Verbot von Werbung für ungesunde Produkte

Lebensmittelbranche kritisiert Özdemirs geplantes Werbeverbot

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Bundesernährungsminister Özdemir will Zuckerwerbung für Kinder verbieten. Kritik am Gesetzentwurf kommt von der Zuckerindustrie. Und auch Minister Hauk hält nichts von Verboten.

Das Bundesgesundheitsministerium schätzt die Folgekosten von Übergewicht in Deutschland jährlich auf 63 Milliarden Euro. Betroffen sind auch Kinder: Laut Robert Koch-Institut sind 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig. Um dem entgegenzuwirken, hat Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) vor ein paar Tagen seinen Plan vorgestellt, die Werbung für Lebensmitteln mit viel Fett, Zucker oder Salz einzuschränken.

Lebensmittelbranche kritisiert Özdemirs Vorstoß

So soll zum Beispiel Werbung im TV oder Online, die sich an Kinder unter 14 Jahren richtet, nur noch nachts zu sehen sein. Werbeplakate dürfen nach dem Vorschlag etwa nicht mehr in der Nähe von Schulen stehen. Beifall kommt dafür von Medizinern und Ernährungswissenschaftlern, während Lebensmittelbranche und Werbewirtschaft das geplante Verbot scharf kritisieren.

Wie sieht es in Baden-Württemberg aus, wo namhafte Firmen der Süßwarenbranche produzieren und wo mit Südzucker der größte Zuckerhersteller in Europa seinen Sitz hat? Das Unternehmen kritisiert das geplante Werbeverbot, das unter anderem für stark zuckerhaltige Lebensmittel gelten soll.

Südzucker spricht von "scheinheiliger Diskussion"

"Natürlich trifft es uns einmal wieder vom Image her, weil Zucker im Fokus einer Diskussion steht, und dass auch das Zucker-Bashing wieder weiter geht", sagt Südzucker-Sprecher Dominik Risser. "Aber das ist tatsächlich eine scheinheilige Diskussion." Das Unternehmen befürworte, dass die Kalorienbilanz den Menschen näher gebracht werde.

Doch: Zucker und Kalorienbilanz hängen eng zusammen. Denn je mehr Zucker ein Mensch isst, desto mehr Kalorien nimmt er zu sich. 

Minister Hauk fordert mehr Aufklärung von Kindern

Kritik an dem Vorstoß aus Berlin kommt auch aus der Politik in Baden-Württemberg. Ernährungsminister Peter Hauk (CDU) glaubt nicht, dass ein Werbeverbot für Süßigkeiten und Junkfood für Unter-14-Jährige eine dauerhafte Lösung darstellt. Es könne nur ein Baustein von vielen sein und reiche isoliert nicht aus. Vielmehr müsse man auf Aufklärung bei den Kindern setzen. Dies geschehe in Baden-Württemberg schon seit Jahren durch die Landesinitiative "BeKi - bewusste Kinderernährung".

"Gesetze und Ordnungsrecht sind immer das letzte Mittel der Wahl. Wir müssen eine Bewusstseinsveränderung bei jungen Menschen schaffen. Spielerisch, nicht durch Verbote, sondern durch Ernährungs- und Erziehungsarbeit. Dann geht es ohne Zwang, aber das kostet Geld." 

Hauk: Zuckerindustrie stellt sich bereits um

Bei der Süßwaren- und Conveniencefood-Industrie habe es aus seiner Sicht schon ein Umdenken gegeben. Vor einigen Jahren habe es einen "sanften Druck" gegeben. "Man hat 'gedroht': Wenn ihr nicht runterkommt von den hohen Zuckerwerten, dann werden wir gesetzliche Maßnahmen treffen. Und ich glaube, die Industrie hat es verstanden und ist dabei, sich umzustellen", so Hauk.

Allerdings müsse das zwingend flankiert werden durch Erziehungsarbeit. Und das können man nicht mit dem erhobenen Zeigefinger machen, sagte Hauk.

Auf Social Media-Seiten zeigt sich ein anderes Bild

Die in Baden-Württemberg produzierenden Schokoladenhersteller Ritter Sport (Waldenbuch) und Mondelez International mit dem Milka-Produktionsstandort in Lörrach gaben auf SWR-Anfrage schriftlich an, keine Werbung an Kinder auszuspielen. Milka schrieb: "Im Jahr 2005 waren wir eines der ersten Unternehmen, das globale Richtlinien für Werbung an Kinder bekannt gab." Mondelez International halte seit Jahren an der Politik fest, keinerlei Werbung zu schalten, die das Ziel hat, Kinder unter 13 Jahren zu erreichen, heißt es.

Die Social-Media-Kanäle und Plattformen der beiden Hersteller zeigen jedoch ein anderes Bild. Bei Ritter Sport findet sich etwa ein Video mit einer Schultüte, die mit Schokolade gefüllt ist. Milka wirbt mit glücklichen Kindern beim Frühstück oder einem Kind, das einem traurigen Rentner eine Tafel Schokolade zur Aufmunterung bringt.

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