Schäfer in Panik

Blauzungenkrankheit: Tierhalter in BW sorgen sich um ihre Schafe

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Autor/in
Astrid Meisoll

Das Blauzungenvirus ist in Baden-Württemberg angekommen und breitet sich aus. Erste Tiere sind daran verendet. Tierhalter versuchen zu retten, was zu retten ist.

Bei Tierarzt Holger Axt steht das Telefon nicht still. Es klingelt 40 bis 50 Mal am Tag. Der Leiter des Schafherdengesundheitsdienstes ist seit Tagen im Dauereinsatz. Viele Schafhalter wollen noch schnell ihre Herde impfen. Denn seit vergangener Woche ist das Blauzungenvirus in Baden-Württemberg angekommen, auf einem Betrieb im Rems-Murr-Kreis.

Tierarzt zu Blauzungenvirus: Tierhalter haben Dynamik unterschätzt

"Ich denke viele Tierhalter haben diese Dynamik unterschätzt, die das Ganze aufnimmt. Das kommt möglicherweise wie eine riesen Tsunami-Welle auf uns zu", sagt Axt. "Jetzt gibt es Panik. Ich habe schon mit weinenden Tierhaltern gesprochen."

Seit vergangener Woche hat sich das Virus ausgebreitet. Es gibt Fälle in den Landkreisen Rastatt, Ortenau, Lörrach, Breisgau-Hochschwarzwald und Rottweil. Noch sind die Infektionszahlen mit mehr als 80 Fällen überschaubar. Verendet sind bisher 13 Tiere. Vor allem Schafe.

Auch Rinder, Ziegen und Rotwild in Gefahr

Das Blauzungenvirus ist laut dem baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium für den Menschen ungefährlich. Bei Tieren sieht es anders aus: Schaum vor dem Mund, eine angeschwollene und blaue Zunge sowie Fieber sind die Anzeichen für eine Erkrankung. Auch Rinder, Ziegen und Rotwild können sich anstecken und das Virus verbreiten.

Gerade jetzt im Sommer sind viele Stechmücken unterwegs. Diese sind Überträger des Virus. Vermutlich auf diesem Weg hat es das Blauzungenvirus aktuell aus den Niederlanden nach Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz geschafft - und nun eben auch nach Baden-Württemberg.

Impfen gegen das Virus im Akkord

Holger Axt vom Schafherdengesundheitsdienst sagt, dass die aktuelle Virusvariante aggressiv sei. Da helfe nur Impfen. Im Akkord.

Auf einer Wiese zwischen zwei Waldabschnitten bei Haigerloch (Zollernalbkreis) impft er bei über 30 Grad. 1.600 Schafe hat Schäfer Thomas Schwarz. Er hat für die Impfaktion extra einen Bereich abgezäunt. Aus dem wird dann ein Schaf nach dem anderen durch eine Schleuse geführt und geimpft. Die Tochter steht am Ende und zählt jedes einzelne Schaf. Es wird einen ganzen Tag dauern, jedes einzelne Schaf zu impfen. Aber das ist es wert, findet der Schäfer, dem die Herde gehört.

Schäfer aus Leidenschaft seit über 40 Jahren

Thomas Schwarz liegen seine Schafe am Herzen. Seit über 40 Jahren ist er Schäfer, zieht durchs Land, schläft im Wohnwagen, arbeitet 12 bis 16 Stunden am Tag. Er sieht seine Tiere zum Teil öfter als seine Familie. "Jedes Tier tut einem weh, wenn es ihm schlecht geht", sagt er. Jeder Todesfall sei schlimm. Und welcher Tierhalter wolle schon, dass es seinen Tieren schlecht geht? Schwarz verdient sein Geld damit, Weiden zu bewirtschaften. Die Schafe halten das Gras kurz. Es geht also auch um seine Lebensgrundlage.

Die Kulisse in Haigerloch zwischen Hügeln und Tannen ist idyllisch, aber die Lage ernst. Tierarzt Holger Axt öffnet ein Impfstoff-Fläschchen nach dem anderen. Ein Pieks in den Nacken des Schafes, Markierung auf den Po. Dann ist das Schaf sicher. Zumindest bald. Drei Wochen dauert es, bis die Impfung ihren Schutz entfaltet.

BW gibt Zuschuss für Impfungen

Die Impfung musste erst neu entwickelt werden, weil es sich um einen neuen Virustyp handelt. Das Land und die Tierseuchenkasse unterstützen die Impfungen finanziell. Schäfer Thomas Schwarz hofft, dass die Impfung noch rechtzeitig war: "Es ist schon eine Erleichterung, wenn man was gemacht hat. Mehr kann man ja nicht machen."

Die Schafe trotten dann auf die Wiese zu den anderen geimpften Schafen. Fast so, als wäre nichts gewesen. Und Tierarzt Holger Axt weiß, morgen ist schon der nächste Einsatz, um noch mehr Schafe zu impfen.

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