Nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen ziehen die meisten Weihnachtsmärkte in BW dieses Jahr eine positive Bilanz. Trotz Energiekrise und Inflation waren die Menschen offenbar in Konsumlaune.
"Endlich wieder Weihnachtsmarkt" - werden sich viele zu Beginn der Adventszeit gedacht haben. Und tatsächlich haben offenbar weder Energiekrise noch Inflation die Menschen davon abhalten können, sich nach zwei Jahren Pandemie einen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt mit Glühwein und Bratwurst zu gönnen oder Geschenke für Familie und Freunde zu kaufen. Die meisten Märkte im Land ziehen kurz vor Weihnachten mindestens eine positive, manche sogar eine sehr positive Bilanz - bei einigen steht das Ergebnis erst Ende der Woche fest. Einschätzungen aus verschiedenen Städten Baden-Württembergs:
- Christkindlesmarkt Karlsruhe
- Weihnachtsmarkt Reutlingen
- Weihachtsmarkt Mannheim
- Weihnachtsmarkt Stuttgart
- Weihnachtsmarkt Ludwigsburg
- Weihnachtsmarkt Esslingen
- Weihnachtsmarkt Heilbronn
- Weihnachtsmarkt Ulm
- Weihnachtsmarkt Freiburg
- Weihnachtsmarkt Heidelberg
Christkindlesmarkt in Karlsruhe erfolgreich wie nie
Schon vier Tage vor dem offiziellen Ende des Christkindlesmarktes meldete das Marktamt der Stadt Karlsruhe über eine Million Gäste. Das waren so viele wie noch nie, hieß es. Wobei offizielle Zählungen nicht durchgeführt wurden - dafür aber Hochrechnungen. Sie belegen, was die Händlerinnen und Händler bestätigen. Ein durchweg gut besuchter Weihnachtsmarkt an allen drei Standorten in Karlsruhe: Marktplatz, Friedrichsplatz und Kirchplatz Sankt Stephan. An manchen Samstagen habe es vor den Buden fast kein Durchkommen mehr gegeben.
Der guten Stimmung habe das aber keinen Abbruch getan, sagte Susanne Filder, Chefin des Karlsruher Schaustellerverbands. Im Gegenteil: Man habe die gute Laune der Menschen spüren können. Manche seien nach zwei Jahren Pause sogar richtig überschwänglich gewesen, so Filder. "Trotz Energiekrise sind die Kollegen alle zufrieden und haben gute Geschäfte gemacht."
Eigentlich habe vom Wetter bis zu den Attraktionen alles gepasst, erklärte auch das Marktamt. Einziger Wermutstropfen für die Besucherinnen und Besucher waren die aus Energiespargründen verkürzten Öffnungszeiten bis 21 Uhr. Der Christkindlesmarkt endet am 23. Dezember. Die Rollschuhbahn vor dem Schloss ist noch bis zum 8. Januar geöffnet.
Reutlingen: positive Bilanz trotz schlechten Wetters
Extreme Kälte, Schnee und Blitzeis sorgten an mehreren Tagen dafür, dass die Besucher ausblieben. Insgesamt seien die 80 Händler aber zufrieden, so die Organisatoren. Der Weihnachtsmarkt, der größer und weitläufiger als in den vergangenen Jahren war, lockte viele Besucher in diesem Jahr auch zur Reutlinger Stadthalle und in den Bürgerpark. Dort gab es erstmals eine Schlittschuhbahn samt Riesenrad.
Mannheim: Aufatmen nach schwieriger Zeit
In der Quadratestadt konnte man seit dem 21. November rund um den Wasserturm durch himmlische Gassen, wie die "Engelsgasse", den "Knecht-Ruprecht-Weg" oder den "Hirtenpfad" schlendern. Zumindest beim Glühweinverkauf war man nach Aussagen einiger Händlerinnen und Händler recht zufrieden mit den vergangenen Wochen. Noch im letzten Jahr mussten viele Standbetreibende drauflegen, weil der Weihnachtsmarkt coronabedingt kurz nach der Eröffnung wieder schließen musste.
