Jenseits der Klassiker: Welches 2023 neu erschienene Brettspiel oder Kartenspiel begeistert Kinder wie Erwachsene? Wir haben 7 Tipps für Spiele, die der ganzen Familie gefallen.
Das "Spiel des Jahres 2023" steht seit Juli 2023 fest: "Dorfromantik", ein kooperatives Spiel für die ganze Familie. Das Brettspiel ist angelehnt an den gleichnamigen PC-Spiel-Hit. Und es ist derzeit ein Renner auf den Spieletischen. Doch die Szene diskutiert bereits darüber, weches Spiel denn 2024 das "Spiel des Jahres" werden könnte. Wir haben sieben Kartenspiele und Brettspiele getestet, die Chancen haben, zumindest auf der Empfehlungs- und Nominiertenliste des Jury-Preises zu landen. Ob dabei auch das Spiel ist, dass den berühmten "roten Pöppel" verdient? Testen Sie es aus!
- Poker ohne Spielkarten – Tüte auf, Chips raus und richtig setzen
- Noch mehr Dorfromantik – Brettspiel mit Plättchen, Pflege und Pfiff
- "Schnick-Schnack-Schnuck" als Vorbild – ein Spiel mit Karten und Kniff
- Frühjahrsputz und putzige Pilze – ein Kartenspiel für Optimierer
- Kartenspiel à la "6 nimmt!" – ein kleines Spiel zum herrlich Ärgern
- Mit Karten Bäume sprießen lassen – ein Spiel zum Waldbaden
- Klassiker "Dixit" im Disney-Gewand – ein Spiel zum Bilder raten
Poker ohne Spielkarten – Tüte auf, Chips raus und richtig setzen
Auch wenn die Verpackung von "'Ne Tüte Chips" aussieht wie eine echte Tüte Chips, ist es doch eine Art Pokerspiel. Denn in vier Spielrunden setzen wir darauf, mit welchen Karten wir am Ende Punkte machen wollen und mit welchen nicht.
Zu Beginn haben wir sechs Wertungkarten auf der Hand. In der ersten Runde werden dann fünf Chips aus dem Beutel gezogen. Insgesamt gibt es 25 Chips in fünf verschiedenen Farben, die unterschiedlich oft vorhanden sind. Nach dieser ersten Runde müssen wir zwei Karten weglegen, von denen wir denken, dass wir sie nicht erfüllen. In Runde zwei und drei sieht es ähnlich aus. In der vierten Runde gibt es dann noch drei weitere Chips aus dem Beutel. Und dann müssen wir die finale Entscheidung treffen: Mit zwei Karten wollen wir viele Pluspunkte sammeln, die dritte kommt noch auf den Stapel.
Haben wir die Bedingungen auf den Karten erfüllt, mit denen wir Pluspunkte machen wollten, dann bekommen wir auch diese Punkte. Haben wir allerdings auch Karten erfüllt, von denen wir dachten, dass das niemals klappt, werden diese uns als Minuspunkte abgezogen. Bei diesem Spiel stimmen Aufmachung und Erwartung wunderbar überein. Es ist ein lockeres Spiel, dass man jederzeit auf den Tisch holen kann. Es ist sofort verstanden, hat viel mit Glück zu tun und natürlich kommt auch ein bisschen Schadenfreude auf. Und mit einer richtigen Tüte Chips daneben wird es sogar noch richtig lecker …
Noch mehr Dorfromantik – Brettspiel mit Plättchen, Pflege und Pfiff
Ländliche Idylle zum selber Bauen, das kommt hierzulande gut an. In "Kuhfstein" nun, in dem natürlich die Kuh und der Tiroler Grenzort Kufstein stecken, bauen wir mit gewellten Pappplättchen Landschaften auf – Wiesen, Feldern, Seen, Wäldern und Dörfern. Unser Ziel dabei: Bestimmte Landschaftsmuster puzzeln, die uns Zielkarten vorgeben. Erfüllen wir die Vorgabe, bringt uns das einige Schritte auf einer Laufleiste voran – denn: Kuhfstein ist im Kern ein Wettrennen.
