Salvatore Adamo ist geboren auf Sizilien, aufgewachsen in Belgien und mit französischen Liedern erfolgreich. Sein deutscher Song "Es geht eine Träne auf Reisen" war nicht nur ein Hit, sondern auch ein Missverständnis. Jetzt wird der Künstler 80.
"Es geht eine Träne auf Reisen" war eigentlich anders gemeint
Über 130 Millionen Tonträger hat Salvatore Adamo weltweit verkauft und ist im Laufe seiner Karriere in mehr als 50 Ländern aufgetreten. Mehr als 500 Songs hat er geschrieben, einer davon war "Une larme aux nuages". Der Titel wurde ein europaweiter Hit und Adamo sang ihn in mehreren Sprachen. Mit der deutschen Cover-Version "Es geht eine Träne auf Reisen" konnte er hierzulande seinen größten kommerziellen Erfolg feiern. Die Single erreichte 1968 Platz zwei in den Verkaufscharts und stand 15 Wochen lang in den Top Ten.
Im Nachhinein war Adamo mit der deutschen Übersetzung nicht glücklich und distanzierte sich davon. Denn er war einem sprachlichen Missverständnis aufgesessen: "Träne" übersetzte er mit "le train", also "der Zug" – und fand natürlich nichts dabei, davon zu singen, dass dieser auf Reisen geht. Er bemerkte erst später, dass seine französischen Verse in der deutschen Übersetzung oftmals ins Seichte abdrifteten. "Deshalb entschloss ich mich, keinen deutschen Text mehr zu singen, ohne seinen Inhalt zu kennen", sagte er in einem Interview.
Auch abseits des Schlagers in Deutschland erfolgreich
Die 1970er-Jahre brachten Adamo in Deutschland viele weitere Erfolge, mit denen er auch außerhalb des Schlagers ein großes Publikum gewinnen konnte. In Walter Brandin und Eckart Hachfeld hatte er zudem ideale Texter gefunden: "Ihre Texte sagen aufs Komma genau das aus, was ich im Französischen gemeint habe". So hatte Adamo beispielsweise Erfolg mit dem Lied vom "kleinen Glück" ("Petit bonheur").
Mit einem selbst geschriebenen Chanson fing alles an
Dies alles lag noch in weiter Ferne, als Adamo am 1. November 1943 in dem kleinen sizilianischen Dorf Comiso als ältestes von sieben Kindern das Licht der Welt erblickte. Wenige Jahre später wanderte die Familie nach Belgien aus, weil der Vater dort Arbeit als Bergmann fand. Als sein Großvater ihm eine Gitarre schenkte, brachte er sich die wichtigsten Griffe in kürzester Zeit selbst bei. Schon früh hatte er künstlerische Ambitionen entwickelt, verfasste Gedichte und begann zu komponieren.
Im Dezember 1959 schlug die große Stunde von Salvatore Adamo. Bei einem von Radio Luxemburg ausgerichteten Wettbewerb im Théâtre Royal de Mons nahm er mit seinem selbst geschriebenen Chanson "Si j’osais" teil, erreichte das Finale in Paris und gewann. In Fachkreisen lobte man seine poetischen Texte. Ein Schallplattenvertrag kam zustande und sein Vater wurde zu seinem ersten Manager.
Der Chansonnier entwickelt sich zum Sprachtalent
1963 gelang mit "Sans toi, ma mie" der große Durchbruch, wofür er seine erste Goldene Schallplatte erhielt. Ein Jahr später folgte mit "Vous permettez, Monsieur" sein erster europaweiter Hit.
"Gestatten Sie, Monsieur", die Cover-Version seines Erfolgs, war sein Debüt in deutscher Sprache, das er dem Publikum in der TV-Show "Musik aus Studio B" vorstellte. Wie viele seiner ausländischen Kollegen, so verstand auch er kein Wort und sang von einer Tafel ab, auf der alles in Lautschrift geschrieben stand. Er entwickelte sich zu einem Sprachen-Talent, wie er erklärte.