Vom größten Glühweinstand auf dem Mannheimer Weihnachtsmarkt hieß es, der Absatz sei "nicht ganz wie vor Corona" gewesen. Das habe auch am erst nassen, dann klirrend kalten Wetter gelegen. Alles in allem könne man aber von einem "normalen Absatz" sprechen. Der Tenor der Mitarbeitenden auf dem Weihnachtsmarkt: Die Menschen waren glücklich, dass sie sich wieder am Glühweinstand treffen konnten und sprachen sehr oft das Lob aus: "Super, dass ihr da seid und prima, dass ihr durchgehalten habt."
Drei Millionen Besucher in Stuttgart
Der am Freitagabend beendete Stuttgarter Weihnachtsmarkt ist nach Angaben der Veranstalter von über drei Millionen Menschen besucht worden. Mit der Besucherzahl bewege man sich nur leicht unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie. "Damit haben wir unsere Erwartungen erreicht und sogar leicht übertroffen", sagte Andreas Kroll, der Geschäftsführer der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft.
Der Weihnachtsmarkt in Stuttgart ist der größte und älteste in Baden-Württemberg und mit seinen rund 280 Ständen auch der beliebteste. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause durfte er wieder ohne Einschränkungen öffnen. In diesem Jahr gab es etwa 55 Stände weniger. Die Lücken seien aber bewusst nicht mit Essensständen aufgefüllt worden, hieß es weiter. Auf dem Karlsplatz war dieses Jahr erstmals die "Winterhütte" zu finden - mit einer Eisstockbahn, die durch ein spezielles Material ohne Eis funktioniert. Diese ist noch über Weihnachten hinaus bis zum 8. Januar geöffnet.
Eindrücke vom Stuttgarter Weihnachtsmarkt:
Ludwigsburger Barock-Weihnachtsmarkt als Touristenmagnet
In der Barockstadt Ludwigsburg sind die meisten sehr zufrieden mit den vergangenen Wochen. "Zwischen 800.000 und einer Million Besucherinnen und Besucher werden wir am Ende des Weihnachtsmarkts verzeichnen", resümierte Mario Kreh, Geschäftsführer von Tourismus & Events Ludwigsburg, drei Tage vor Ende des Marktes. Damit bewege man sich "auf dem Vor-Corona-Niveau".
Auch der Umsatz habe zumeist gestimmt. Im Bereich Gastronomie sei so viel verkauft worden wie 2019, nur beim Kunsthandwerk habe man leichte Abstriche verzeichnet. Besonders beliebt war der Weihnachtsmarkt in Ludwigsburg offenbar bei Touristinnen und Touristen. Neben Gästen aus der Schweiz kamen viele Gruppen aus Frankreich, Italien und Spanien. Die sorgten nebenbei auch für zufriedene Gesichter im Einzelhandel der Stadt.
Heilbronn: Befürchtungen nicht eingetreten
Erleichterung ist bei den meisten Beteiligten des Heilbronner Weihnachtsmarktes zu spüren. "Wir sind mit Befürchtungen reingegangen und die haben sich Gott sei Dank nicht bewahrheitet", sagte eine Händlerin dem SWR. "Ich denke, es war eine gute Saison." Ein anderer Händler erklärte, Kaufzurückhaltung sei nicht zu spüren gewesen, allerdings seien die Kaufmengen etwas kleiner geworden. Das bestätigte auch eine Glühweinverkäuferin: "Die Leute trinken ein oder zwei Glühwein, und das war's dann."
Dennoch: Im Großen und Ganzen sind die Betreiberinnen und Betreiber ziemlich zufrieden. Steffen Schoch, Chef von Heilbronn Marketing, sagte, eine punktuelle Messung habe ergeben, dass man von fast derselben Besucherzahl wie 2019 ausgehen könne. Dabei sei die weihnachtliche Bimmelbahn, ein Highlight des Marktes, besonders bei Kindern gut angekommen. Bis zum Ende habe man wahrscheinlich gut 4.000 Tickets verkauft, so Schoch.
Esslinger Mittelalter- und Weihnachtsmarkt feiert starkes Comeback
Eine positive Bilanz zieht man auch in Esslingen: Nach drei Jahren Unterbrechung präsentierte sich die Stadt am Neckar mit ihren vielen Fachwerkhäusern in der Adventszeit wieder mittelalterlich-weihnachtlich. Erfreulich aus Sicht der Stadt und des "Marktvolks": Sowohl die Besucherzahlen als auch der Umsatz lagen über dem hohen Niveau von 2019, so Michael Metzler, Chef der Esslingen Markt und Event GmbH (EME). "Dieses Ergebnis ist umso höher einzuschätzen, weil die Veranstaltung von vielen Unwägbarkeiten geprägt war, wie dem Krieg in Europa, der hohen Inflation und einem insgesamt eher schlechten Konsumklima", erklärte Metzler.