Die Kühe sind dabei übrigens das, was wir dabei geschickt managen müssen: Mit jedem Muster, das wir puzzeln, müssen wir sie in unsere Landschaft platzieren – und dort stören sie. Indem wir das liebe Vieh geschickt platzieren, können wir es gut wieder zusammentreiben und gesammelt vom Feld nehmen. Das ist wichtig, da jeder Spielzug in einem Wettrennen zählt. So entwickelt sich ein munteres Gepuzzle, man lauert auf Karten und Plättchen in der Auslage, freut sich, wenn sich eins ins andere fügt. Dabei ist Kufstein schnell erklärt, schnell gespielt und völlig schnörkellos entwickelt. Familien- wie reine Erwachsenen-Runden haben daran ihre Freude – eines der stärksten Spiele des Jahrgangs.
"Schnick-Schnack-Schnuck" als Vorbild – ein Spiel mit Karten und Kniff
Der Name des Spiels lässt sich im gleichen Rhythmus aussprechen wie "Schnick-Schnack-Schnuck". Und damit ist "Ku-Ka-König" auch schon fast erklärt. Dabei geht es nicht um Schere-Stein-Papier, sondern um Karten, die in der Spielmitte ausliegen. Je nach Personenanzahl gibt es sechs bis acht Reihen, unter den mindestens drei Karten liegen. Mit dem Aussprechen von "Ku-Ka-König" wählen alle Spielenden gleichzeitig eine Reihe und zeigen die Zahl mit ihren Fingern an. Alle bekommen die Reihe, die sie gewählt haben, solange kein anderer die Reihe will. Alle anderen müssen noch mal um eine Reihe wetteifern.
Zweimal im Spiel gibt es Siegpunkte, wobei die Karten ganz unterschiedliche gewertet werden. Von den König-Karten will man so viel, wie man bekommen kann. Bei den Kirchen gibt es nur für denjenigen Punkte, der die Mehrheit hat. Die größte Rittermacht ist auch punkteträchtig und bei den acht verschiedenen Tieren gilt: Je mehr von einer Sorte, desto mehr Punkte. Da alle Karten immer ausliegen, ist jederzeit ersichtlich, worauf die Mitspielenden aus sein könnten. Da muss man dann nur noch die richtige Zahl anzeigen … Das Spiel ist einfach und kann mit der ganzen Familie gespielt werden.
Frühjahrsputz und putzige Pilze – ein Kartenspiel für Optimierer
Putzen – für manche ein Graus, für andere ein Fimmel und für Spielende von "Mycelia" eine hübsche Herausforderung: Wir befinden wir, so der Untertitel des Spiels "Im Tal der tausend Tautropfen". Ein waghalsiger Stunt beim Zusammenzimmern der Spielgeschichte führt uns dazu, dass wir diese Tautropfen, hübsche Kristallsteine auf unserem privaten Spielbrett – von eben diesem Brett runterbekommen wollen. Beim Großputz helfen uns Pilze im zuckersüßen Comic-Look. Sie bevölkern die Karten im Spiel, denn: Mycelia ist im Kern ein Kartenspiel, ein "Deckbauspiel". Das "Deck" meint dabei den eigenen Kartenstapel, den wir immer wieder durchspielen und den wir mit immer besseren Karten ausstatten wollen.
Das erlaubt uns, Kristallsteine vom Tableau zu bekommen oder neue Karten zu kaufen. Die entfernten Kristalle landen auf einer Pappinstallation mit einer Platte, die gedreht wird, wenn sie voll ist. Dadurch rauschen nicht nur die Kristalle effektvoll durch die Pappinstallation, sondern auch ein Würfel. Dieser bestimmt dann, wo auf unserem Spielbrett wir neue Kristalle platzieren müssen, was das Spiel aber nur unwesentlich verlängert. Sind alle Kristallsteine weggeputzt, hat man gewonnen – ein Wettaufräumen der Tautropfenkristall-Putzteufel sozusagen. Das Spiel ist schon für Grundschüler gut spielbar und bietet eine schöne und befriedigende Knobelei. Ambitionierte Spielende können mit anderen Tableaus, Sonderaktionen und Extra-Karten die Herausforderunglatte höher legen. Let’s putz!
