Um bald 100 Prozent des Biomülls wiederzuverwerten, fordert BW Investitionen in Biogasanlagen. Derweil geht das Restmüllaufkommen im Land zurück - aus einem bestimmten Grund.
In Baden-Württemberg sind im vergangenen Jahr mehr als 70 Prozent der Bioabfälle wiederverwertet worden. Sie wurden zu Biogas oder Stoffen wie Kompost verarbeitet. Das geht aus der aktuellen Abfallbilanz für 2023 hervor, die am Montag Stuttgart vorgestellt wurde.
Umweltministerium will Bioabfälle zu 100 Prozent wiederverwerten
Das baden-württembergische Umweltministerium hat das Ziel, die Bioabfälle in Zukunft zu 100 Prozent wiederzuverwerten. Dafür müssten nach Angaben des Ministeriums Kommunen, aber auch private Betreiber noch mehr in Biogasanlagen und deren Modernisierung investieren. So könne noch mehr Biogas produziert und ins öffentliche Energienetz eingespeist werden. Das sei gut für den Klimaschutz und für die Wärmeplanung der Kommunen.
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Mit Detektoren an den Müllwagen sollen im Kreis Heilbronn ab August Biotonnen auf falsch entsorgten Müll kontrolliert werden. Im schlimmsten Fall bleibt die Tonne ungeleert stehen.
Land will Kompost-Herstellung aus Bioabfall steigern
Dazu sollen zunächst noch mehr häusliche Bioabfälle und Grünabfälle in Vergärungs- und Kompostieranlagen landen. Aus den Abfällen soll dann doppelt so viel Biogas wie bisher erzeugt werden. Auch die Kompost-Herstellung aus den Bioabfällen will das Land weiter steigern. Der Kompost sei wichtig für die heimische Landwirtschaft und könne Abhängigkeiten von Import-Dünger vermindern.
Noch immer lande zu viel Müll in der falschen Tonne, sagte Umwelt-Staatssekretär Andre Baumann (Grüne) bei Vorstellung der Abfallbilanz am Montag in Stuttgart. In die Biotonne geworfenes Glas, Plastik und andere Kunststoffe bremsten die Wiederverwertung. "Das ist verschenkte Energie, verschenkter Rohstoff", so Baumann. Er berief sich dabei auf Erfahrungen und Rückmeldungen von öffentlichen Entsorgern und Vergärungsanlagen.
Zunehmend würden Biotonnen deshalb genauer per Sichtkontrolle untersucht - und nicht geleert, wenn sich darin zu viel Plastik oder anderes nicht biogenes Material befinde. Vom kommenden Jahr an werde auch in Biovergärungsanlagen ein strengerer Blick auf die Inhalte geworfen. "Wenn zu viele Fehlwürfe drin sind, geht das wieder zurück an die öffentlichen Entsorger und wirkt sich früher oder später auch auf die Verbraucher aus", warnte Baumann.
Rückgang in der Baubranche sorgt für deutlich weniger Restmüll
Das Restmüll-Aufkommen in Baden-Württemberg ist im vergangenen Jahr zurückgegangen und liegt mit durchschnittlich 112 Kilogramm pro Einwohner auf einem historischen Tiefstand. Insgesamt 9,35 Millionen Tonnen Abfall wurden im vergangenen Jahr entsorgt. Das sind 1,5 Tonnen beziehungsweise 14 Prozent weniger als noch 2022. Nach Angaben von Baumann ist die Entwicklung jedoch vor allem auf den konjunkturbedingten Rückgang von Baumassen-Abfällen um 25 Prozent zurückzuführen.
Aber auch das Aufkommen an häuslichen Abfällen geht weiter zurück: Pro Kopf sind im vergangenen Jahr sechs Kilogramm weniger Restmüll, Sperrmüll und Wertstoffe in Baden-Württemberg angefallen. Gleichgeblieben sei dagegen die Menge an Biomüll, so Baumann. Die Abfallgebühren stiegen 2023 um 5,6 Prozent auf durchschnittlich 190 Euro für einen Vier-Personen-Haushalt.