Den Termin forderten viele, nun besteht Einigkeit: Das 49-Euro-Ticket kommt zum 1. Mai. Doch das letzte Wort hat die EU.
Bund und Länder haben sich am Freitag auf einen Start des deutschlandweiten 49-Euro-Tickets im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zum 1. Mai geeinigt. "Das, was viele sich wünschen, wird zum 1. Mai Realität", sagte der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne), nach der Sitzung einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe. Verkaufsstart des bundesweiten Tickets für Busse und Bahnen im Regionalverkehr soll demnach der 3. April werden.
Deutschlandticket kommt zum 1. Mai 2023
Es seien in diesen Fragen nicht nur Fortschritte erzielt, "sondern über die wirklich wichtigen Punkte eine endgültige Verständigung erreicht" worden, sagte Krischer. Das Deutschlandticket sei "das größte Reformprojekt in der Geschichte des öffentlichen Personennahverkehrs in Deutschland".
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) äußerte sich zufrieden über die Einigung. Es habe "kaum jemand verstanden, warum wir da solche Probleme haben", sagte der Grünen-Politiker am Freitagabend im SWR. Die Verzögerungen hätten auch daran gelegen, dass man 16 Bundesländer und deutlich mehr Verbünde mit unterschiedlichen Regelungen unter einen Hut habe bringen müssen. "All das auf so ein einheitliches Modell zusammenzuführen, ist nicht einfach", so Hermann weiter.
Der verkehrspolitische Sprecher der FDP im Landtag von Baden-Württemberg, Christian Jung, begrüßte die Einführung. Es sei sinnvoll, wenn das Ticket über App oder eine Chipkarte wie bei der Bahncard angeboten wird, twitterte er. Gegenüber dem SWR betonte Hermann, dass der Bund die Bedingung gestellt habe, das Ticket digital anzubieten. "Entscheidend ist, dass das 49-Euro-Ticket ein digitales Ticket ist, was man digital kauft und was auch digital kontrolliert wird", sagte er.
Die Einigung steht aber noch unter dem Vorbehalt, dass die EU-Kommission dem 49-Euro-Ticket zustimmt. Das Vorhaben betrifft beihilferechtliche Fragen, die die Kommission derzeit überprüft.
Analog oder Digital? Debatte über 49-Euro-Ticket
Eigentlich sollte es schon zu Jahresbeginn starten, doch Bund und Länder stritten über Einzelregelungen. So plädierte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) für ein rein digitales Ticket, während einige Länder auch solche in Papierform anbieten wollten. Dem Beschluss-Papier zufolge soll es nun übergangsweise bis Jahresende möglich sein, dass einzelne Verkehrsverbünde ein digital kontrollierbares Papierticket mit QR-Code anbieten. Hermann betonte im SWR, dass er eine dauerhafte, nicht ausschlieslich digitale, Lösung favorisiert hätte.
Der Grünen-Politiker hatte zuvor im Interesse einer "breiten Nutzung" dafür geworben, auch Papierfahrscheine im Übergang neben dem elektronischen Ticket zumindest bis Ende 2023 zuzulassen. "Dies ist gerade für Kinder und für Erwachsene ohne Smartphone wichtig, um ihnen den Zugang zum Deutschlandticket zu ermöglichen", hatte Hermann dem SWR zu Beginn der Woche gesagt.
Einigung beim Jobticket
Beim sogenannten Jobticket konnten sich die Verantwortlichen auf eine gemeinsame Linie verständigen. Arbeitgeber sollen demnach die Möglichkeit bekommen, das Ticket mit einem fünfprozentigen Abschlag zu kaufen. Voraussetzung ist, dass sie es mit einem Abschlag von mindestens 25 Prozent an ihre Beschäftigten weiterreichen.
Einen Schritt weiter ist man da bereits bei der Stadtverwaltung der Stadt Stuttgart: Der Gemeinderat hat am Donnerstag beschlossen, die Kosten des 49-Euro-Tickets für die städtischen Beschäftigten zu übernehmen.
Bezuschussung des 49-Euro-Tickets: Tübingen und Stuttgart mit Signal
Der Gemeinderat der Stadt Tübingen geht sogar noch einen Schritt weiter. In einem Beschluss vom Donnerstag wurde festgelegt, dass den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt ein besonderes günstiges Bus- und Bahn-Ticket angeboten werden soll. Sobald der Bund das deutschlandweite 49-Euro-Ticket einführt, erhält jeder Tübinger einen städtischen Zuschuss von 10 Euro, so dass das Ticket dann nur noch 39 Euro kostet.