Automesse in München

IAA in München: BW-Firmen setzen bei Elektromobilität auf Luxus

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Geli Hensolt
Geli Hensolt
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Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele

Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung zeigen über 30 Unternehmen aus Baden-Württemberg Neuheiten - Mercedes einen neuen E-Showcar. Greenpeace fehlen günstige E-Autos.

Mit dem Concept CLA Class zeigt Mercedes-Benz momentan auf der IAA in München eine Art elektrischen Nachfolger der A-Klasse: Was das Luxus-Einsteigermodell, das in zwei Jahren auf den Markt kommen soll, kosten wird, verrät Mercedes noch nicht.

US-amerikanischer Hochleistungschip im Fußraum

Im Fußraum der seriennahen Studie Concept CLA Class leuchtet ein wassergekühlter Nvidia-Chip. Dieser Chip ist normalerweise nur für Gamer interessant und für Leute, die ihr PS-Gehäuse ausbauen.

Der Chip hat eine hohe Rechenleistung, die die Assistenzsysteme inzwischen benötigen. Er soll aber nur rund 12 Kilowattstunden (kWh) an Energie pro 100 Kilometer verbrauchen und mit einer Akkuladung voraussichtlich mehr als 750 Kilometer (nach dem halbwegs realistischen Messverfahren "WLTP") weit kommen.

Luxus-E-Auto als Einsteigermodell

Der neue Wagen ist Teil einer neuen Elektrofahrzeug-Flotte. Bisher gehören die Fahrzeuge der A- und B-Klasse, die unter anderem im Werk in Rastatt gefertigt werden, zu den Einsteigermodellen.

Weil der Stuttgarter Autohersteller stärker auf Luxusautos setzt, war in der Vergangenheit immer wieder über die Zukunft der A- und B-Klasse und damit auch über die Zukunft des Rastatter Werks spekuliert worden.

Ola Källenius, CEO der Mercedes-Benz Group, sagte gegenüber dem SWR, mit den neuen Modellen sei das Werk in Rastatt in Zukunft gut ausgelastet.

"Der neue CLA wird in Rastatt gebaut, so viel ist sicher. Die Frage ist, ob die Stückzahlen ausreichen, die A- und die B-Klasse zu ersetzen. Wenn das nicht gelingt, dann könnte es auch gefährlich werden für Jobs."

Unternehmen aus Baden-Württemberg auf der IAA

Neben Mercedes sind auch Porsche und Audi auf der IAA präsent, Zulieferer wie ZF Friedrichshafen, Mahle oder ElringKlinger, der Energieanbieter EnBW, kleinere Firmen und Startups aus Baden-Württemberg. Elektroautos und Technologien dafür werden auf der IAA eine wichtige Rolle spielen. Gezeigt werden aber auch neue Verbrennermodelle.

Der Stuttgarter Autozulieferer Bosch geht in seiner Kernsparte Mobility von gut zehn Prozent Umsatzwachstum in diesem Jahr aus. Das gab das Unternehmen zum IAA-Start bekannt. Neben Elektromobilität sieht Bosch die Fahrzeug-Software als Wachstumsfeld. Dabei komme es neben der Hardware besonders auf das Zusammenspiel von Software aus verschiedenen Quellen an, erklärte Bosch-Chef Stefan Hartung.

Software von Bosch könne auf Computerchips verschiedener Hersteller laufen. Allein mit Rechnern für Fahrerassistenz und Infotainment erwarte das Unternehmen 2026 einen Umsatz von drei Milliarden Euro.

Bosch-Stand auf dem IAA-Open Space am Odeonsplatz in der Münchner Innenstadt.
Bosch-Stand auf dem IAA-Open Space am Odeonsplatz in der Münchner Innenstadt.

China stark vertreten

Im Fokus der IAA stehen vor allem chinesische Unternehmen: Nach Angaben der Verantwortlichen sind dieses Jahr mehr als doppelt so viele chinesische Hersteller mit dabei als vor zwei Jahren. In den nächsten Tagen werden in München zudem zahlreiche Proteste und Blockaden von Klimaaktivisten erwartet.

Greenpeace wirft deutschen Autobauern mangelnde Effizienz vor

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat deutschen Herstellern zu Beginn der internationalen Automobil-Ausstellung in München vorgeworfen, zu wenig auf sparsame Modelle und Elektroautos zu setzen. Es fehlten hierzulande kleine, günstige Elektromodelle.

In einem Greenpeace-Ranking der 30 größten Automarken in Europa landen die deutschen Hersteller VW, Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche im unteren Drittel.

"Mit extra schweren SUVs, hochgerüsteten Sportwagen und XXL-Limousinen verschleudern die deutschen Autobauer knappe Ressourcen wie Energie, Rohstoffe und Fläche."

Protest auch auf dem Rad

Auch die Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten der Protest-Aktion "Ohne Kerosin nach Bayern" kritisieren die Automobilkonzerne. Statt in umweltfreundliche Autos investierten diese ihr Geld in PR-Kampagnen, kritisiert die Aktivistin Kiki Köffle: "Es kann nicht sein, das in einer Zeit, wo die Klimakrise so eindeutig ist, nach diesem Sommer mit so vielen Natrurkatastrophen, einfach ganz München als Werbefläche fungiert: Für riesige Autokonzerne, die einfach nur Geld in eine Werbekampagne investiert haben, statt in tatsächlich nachhaltige Produkte." Die Aktivisten und Aktivistinnen der Protest-Aktion sind an verschiedenen Orten in Deutschland gestartet, um am Dienstag in München Präsenz zu zeigen.

Kompetenzen in E-Mobilität in deutscher Industrie hoch

Bei den Kompetenzen in der Elektromobilität haben Beschäftigte in der deutschen Automobilindustrie verglichen mit anderen westlichen Ländern die Nase vorn - so eine Studie des Forschungsverbunds EconPol. Ihr zufolge haben 6,2 Prozent der Mitarbeitenden hierzulande entsprechende Fähigkeiten. In Italien sind es 4,6 Prozent, in den USA 3,7 Prozent, in Frankreich 3,3 Prozent und in Spanien 2,4 Prozent.

Die Werte beruhen allerdings nur auf den eigenen Angaben der Beschäftigten im Netzwerk Linkedin aus diesem Jahr.

Feature | das ARD radiofeature Nachhaltige E-Mobilität? – Doku über ein großes Versprechen

Verbrenner raus - Elektromotor und Batterien rein. Diese Verheißung ist nicht nur unrealistisch, sie leistet auch neuem Raubbau an der Natur Vorschub. Ein sauberes Auto gibt es nicht.

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