Kartenspiel à la "6 nimmt!" – ein kleines Spiel zum herrlich Ärgern
Haben Sie Lust auf ein schnelles Kartenspiel mit ein bisschen Taktik, viel Glück und Spaß und einer gehörigen Portion Schadenfreude? Dann ist "Cabanga!" genau das richtige. Es gibt Karten in vier Farben mit den Werten von 1 bis 18. Für jede Farbe liegen zwei Ablagestapel in der Tischmitte. Wer an der Reihe ist, muss eine seiner Karten auf einen farblich passenden Stapel legen. Dabei sollte die Differenz zu der ausliegenden Karte möglichst gering sein. Denn wenn eine andere Person, die Karte oder Karten auf der Hand hat, die dazwischen passen, dann wird laut "Cabanga!" gerufen und man muss die Karte oder Karten der Mitspielenden auf die Hand nehmen. Gewonnen hat, wer als erster seine Handkarten los ist.
Das Spiel lebt von der Unberechenbarkeit. Und manchmal ist schon bei einer Differenz von einer einzigen Karte genau diese bei einem Mitspieler auf der Hand, beim anderen Mal ist die Differenz sechs oder mehr und niemand hat die Karte. Das sorgt für Spannung und Freude – oder eben auch Schadenfreude. Besonders, wenn man am Ende seine letzte Karte ablegen will und man plötzlich ganz häufig "Cabanga!" hört. So einfach und doch so gut, eines der besten Kartenspiele der letzten Zeit.
Mit Karten Bäume sprießen lassen – ein Spiel zum Waldbaden
Sehnsuchtsort Wald – auch er fehlt dieses Jahr nicht in der Brettspielwelt. "Mischwald" ist ein Kartenspiel: Wir sammeln Bäume zum Anpflanzen und Waldgeschöpfe zum Ansiedeln – in der Krone, im Unterholz und im Wurzelwerk. Bäume wie Tiere füllen unsere Kartenhand. Sind wir am Zug, ziehen wir zum einen zwei Karten nach, zum anderen spielen eine Karte aus. Einen Baum legen wir einfach vor uns ab. Ein Tier, eine Pflanze oder einen Pilz legen wir ab, wo sie hingehört – eben über, unter oder neben eine Baumkarte, wir schieben sie zur Hälfte unter. Für das Ausspielen bezahlt man mit Karten in eine offene Auslage, aus der sich wiederum die Mitspielenden bedienen dürfen.
Warum das alles? Ziel ist, gute Kombinationen zu bilden. Die eine Karte gibt mit der anderen Karte zusammen Punkte. Die Nächste will ganz viele Artgenossen. Eine Nächste soll in der eigenen Auslage öfter vorkommen als bei den Mitspielenden. Jeder versucht, seine Auslage zu optimieren und im besten Fall keine tollen Karten für die Mitspielenden in die Mitte zu legen. Da lässt sich viel ausprobieren, man fiebert um Karten, taktiert, wirft Pläne noch mal um. Die Regeln sind super einfach – doch wird man von Spiel zu Spiel besser. Eine schöne Aufgabe und am Ende eine schöne Auslage. Das Auge spielt schließlich mit – wegen Sehnsuchtsort Wald und so.
Klassiker "Dixit" im Disney-Gewand – ein Spiel zum Bilder raten
Zum 100-jährigen Disney-Jubiläum treffen deren fantastische Animationswelten auf "Dixit", das "Spiel des Jahres 2010". Wie bisher beschreibt die aktive Person eine ihrer Handkarten mit einem Wort, einem Satz oder einem Geräusch. Die Karte kommt dann verdeckt in die Mitte, alle anderen suchen aus ihren Handkarren auch eine aus, die der Beschreibung am nächsten kommt. Ziel ist es, zum einen die Karte der aktiven Person zu erraten und möglichst viele Mitspielende mit der eigenen Karte auf die falsche Fährte zu führen.
In dieser Disney–Ausgabe zeigen natürlich alle Karten Motive, die an bekannte Disney-Filme und -Figuren erinnern, aber wie bei "Dixit" üblich, sind die Zeichnungen vielfältig interpretierbar. Das Gute an dieser Ausgabe ist, dass es sowohl Kenner der Disney–Filme spielen können als auch Personen, die so gut wie keinen Disney-Film gesehen haben oder Figuren daraus kennen. Als besonderes Schmankerl für Disney-Fans sehen die Spielfiguren aus wie Charaktere aus den Filmen. So gibt es neben Micky Maus beispielsweise Aladdin, Tinkerbell oder Mike aus "Monster AG".