Am Samstag wurden in Deutschland die letzten Atomkraftwerke vom Netz genommen. Im Kampf gegen die Klimakrise muss jetzt gehandelt werden, meint SWR-Umweltexperte Werner Eckert.
Das beliebte pro oder contra Atomkraft, das ist meiner Meinung nach nur noch Spiegelfechterei. Deutschland ist raus. Das hat juristisch, technisch und wirtschaftlich Fakten geschaffen. Es reicht nicht, jetzt plötzlich doch wieder "AKW - ja bitte!" zu rufen, selbst wenn man es will. Das wird sinnlos teuer.
Energieversorgung auch ohne AKWs gesichert
Ich meine, die emotional aufgeladene Debatte über Jahrzehnte hat uns den Blick auf Realitäten verstellt. Wir kommen auch ohne den Rest an Kernenergie jetzt gut aus. Vier Prozent der Stromproduktion - da wird es weder dunkel noch wird deshalb der Strom teurer. Allerdings wächst jetzt der Druck, die Probleme der Energiewende auch zügig zu lösen.
Atomstrom verbleibt im deutschen Netz
Das bedeutet mehr Windräder, Solaranlagen und auch Gaskraftwerke in Baden-Württemberg. Die Hochspannungstrassen zu uns hin müssen gebaut werden. Wir können nicht nur Nein zu allem sagen. Aber zur Wahrheit gehört auch: Wir werden weiter Atomstrom im Netz haben. Aus Frankreich etwa, so wie die Franzosen unseren Windstrom kriegen.
Kampf gegen die Klimakrise muss jetzt geführt werden
Die Zukunft besteht weltweit aus einem Mix von sehr viel erneuerbaren- und von Fall zu Fall, je nach nationaler Entscheidung, auch aus Kernkraftwerken. Das ist unstrittig. Und auch wenn uns hochmoderne Mini-Atomkraftwerke oder die Kernfusion als die Lösung schlechthin versprochen werden - das ist ferne Zukunftsmusik. Den Kampf gegen die Klimakrise müssen wir jetzt führen. Und das geht in Deutschland nur mit den Erneuerbaren.
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