Die Zahl der Besucherinnen und Besucher wird auf über eine Million geschätzt. Dabei habe man den Gästen einen gewissen Nachholeffekt angemerkt, heißt es von Seiten der EME. Der mittelalterliche Weihnachtsmarkt ist über die Grenzen Esslingens hinaus berühmt. Das belegt auch die Resonanz im Internet. Laut EME besuchten viele Bloggerinnen und Blogger aus dem Ausland den Markt und berichten in ihren Reiseblogs über Esslingen.
Bilder vom Mittelalter- und Weihnachtsmarkt in Esslingen:
Ulm: Viele Besucher und gute Verkaufszahlen
Auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt hat das Geschäft in den vergangenen Wochen gebrummt. Nach einem Jahr Pause und einem Jahr mit Auflagen durch die Corona-Pandemie zogen die Stände und Buden nicht nur viele Menschen an. Die Gäste kauften auch ordentlich ein. Nach den Einschränkungen durch Corona waren die Händlerinnen und Händler froh, dass die Kassen endlich wieder klingelten. Der Markt eröffnete am 21. November. Zur Halbzeit lagen Umsatz und Besucherzahl nach Angaben der Stadt Ulm zwar noch unter dem Vor-Corona-Niveau - es kamen bis dahin knapp eine halbe Million Menschen - doch auch zu diesem Zeitpunkt waren die Händler schon mit dem Vorweihnachtsgeschäft zufrieden.
Ein Sockenverkäufer in Ulm war sogar nahezu begeistert: "So wie die Leute das Geld ausgeben, merkt man von der Energiekrise nichts. Sie kaufen statt einem Paar Socken drei oder vier Pack." Das bestätigt auch der Geschäftsführer der Ulm-Messe, Jürgen Eilts. "Die Besucherzahl an sich macht es nicht aus, aber die Stände berichten von guten Verkaufszahlen und von Gästen, die den Weihnachtsmarkt so ähnlich wie 2019 genießen und konsumieren."
Freiburg: Erwartete Besucherzahlen weit übertroffen
Der Veranstalter des Freiburger Weihnachtsmarktes spricht in diesem Jahr von rund 1,2 Million Besucherinnen und Besuchern. Damit kann der Weihnachtsmarkt an die Zahlen von 2019 anknüpfen. Vor der Corona-Pandemie lagen diese ebenfalls bei rund 1,2 Million Besucher. Man sei sehr zufrieden mit der Saison, sagte Thomas Barth von der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe (FWTM) gegenüber dem SWR. Eigentlich hatte sich der Veranstalter 800.000 Besucherinnen und Besucher zum Ziel an den 36 Weihnachtsmarkt-Tagen gesetzt. Noch nie war der Freiburger Weihnachtsmarkt so lange geöffnet wie in diesem Jahr.
Auch das neue Beleuchtungskonzept sei gut angenommen worden. Es gab weder Beschwerden noch schlechte Stimmung, so die FWTM. In diesem Jahr leuchtet die Weihnachtsbeleuchtung in der Kaiser-Joseph-Straße, der Bertoldstraße und der Rathausgasse fünf Tage kürzer. Also nur bis zum ersten Januar und nicht wie bisher üblich bis zum Dreikönigstag am 6. Januar.
Starkes Interesse in Heidelberg
Der Weihnachtsmarkt in Heidelberg mit seinen sechs Standorten war dieses Jahr besonders stark besucht. Eventmanager Joe Schwarz von der Heidelberg Marketing GmbH zieht eine positive Bilanz. Er geht von 1,2 Millionen Gästen aus - etwa ein Drittel mehr als 2019. Auch die Händlerinnen und Händler seien außerordentlich zufrieden. Grund für den Erfolg seien das gute Angebot und Wetter sowie der "Hunger" der Besucherinnen und Besucher auf Weihnachtsmarktambiente.