Die Unikliniken im Land wollen erforschen, wie Long-Covid-Patienten am besten versorgt werden. Das Land Baden-Württemberg unterstützt das Projekt mit zwei Millionen Euro.
Unter der Federführung des Universitätsklinikums Heidelberg wollen die Unikliniken im Land herausfinden, welches die beste Therapie für Long-Covid-Patientinnen und Patienten ist. Das Land will den Kampf gegen Long Covid mit zwei Millionen Euro unterstützen, wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte. "Wir brauchen dringend mehr Erkenntnisse zu optimierten Versorgungskonzepten bei Long Covid", sagt Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne). Ein Versorgungsnetz sei notwendig, etwa Spezialambulanzen, aber auch die Einbindung von Hausarztpraxen und Reha-Einrichtungen. Benötigt werden auch Fortbildungsangebote - vor allem für Hausärztinnen und Hausärzte. "Sie sind es, die langfristig die Versorgung übernehmen beziehungsweise mit anderen Fachärzten die Betroffenen in die richtigen Behandlungspfade lotsen", sagte Gesundheitsminister Lucha.
Rund zehn Prozent der erkrankten Erwachsenen mit Long Covid
Der Großteil der Menschen in Baden-Württemberg habe mittlerweile eine Corona-Infektion durchgemacht, heißt es vom Gesundheitsministerium. Etwa zehn Prozent der erkrankten Erwachsenen und zwei bis vier Prozent der erkrankten Kinder könnten Studien zufolge mit längerfristigen Problemen wie beispielsweise Müdigkeit, Atemnot, Muskelschmerzen und Gedächtnisproblemen zu kämpfen haben. "Eine Situation, in der gleichzeitig so viele Menschen an einem noch wenig verstandenen Krankheitsbild erkranken, ist neu", sagte Attila Altiner, Ärztlicher Direktor für Allgemeinmedizin an der Uniklinik Heidelberg. "In dieser Lage müssen schneller als bisher Fachwissen, Erfahrungen, aber auch Fragen zwischen Fachleuten ausgetauscht werden." Auch die Unikliniken Freiburg, Tübingen und Ulm sind in das Forschungsprojekt eingebunden.
Betroffene oft verzweifelt und hilflos
Zusätzlich zu den Ambulanzen der Unikliniken hat gerade erst die Klinikgruppe Christophsbad in Göppingen eine Psychosomatische Spezialambulanz für Long-Covid-Patientinnen und Patienten eröffnet. Wenn für die Long-Covid-Symptome keine körperliche Erklärung und Therapie gefunden werde, löse das bei den Betroffenen häufig Verzweiflung und Hilflosigkeit aus, was wiederum die Symptome verschlimmern könne, sagt Petra Beschoner, Chefärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin. "Unsere Spezialambulanz ist die richtige Anlaufstelle für Menschen, die anhaltende und belastende Beschwerden nach der Genesung von einer Corona-Infektion haben."
Die Forschung soll ebenfalls nicht zu kurz kommen. Eine der ersten Studien mit Arzneimitteln zu Long Covid wird aktuell von den allgemeinmedizinischen Instituten in Tübingen, Würzburg und Kiel durchgeführt. Die Experten wollen herausfinden, ob die Verordnung von Kortison oder bestimmten B-Vitaminen die Symptome von Betroffenen lindern kann und suchen dazu noch Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer.