Luftkampf und Luftbetankungen - all das wird bei der NATO-Übung ab Montag trainiert. Auch über BW wird geflogen. Das könnte auch den zivilen Flugverkehr beeinträchtigen.
An diesem Montag hat das internationale Luftwaffenmanöver "Air Defender 2023" begonnen. Mit 25 Nationen, knapp 240 Flugzeugen und 10.000 beteiligten Soldatinnen und Soldaten ist es die größte Luftwaffenübung seit Bestehen der NATO. Auch über Baden-Württemberg wird geflogen, wie die Bundeswehr vorab mitteilte - und dafür zeitweise der Luftraum gesperrt. Die Luftstreitkräfte wollen den NATO-Beistandsfall trainieren. Das bedeutet, sie simulieren, dass ein Mitgliedstaat angegriffen wird und die Verbündeten zu Hilfe eilen.
Mit dem Luftmanöver "Air Defender" will die Luftwaffe zusammen mit den beteiligten NATO-Partnern zwar Stärke zeigen - aber eine Eskalation mit Blick auf Russland vermeiden. Der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, sagte im ZDF-Morgenmagazin, die Übung sei ein Signal an die NATO-Nationen und die Bevölkerung, dass man in der Lage sei, diese zu verteidigen:
NATO dankt Deutschland für "Rekordübung"
Am ersten Tag des NATO-Manövers hat eine Sprecherin des Verteidigungsbündnisses Deutschland für die Organisation, Planung und Ausrichtung dieser "Rekordübung" gedankt. "Air Defender", die bislang größte Luftwaffenübung in der Geschichte der Militärallianz, sei ein starkes Zeichen des deutschen Engagements und der deutschen Fähigkeiten, so die Sprecherin. Die klare Botschaft der Übung sei, dass die NATO bereit sei, jeden Zentimeter des Bündnisgebiets zu verteidigen. Neben den NATO-Staaten beteiligen sich auch Japan und der NATO-Beitrittskandidat Schweden an der Übung, die noch bis zum 23. Juni geht.
Wie ist Baden-Württemberg betroffen?
Für das Manöver sind drei Lufträume im Norden, Osten und Süden Deutschlands reserviert. Ein Teil der Übung findet laut Bundeswehr in einem Korridor statt, der quer durch Baden-Württemberg von Lechfeld in Bayern kommend bis ins südliche Saarland führt.
Der Korridor sei 37 Kilometer breit und führe nördlich an Stuttgart vorbei. Die Militärmaschinen sollen dort bis zum 22. Juni werktags von 13 bis 17 Uhr in einer Höhe ab 3.350 Meter fliegen. Dafür wurde der Luftraum in einer Höhe von 2.500 bis 15.000 Meter blockiert, sagte ein Sprecher der Luftwaffe. Aufgrund der Flughöhe sei nur mit leicht erhöhtem Fluglärm zu rechnen, hieß es im Vorfeld.
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Welche Beeinträchtigungen gibt es bei Flügen in BW?
Die Luftwaffe geht davon aus, dass der zivile Luftverkehr kaum beeinträchtigt wird. Nach Einschätzung der Flughäfen in Baden-Württemberg sind Flugstreichungen nicht absehbar, aber Verspätungen möglich.
Die Gewerkschaft der Fluglotsen rechnet dagegen mit massiven Verspätungen im Passagierverkehr. Luftfahrtexperte Timo Nowack sagte im Gespräch mit SWR Aktuell, wie die Einschränkungen ausfallen werden, sei derzeit noch schwierig abzuschätzen, weil es noch nie eine so große Übung gegeben habe und die Erfahrungswerte fehlten. Welche Flüge genau betroffen sein könnten, sei schwer zu sagen.
Keine Starts und Landungen in Baden-Württemberg
Das unterstrich der Sprecher auch noch einmal am Montag. Bürgerinnen und Bürger in Baden-Württemberg würden "wenig bis gar nichts" von der Übung mitbekommen, da keine Flugzeuge in Baden-Württemberg starteten oder landeten, sagte er. Höchstens in der Grenzregion zu Bayern könne man von dem Manöver etwas hören, da in Neuburg an der Donau (Kreis Neuburg-Schrobenhausen) und in Lechfeld (Kreis Augsburg) Jets starteten.
"Da kann es bei An- und Abflügen gegebenenfalls dazu kommen, dass man etwas mitbekommt", sagte der Sprecher. "Ansonsten wird man nicht mehr als ein paar Punkte am Himmel und entfernte Geräusche mitbekommen."
Auch das Hubschraubergeschwader 64 aus Laupheim (Kreis Biberach) ist mit vier Hubschraubern des Typs 145M für Spezialkräfte und zwei schweren Transporthubschraubern in das Manöver eingebunden. Trainiert werde der gemeinsame Einsatz im Verbund mit den Bündnispartnern, heißt es aus Laupheim.
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Auch der Bodensee-Airport in Friedrichshafen rechnet durch das Manöver mit Beeinträchtigungen für den zivilen Luftverkehr in den kommenden Tagen. Denn vor allem über Deutschland werde es dafür räumlich und zeitlich begrenzte Sperrungen geben, heißt es in einer Pressemitteilung. Wie die Auswirkungen konkret für einzelne Tage und Flüge aussehen, ist laut Bodensee-Airport derzeit aber noch nicht vorherzusehen.
Kann man die Manöver sehen?
Luftfahrtexperte Nowack erklärt, aufgrund der großen gesperrten Flugzonen und Abstände, in denen Flüge umgeleitet werden, werde man aus Passagierflugzeugen keine Flugmanöver sehen können. Es könne höchstens sein, dass ein Pilot in der Luft etwas davon mitbekomme. "Aber man darf sich das nicht so vorstellen, dass die Passagiere aus dem Flugzeugfenster gucken und irgendwelche Manöver sehen. Das ist weit genug voneinander entfernt", so Nowack. Doch die Möglichkeit, dass man vom Boden aus etwas sieht, bestehe durchaus.
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