In den 1960ern stürmt Salvatore Adamo die Hitparaden
Nun stellten sich Schlag auf Schlag die Erfolge ein. Sein Debüt-Gastspiel im Pariser Olympia im Jahr 1965 wurde zum Konzertereignis des Jahres und das begleitende Live-Album verkaufte sich rund 1,6 Millionen Mal. Überall wurden seine Lieder in den Hitparaden notiert. In Frankreich war jede vierte verkaufte Schallplatte eine von Adamo. Tourneen außerhalb Europas führten ihn 1966 rund um die Welt und sogar bis nach Japan. 1967 unternahm er schließlich seine erste Deutschland-Tournee.
Das Chanson "Inch‘ Allah" hatte ungeahnte Konsequenzen
Das Chanson "Inch’Allah" fand weltweit ganz besondere Beachtung. Es wurde von Adamo als Friedenslied im Kontext des Sechs-Tage-Krieges zwischen Israel und den arabischen Staaten geschrieben. Dies führte zu Konsequenzen: Der Chansonnier fiel in den arabischen Staaten in Ungnade und durfte nicht mehr auftreten. Der Song wurde verboten und in Algerien gingen seine Platten vor den Augen der Öffentlichkeit sogar in Flammen auf. In Frankreich hingegen konnte sich der Titel über acht Monate in den Hitparaden halten.
Mit "Adamo & Co." ins deutsche Fernsehen
Seine anspruchsvollen Lieder waren auch der Anlass für eine eigene Personality-Show im deutschen Fernsehen: 1975 flimmerte "Adamo & Co." über die Bildschirme. Außerdem war Adamo in vielen populären Sendungen jener Zeit zu sehen. Die Palette reicht von der "Starparade" über "Dalli Dalli" bis hin zum "Blauen Bock". 1981 trat er sogar in der ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck auf.
In Frankreich und Belgien bleibt Adamo bis ins hohe Alter aktiv
Ab den 1980er-Jahren machte sich Adamo hierzulande rarer. Zudem stellten sich bei ihm Herzprobleme ein, die ihn dazu zwangen, eine Zeit lang zu pausieren. Nach seiner Genesung arbeitete er unvermindert weiter. Während 1994 sein letztes deutschsprachiges Album erschien, veröffentlicht er in Frankreich und Belgien nach wie vor regelmäßig neue Produktionen. Anfang 2023 erschien sein Album "In French please", auf dem er vierzehn internationale Pop-Titel, die ihm besonders am Herzen liegen, in französischer Sprache interpretiert.
Auch mit 80 Jahren geht der Künstler, der in einer kleinen Gemeinde nahe Brüssel lebt, noch auf große Tournee. 2023 bereiste er schon Spanien, die Türkei und Kanada. Bis ins Jahr 2024 hinein stehen viele weitere Termine schon fest – und somit können sich die Fans des Liedermachers weiterhin auf Chansons von und mit ihm freuen.
Salvatore Adamo im Steckbrief
Geboren | am 1. November 1943 in Comiso, Sizilien |
Familie | Der Sänger ist seit 1969 mit seiner Jugendfreundin Nicole verheiratet. Er hat mit ihr zwei Söhne. Außerdem hat Adamo noch eine Tochter aus einer anderen Beziehung. |
Gerüchte | 1964 sang Adamo von "Dolce Paola" und die Klatschpresse spekulierte darüber, ob den Sänger und die damalige spätere Königin mehr als die Liebe zur Musik verbindet. |
Geadelt | 2001 wurde Adamo in den belgischen Adelsstand erhoben und trägt seither den Titel "Ridder". |
Engagement | Seit 1993 ist Adamo ehrenamtlicher UNICEF-Botschafter von Belgien. |
Rekord | Von seinem Lied "Tombe la neige" existieren weltweit mehr als 900 Versionen. |