mengen erlaubt Teil-Legalisierung von Cannabis kommt - BW-CDU übt scharfe Kritik
Der Bundesrat hat das bis zuletzt umstrittene Cannabis-Gesetz am Freitag gebilligt. BW-Innenminister Strobl hält das Gesetz für ein "Bürokratiemonstrum" mit negativen Effekten.
Psychiater Carlos Schönfeldt-Lecuona Ulmer Arzt kritisiert Cannabisgesetz: "Ab jetzt befinden wir uns in einer Phase des Experiments"
Der Bundesrat hat am Freitag dem umstrittenen Cannabisgesetz zugestimmt. Der Professor für Psychiatrie an der Universität Ulm, Carlos Schönfeldt-Lecuona, hält den Schritt für gefährlich.