Hunderte Lehrerstellen sind in Baden-Württemberg noch immer nicht besetzt. Der Beamtenbund kritisiert das Land, die bisherigen Maßnahmen hätten die Situation eher verschlimmert.
Auch nach Start des neuen Schuljahres sind in Baden-Württemberg noch immer hunderte Lehrerstellen unbesetzt. Vielen Schulen drohen Personalprobleme. Aus Sicht des Beamtenbunds Tarifunion Baden-Württemberg (BBW) schöpft die Landesregierung nicht alle Möglichkeiten aus, um dem effektiv entgegenzutreten. Die bislang getroffenen Maßnahmen reichten nicht aus und schadeten sogar, hieß es dazu am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Stuttgart.
Das 18-Maßnahmen-Paket, das die Kultusministerin im Frühjahr vorgestellt hatte, habe massiv zu Angst und Misstrauen unter den Lehrkräften geführt, sagte Tina Stark vom BBW. Es habe plötzlich von oben herab geheißen, unbegründete Teilzeit sei nicht mehr mit weniger als 75 Prozent möglich. Das zwinge Personen jetzt, mehr zu arbeiten als sie vielleicht können.
Lebensarbeitszeitkonto als Motivation für Mehrarbeit
Es sei nicht damit getan, nur die kleineren Stellschrauben zu drehen, pensionierte Lehrkräfte zurückzuholen, Teilzeitkräfte zur Mehrarbeit zu motivieren oder wie geplant ein Duales Lehramtsstudium zu testen, sagte BBW-Chef Kai Rosenberger.
Der BBW forderte die Landesregierung dagegen auf, die Attraktivität des Berufs zu steigern. Ein Vorschlag: Die Deputatsstunden zu reduzieren und ein Lebensarbeitszeitkonto einzurichten, sodass im Alter weniger gearbeitet werden müsse. Zudem könne so ein rechtlicher Rahmen für freiwillige Mehrarbeit geschaffen werden.
Ende der Sommerferien Schulstart in BW mit Lehrermangel: 565 Stellen unbesetzt
Kurz vor Schulbeginn sind in BW noch viele Lehrerstellen unbesetzt. Mit mehr Geld könnte der Lehrerberuf attraktiver gemacht werden - doch das ist im Landeshaushalt nicht vorgesehen.
BBW fordert Erhöhung der Besoldung für Lehrkräfte
Auch die Chancen zur Beförderung und die Arbeitsbedingungen müssten sich laut Beamtenbund verbessern. In den letzten Jahren seien für die Lehrkräfte immer mehr Aufgaben dazu gekommen, die Zeit für die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts gehe so verloren.
Aus Sicht des BBW hält auch die Bezahlung viele davon ab, sich für den Beruf im Klassenzimmer zu entscheiden: Baden-Württemberg müsse im Wettbewerb mit den Bundesländern mitziehen, forderte Rosenberger. Diese beabsichtigten, die Besoldung für Lehrkräfte von Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen anzuheben, sagte die BBW-Vize Tina Stark.