Bilanz und Gespräche über Einsparungen

Bosch steigert Gewinn um fast ein Drittel - Werden weniger Stellen gestrichen?

Stand
Autor/in
Christoph Mautes
Lutz Heyser
Onlinefassung
Michael Herr
Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele

Bosch hat vergangenes Jahr seinen Gewinn von 3,8 Milliarden Euro auf 4,8 Milliarden Euro gesteigert. Trotzdem will der Konzern Stellen abbauen - allerdings wohl weniger als geplant.

Unterschiedliche Sparpläne waren in den vergangenen Monaten bekannt geworden und hatten für Aufruhr in der Belegschaft gesorgt. Über alle Geschäftsbereiche hinweg war von insgesamt rund 7.000 Stellenstreichungen die Rede, davon rund 3.200 in der Autozulieferung. Das sollte ohne betriebsbedingte Kündigungen ablaufen, hieß es. Nach Angaben der Presseagentur Reuters sollen nun bis 2026 weltweit 3.800 der insgesamt fast 430.000 Arbeitsplätze wegfallen. Bosch-Finanzchef Markus Forschner bekräftigte bei der Bilanzpressekonferenz heute in Renningen bei Stuttgart die Pläne zum Stellenabbau. Die Gespräche hierzu zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat seien auf der Zielgeraden, sagte Bosch-Chef Stefan Hartung.

Offen für Alternativen zum Stellenabbau

Die Gewerkschaft IG Metall meint, die Gesprächsbereitschaft des Konzerns sei auch eine Folge des Bosch-Protesttages Ende März in Stuttgart. Durch den Druck der Belegschaft sei Bewegung in die Sache gekommen, so die baden-württembergische IG Metall-Chefin Barbara Resch.

Die IG Metall Baden-Württemberg begrüßt, dass das Bosch-Management endlich mit dem Bosch-Gesamtbetriebsrat verhandelt. Dass sich der Bosch-Konzern für Alternativen zum Stellenabbau offen zeigt, werten wir als positives Signal.

Wichtigste Sparte des Bosch-Konzerns bleibt die Automobiltechnik

Bosch konnte 2023 seinen Umsatz um 3,8 Prozent auf 91,6 Milliarden steigern. Wichtigste Sparte des Konzerns bleibt die Automobiltechnik. Sie sorgt für mehr als die Hälfte des Umsatzes - 56,3 Milliarden Euro - und befindet sich mitten im Wandel zur E-Mobilität. Der Technologie-Konzern hat in Deutschland 133.800 Beschäftigte. Die meisten arbeiten im Automobilbereich. Bosch rechnet für dieses Jahr mit einer stagnierenden Fahrzeugproduktion weltweit, nachdem sie vergangenes Jahr um mehr als zehn Prozent auf 93 Millionen gestiegen war. Trotzdem will Bosch im laufenden Jahr 2024 Umsatz und Gewinn leicht steigern.

Unsere Ziele für 2024 sind sehr ambitioniert - wir erwarten keinen konjunkturellen Rückenwind und müssen weiter Kosten senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Kosten im Unternehmen dauerhaft senken

Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch betonte, man sei offen für Alternativen, um den Personalabbau geringer zu gestalten. Voraussetzung sei aber weiterhin, dass die Kosten im Unternehmen dauerhaft gesenkt werden könnten. Um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben, komme man um einen gewissen Abbau von Stellen nicht vollständig herum. Das sichere "letztlich auch die Beschäftigung am Standort Deutschland", so Grosch.

Zahl der E-Auto-Neuzulassungen steigt langsam wieder

Trotz der zuletzt schwächeren Nachfrage setzt Bosch weiter auf Elektromobilität. Allein in diesem Jahr laufen rund 30 Serienprojekte für E-Fahrzeuge an. Vor allem durch den Wegfall der E-Auto-Prämie sind die Verkäufe von E-Autos in Deutschland zu Jahresbeginn eingebrochen: Nun steigen sie wieder. Nach aktuellen Angaben des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA) wurden im März 31.384 E-Autos neu zugelassen, im Februar waren es 27.279 im Januar 22.472. Im letzten Monat mit E-Auto-Prämie, also im Dezember 2023, gab es rund 55.000 E-Auto-Neuzulassungen, im Dezember 2022 sogar fast 105.000.

