"Theo, wir fahr'n nach Lodz" und "Ich liebe das Leben": Lieder wie diese machten Sängerin Vicky Leandros in Deutschland bekannt. "Ich liebe das Leben" ist auch der Titel, unter dem sich die Griechin von der Bühne verabschiedet - und es könnte ihr Lebensmotto sein.
Vicky Leandros - mit "Ich liebe das Leben" auf Abschiedstournee
Nach mehr als einem halben Jahrhundert mit unzähligen Liedern und Konzerten zieht sich Vicky Leandros von der Bühne zurück. Das Motto für die Abschiedstournee ist gleichzeitig einer ihrer größten Hits: "Ich liebe das Leben". Nach ihrer langen Karriere kann die Sängerin aus Griechenland auf große Erfolge zurückblicken: 55 Millionen verkaufte Schallplatten, die in mehr als 55 Ländern auf den Markt kamen, sind eine stolze Bilanz. Daran hat vor allem eine Person einen großen Anteil.
Vater Leo gibt seiner Tochter Starthilfe
Bereits als Kind stand für sie fest, dass sie Sängerin werden wollte. Ihr Vater Leo, selbst erfolgreicher Komponist und Sänger, förderte sie sehr. Sie bekam Gesangs-, Ballett- und Gitarrenunterricht und noch als Gymnasiastin drängte sie ihren Vater, sie ins Plattenstudio mitzunehmen. 1965 produzierte er ihre erste Single "Messer, Gabel, Schere, Licht".
Publikum und Kritiker nahmen die Debütantin wohlwollend auf. 1966 kürte sie das Magazin "Bravo" zur "Newcomerin des Jahres". Erste Auftritte im Fernsehen und ihre erste Langspielplatte legten Zeugnis von ihrem Talent und ihrer Vielseitigkeit ab. Von Anfang an reichte ihre musikalische Bandbreite vom Schlager über Folklore bis hin zum Chanson und Popsong. Hinzu kam, dass sie ihre Titel in mehreren Sprachen sang.
Die Sängerin gewinnt mit "Après toi" für Luxemburg den Grand Prix
Luxemburg wurde auf die junge Sängerin aufmerksam und verpflichtete sie, das Land 1967 beim Grand Prix d’Eurovision de la Chanson zu vertreten. Mit "L’amour est bleu" schaffte Vicky einen respektablen vierten Platz und sorgte für ein Aufhorchen in der Branche.
Fünf Jahre später trat sie im schottischen Edinburgh erneut für Luxemburg an und entschied mit "Après toi" den Wettbewerb für sich. Ihr gelang damit ein weltweiter Hit, der in vielen Ländern die Hitparaden anführte. Eine luxemburgische Fluggesellschaft ehrte sie auf besondere Weise, indem sie ein Flugzeug auf den Namen "Vicky" taufte.
Vicky Leandros singt Mikis Theodorakis
Ebenfalls 1972 legte Vicky Leandros mit dem Millionenhit "Ich hab' die Liebe geseh'n" nach. Das Lied aus der Feder von Mikis Theodorakis kletterte in der Hitparade bis auf den zweiten Platz und blieb für 19 Wochen in den Top Ten. Ein Jahr später folgte "Die Bouzouki klang durch die Sommernacht". Mit großem Erfolg flimmerte ihre Fernsehshow "Portrait Vicky Leandros" über die Bildschirme und erstmals unternahm sie eine große Europa-Tournee.
Und dann kam "Theo, wir fahr'n nach Lodz"
Unter dem Pseudonym "Mario Panas" schrieb ihr Vater Leo Leandros für sie einen maßgeschneiderten Hit nach dem anderen. Doch 1974 regte sich Widerstand: Die Plattenfirma wollte eines seiner Lieder nicht veröffentlichen. Es entspreche weder dem Zeitgeist noch dem Image der Sängerin, so das Argument. Entgegen der Vorbehalte setzte der Vater seinen Willen durch. Vicky erinnert sich:
Irren ist menschlich. Der vermeintliche Zankapfel "Theo, wir fahr’n nach Lodz" wurde ein großer Erfolg.
Große Auftritte in Griechenland und bei den Olympischen Spielen
Neben Deutschland feierte Vicky Leandros vor allem in ihrer Heimat Griechenland Erfolge. 2003 hatte sie die Ehre, im ehrwürdigen Herodes Atticus am Fuße der Akropolis aufzutreten. Begleitet wurde die Sängerin von 300 Chorstimmen und einem großen Philharmonischen Orchester. Ein Jahr später moderierte sie im Rahmen der Olympischen Spiele in Griechenland für das deutsche und griechische Fernsehen die "Olympia-Gala". Besondere Freude empfand sie nach eigener Aussage, als sie bei der Eröffnungs-Feier der in Athen ausgetragenen "Paralympics" die griechische Nationalhymne singen durfte.
Vicky Leandros bekommt für soziales Engagement das Bundesverdienstkreuz
Bis heute setzt die Sängerin ihre Popularität bei zahlreichen Benefiz-Veranstaltungen ein. Sie ist Schirmherrin der gemeinnützigen GmbH "Mamalies", die sich für Deutschkurse für migrierte Frauen und deren Kinder einsetzt. Zudem unterstützt sie die "Hamburger Regenbogenstiftung", welche die Lebensbedingungen von HIV-Kranken verbessern möchte.
Für ihr langjähriges karitatives Engagement wurde Vicky 2015 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Zuvor hatte sie eine ähnliche Auszeichnung bereits von Luxemburg erhalten.
Das Kochen ist Vickys große Leidenschaft
Lange Zeit blieb weitgehend unbekannt, dass Vicky Leandros eine leidenschaftliche Köchin ist: "Kochen ist seit Jahrzehnten meine Leidenschaft, mein Hobby und mein Beruhigungsmittel", beschreibt sie es im Interview selbst. 2021 brachte sie sogar gemeinsam mit ihrer Tochter Sandra und ihrem Sohn Leo ein Kochbuch heraus.
"Ich liebe das Leben" in verschiedenen Sprachen
1975 tönte aus allen Lautsprechern ihr Lied "Ich liebe das Leben" - nicht nur in Deutschland, sondern auch beispielsweise in Frankreich als "J’aime la vie" oder im englischsprachigen Raum als "I enjoy living". Im Laufe ihrer Karriere hat sie das Lied immer wieder neu aufgenommen, zum Beispiel 2012 als Duett mit Andrea Berg. So ist es nicht verwunderlich, dass "Ich liebe das Leben" auch der Titel für ihre große Abschiedstournee ist.
Auf die Frage, ob sie etwas in ihrer künstlerischen Vergangenheit bereut, antwortete Vicky Leandros einmal in einem Interview:
Vicky Leandros in Kürze
Geboren | am 23. Aug. 1952 als Vassiliky Papathanassiou auf der griechischen Insel Korfu |
Vater | Leo Leandros, Musiker, übersiedelte 1955 nach Deutschland. |
Welthit | Für "Aprés toi" erhielt sie von der amerikanischen Zeitschrift "Billboard" 1972 den Preis für den größten Verkaufserfolg einer Single: Sechs Mio. Exemplare gingen über die Ladentische. |
Ehen | Erste Ehe mit Ivan Zissiadis, der auch Vater ihres Sohnes ist. In zweiter Ehe war sie mit Enno Freiherr von Ruffin verheiratet, mit dem sie zwei Töchter hat. Das Paar trennte sich 2005. Tochter Sandra von Ruffin ist Schauspielerin. |
Politik | Für zwei Jahre stellvertretende Bürgermeisterin und Stadträtin für Kultur in Piräus (Griechenland) |