Bosch hat vergangenes Jahr seinen Gewinn von 3,8 Milliarden Euro auf 4,8 Milliarden Euro gesteigert. Trotzdem will der Konzern Stellen abbauen - allerdings wohl weniger als geplant.
Unterschiedliche Sparpläne waren in den vergangenen Monaten bekannt geworden und hatten für Aufruhr in der Belegschaft gesorgt. Über alle Geschäftsbereiche hinweg war von insgesamt rund 7.000 Stellenstreichungen die Rede, davon rund 3.200 in der Autozulieferung. Das sollte ohne betriebsbedingte Kündigungen ablaufen, hieß es. Nach Angaben der Presseagentur Reuters sollen nun bis 2026 weltweit 3.800 der insgesamt fast 430.000 Arbeitsplätze wegfallen. Bosch-Finanzchef Markus Forschner bekräftigte bei der Bilanzpressekonferenz heute in Renningen bei Stuttgart die Pläne zum Stellenabbau. Die Gespräche hierzu zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat seien auf der Zielgeraden, sagte Bosch-Chef Stefan Hartung.
Offen für Alternativen zum Stellenabbau
Die Gewerkschaft IG Metall meint, die Gesprächsbereitschaft des Konzerns sei auch eine Folge des Bosch-Protesttages Ende März in Stuttgart. Durch den Druck der Belegschaft sei Bewegung in die Sache gekommen, so die baden-württembergische IG Metall-Chefin Barbara Resch.
Wichtigste Sparte des Bosch-Konzerns bleibt die Automobiltechnik
Bosch konnte 2023 seinen Umsatz um 3,8 Prozent auf 91,6 Milliarden steigern. Wichtigste Sparte des Konzerns bleibt die Automobiltechnik. Sie sorgt für mehr als die Hälfte des Umsatzes - 56,3 Milliarden Euro - und befindet sich mitten im Wandel zur E-Mobilität. Der Technologie-Konzern hat in Deutschland 133.800 Beschäftigte. Die meisten arbeiten im Automobilbereich. Bosch rechnet für dieses Jahr mit einer stagnierenden Fahrzeugproduktion weltweit, nachdem sie vergangenes Jahr um mehr als zehn Prozent auf 93 Millionen gestiegen war. Trotzdem will Bosch im laufenden Jahr 2024 Umsatz und Gewinn leicht steigern.
Kosten im Unternehmen dauerhaft senken
Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch betonte, man sei offen für Alternativen, um den Personalabbau geringer zu gestalten. Voraussetzung sei aber weiterhin, dass die Kosten im Unternehmen dauerhaft gesenkt werden könnten. Um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben, komme man um einen gewissen Abbau von Stellen nicht vollständig herum. Das sichere "letztlich auch die Beschäftigung am Standort Deutschland", so Grosch.
Zahl der E-Auto-Neuzulassungen steigt langsam wieder
Trotz der zuletzt schwächeren Nachfrage setzt Bosch weiter auf Elektromobilität. Allein in diesem Jahr laufen rund 30 Serienprojekte für E-Fahrzeuge an. Vor allem durch den Wegfall der E-Auto-Prämie sind die Verkäufe von E-Autos in Deutschland zu Jahresbeginn eingebrochen: Nun steigen sie wieder. Nach aktuellen Angaben des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA) wurden im März 31.384 E-Autos neu zugelassen, im Februar waren es 27.279 im Januar 22.472. Im letzten Monat mit E-Auto-Prämie, also im Dezember 2023, gab es rund 55.000 E-Auto-Neuzulassungen, im Dezember 2022 sogar fast 105.000.
Auch Wasserstoff ein Wachstumsmarkt
Nach Einschätzung von Bosch werden 2030 in Europa voraussichtlich 70 Prozent aller Neuwagen reine Elektroautos sein, in China und Nordamerika 40 bis 50 Prozent. Nicht nur der Batterieantrieb, auch Wasserstoff bleibe für den Technologiekonzern ein strategisches Wachstumsfeld, so Hartung.
700 Millionen für Aus- und Weiterbildung Beschäftigter
Bosch hat zugesagt, bis 2027 insgesamt rund 700 Millionen Euro in die Ausbildung und Qualifizierung seiner Mitarbeitenden in der Mobilitätssparte in Deutschland zu investieren. In diesem und im kommenden Jahr sollen dazu weitere vier Milliarden Euro in Maschinen und Anlagen sowie in Forschung und Entwicklung fließen. Das sei ein Bekenntnis zum Standort Deutschland.
Chinesische Autobauer produzieren bald in Europa
Bosch-Chef Stefan Hartung erwartet, dass chinesische Autobauer bald schon verstärkt in Europa produzieren werden. Dabei will der weltgrößte Autozulieferer eine wichtige Rolle spielen, nicht nur als Zulieferer, sondern auch als Industrieanlagenbauer. Hersteller - Hartung sprach von OEM (Original Equipment Manufacturer)-, die aus China importieren wollten, müssten am Zielmarkt auch Fabriken bauen, um erfolgreich zu sein. Der chinesische Autobauer BYD, der die EM in Deutschland sponsert, will in drei Jahren eine E-Autofabrik in Ungarn eröffnen. Schneller geht es für den chinesischen Autobauer Chery voran. Chery gründete ein Joint Venture mit dem spanischen Hersteller EV Motors und will bereits im Laufe des Jahres in einem ehemaligen Nissan-Werk in Barcelona Autos bauen. Das chinesische Unternehmen Leapmotor kooperiert mit der Opel-Mutter Stellantis, um das Stellantis-Werk Tichy in Polen zu nutzen.
Bosch-Chef: Klimaschutz erfordert anhaltende Investitionen
Bosch-Konzernchef Hartung appellierte bei der Präsentation der Bilanz 2023 an die Politik, trotz Spardruck CO2-effiziente Technologien weiter zu fördern. Der Klimaschutz stehe unter dem Eindruck zunehmender sozialer Spannungen in der Gesellschaft nicht mehr allein ganz oben auf der politischen Agenda. Für Bosch bleibe es aber ein zentrales Thema: Klimaschutz erfordere jedoch anhaltende Investitionen vom Staat, von Unternehmen und von jedem Einzelnen.
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