Die Elektromobilität kommt - die Frage ist nur, wie schnell in den verschiedenen Regionen der Welt.

Auch Wasserstoff ein Wachstumsmarkt

Nach Einschätzung von Bosch werden 2030 in Europa voraussichtlich 70 Prozent aller Neuwagen reine Elektroautos sein, in China und Nordamerika 40 bis 50 Prozent. Nicht nur der Batterieantrieb, auch Wasserstoff bleibe für den Technologiekonzern ein strategisches Wachstumsfeld, so Hartung.

700 Millionen für Aus- und Weiterbildung Beschäftigter

Bosch hat zugesagt, bis 2027 insgesamt rund 700 Millionen Euro in die Ausbildung und Qualifizierung seiner Mitarbeitenden in der Mobilitätssparte in Deutschland zu investieren. In diesem und im kommenden Jahr sollen dazu weitere vier Milliarden Euro in Maschinen und Anlagen sowie in Forschung und Entwicklung fließen. Das sei ein Bekenntnis zum Standort Deutschland.

Chinesische Autobauer produzieren bald in Europa

Bosch-Chef Stefan Hartung erwartet, dass chinesische Autobauer bald schon verstärkt in Europa produzieren werden. Dabei will der weltgrößte Autozulieferer eine wichtige Rolle spielen, nicht nur als Zulieferer, sondern auch als Industrieanlagenbauer. Hersteller - Hartung sprach von OEM (Original Equipment Manufacturer)-, die aus China importieren wollten, müssten am Zielmarkt auch Fabriken bauen, um erfolgreich zu sein. Der chinesische Autobauer BYD, der die EM in Deutschland  sponsert, will in drei Jahren eine E-Autofabrik in Ungarn eröffnen. Schneller geht es für den chinesischen Autobauer Chery voran. Chery gründete ein Joint Venture mit dem spanischen Hersteller EV Motors und will bereits im Laufe des Jahres in einem ehemaligen Nissan-Werk in Barcelona Autos bauen. Das chinesische Unternehmen Leapmotor kooperiert mit der Opel-Mutter Stellantis, um das Stellantis-Werk Tichy in Polen zu nutzen.

Bosch-Chef: Klimaschutz erfordert anhaltende Investitionen

Bosch-Konzernchef Hartung appellierte bei der Präsentation der Bilanz 2023 an die Politik, trotz Spardruck CO2-effiziente Technologien weiter zu fördern. Der Klimaschutz stehe unter dem Eindruck zunehmender sozialer Spannungen in der Gesellschaft nicht mehr allein ganz oben auf der politischen Agenda. Für Bosch bleibe es aber ein zentrales Thema: Klimaschutz erfordere jedoch anhaltende Investitionen vom Staat, von Unternehmen und von jedem Einzelnen.

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Baden-Württemberg

"So lassen wir mit uns nicht umgehen" 25.000 Bosch-Beschäftigte protestierten deutschlandweit gegen Stellenabbau

Bosch will weltweit über 7.000 Stellen streichen, ein Großteil davon in BW. Trotz Tausenden protestierenden Beschäftigten will der Konzern an seinen Plänen festhalten.

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

SWR2 Geld, Markt, Meinung Jobabbau trotz Fachkräftemangel - immer mehr Firmen streichen Stellen

BASF, Bayer, ZF, Bosch, Conti, Miele: Die Liste der Unternehmen, die Stellen abbauen wollen, wird länger.

SWR2 Geld, Markt, Meinung SWR2

Stuttgart

"Verbrenner-Technologie weiter nötig" Bosch-Chef: Elektrifizierung von Fahrzeugen dauert Jahrzehnte

Der Umstieg auf E-Fahrzeuge verläuft holpriger als gedacht. Der Chef des Autozulieferers Bosch rechnet mit mindestens drei Jahrzehnten für die Elektrifizierung - weltweit.

Stand
Autor/in
Christoph Mautes
Lutz Heyser
Onlinefassung
Michael Herr
Petra Thiele
SWR-Wirtschaftsredakteurin Petra Thiele

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.