Sie gilt nach Madonna als erfolgreichste Sängerin der Welt. Ob Chanson, Schlager, Folklore oder Jazz – "Die Stimme", wie Nana Mouskouri genannt wird, beherrscht alle Genres. Jetzt wird sie 90 Jahre alt.
Nana Mouskouris frühe Vorbilder
Die Welt wollte Jazz und Rock
Platten und Erfolg in Griechenland
Die weißen Rosen in Deutschland
Quincy Jones und der Jazz
Michel Legrand ebnet Nana Mouskouri in Frankreich den Weg
Eine eigene Familie
Nana Mouskouri kommt auch in ihrer Heimat an
Besondere Plattencover von Nana Mouskouri
Nana Mouskouri ist "Forever young"
Schon vor etlichen Jahren hat sich Nana Mouskouri im Rahmen einer ausgedehnten Tournee offiziell von ihren zahlreichen Fans verabschiedet. Doch der Rückzug aus dem Rampenlicht deprimierte sie so sehr, dass ihre Gesundheit darunter litt. Ohne den Applaus ihres treuen Publikums kann sie einfach nicht sein und so kehrt sie immer wieder auf die Bühne zurück. So stellte sie beispielsweise 2018 im Alter von 83 Jahren ihr Album "Forever young" auf einer Gastspielreise durch Europa, die USA und Kanada vor.
Kurz vor ihrem 90. Geburtstag gab sie nun aber tatsächlich ihren endgültigen Bühnenabschied bekannt. Gegenüber dem "Spiegel" sagte sie:
Anlässlich des 90. Geburtstags der lebenden Legende ist die CD "Happy Birthday, Nana" erschienen. Das Album enthält viele ihrer großen Hits sowie einen neuen Titel. Außerdem gibt es darauf drei Aufnahmen zusammen mit dem Royal Philharmonic Orchestra zu hören: "Weiße Rosen aus Athen", "Guten Morgen Sonnenschein" und das "Ave Maria" erklingen im symphonischen Sound.
Ella Fitzgerald und Billie Holiday waren die frühen Vorbilder
Nana Mouskouri wuchs in Athen in bescheidenen Verhältnissen auf. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zur Musik und begann am Konservatorium klassischen Gesang, Klavier und Harmonielehre zu studieren.
Neben der Neigung zur ernsten Musik gab es auch die Leidenschaft für alles, was aus Amerika herüberklang. Über Radio Tanger hörte sie die Musik von Ella Fitzgerald oder Billie Holiday und mangels englischer Sprachkenntnisse schrieb sie die Texte phonetisch mit, um zusammen mit ihren Idolen singen zu können.
Die Welt wollte Jazz und Rock von Nana Mouskouri
Ein Vorsingen beim Athener Rundfunk beeinflusste ihren weiteren musikalischen Weg: "Ich sang ein paar griechische Lieder, dann Ella Fitzgerald. Dann war es so, als würde das Publikum eine andere Welt entdecken. Man forderte Jazz und Rock von mir", erinnerte sie sich in ihrer Autobiographie. Weil eine andere Sängerin ausfiel, wurde sie 1957 für einen Auftritt vor der 6. US-Flotte verpflichtet, die gerade im Hafen von Piräus vor Anker lag.
Der staatliche Rundfunk hatte das Konzert mitgeschnitten und in Auszügen gesendet. Auf Grund dieser Jazz-Ausflüge war die Musikhochschule nun passé. Um Geld zu verdienen, trat sie in allen möglichen Tavernen, Jazz- und Nachtclubs auf.
Eines Abends war die Opernsängerin Maria Callas unter den Gästen und wünschte sich alte griechische Lieder. Sie kamen ins Gespräch und die junge Sängerin Nana Mouskouri erzählte von ihrem Rauswurf aus dem Konservatorium. Die Callas tröstete sie: "Ich glaube es ist besser, eine große Sängerin populärer Lieder zu sein, als nur eine kleine Opernsängerin."
Platten und Erfolg in Griechenland
Der Komponist Manos Hadjidakis hatte Nana Mouskouri im Rundfunk gehört und war von ihrer Stimme begeistert. Er schrieb erste Lieder für sie, die bald auf Platte erschienen. Das Interesse des Publikums war geweckt und innerhalb von zwei Jahren war sie zur beliebtesten Sängerin Griechenlands geworden. Der Erfolg wurde durch die Siege bei mehreren Festivals untermauert.
Aus dem Erntelied wurden die weißen Rosen
In Deutschland entstand der dokumentarische Griechenland-Film "Traumland der Sehnsucht", der 1961 an der Berlinale teilnahm und den "Silbernen Bären" gewann. Manos Hadjidakis war für den Soundtrack verantwortlich. Fünf Lieder hatte er komponiert, die von Nana Mouskouri und einem großen Opernchor gesungen wurden.
Das "Erntelied" berührte das Publikum ganz besonders. Daher sollte eine deutsche Platte gemacht werden – es war ihre erste, die sie im Ausland aufnahm. Mit dem Text von Hans Bradtke wurde es bald als "Weiße Rosen aus Athen" bekannt.
Im August 1961 wurden die "weißen Rosen" zum ersten Mal in der hiesigen Hitparade notiert. Bereits im Oktober nahmen sie den 1. Platz ein und blieben dort für zehn Wochen. Unterm Strich gerechnet verweilten sie 25 Wochen in der Top 10 und waren insgesamt 38 Wochen in der Hitparade platziert. Allein in den ersten sechs Monaten nach Erscheinen der Single gingen davon hierzulande 1,5 Millionen Exemplare über die Ladentische. Die Weltkarriere von Nana Mouskouri hatte damit ihren Anfang genommen.
Quincy Jones macht Jazz mit Nana Mouskouri
Während sie für den Riesenerfolg 1962 ihre erste "Goldene Schallplatte" in Empfang nehmen durfte, stand bereits ihre Nachfolgeplatte "Ich schau' den weißen Wolken nach" auf dem Spitzenplatz der Hitparade. Mit Heidi Brühl und Gerhard Wendland ging sie hierzulande erstmals auf Tournee, der die Presse den Beinamen "Die drei goldenen Stimmen" gegeben hatte. Im gleichen Jahr unternahm sie ihre erste Reise in die USA. Der amerikanische Produzent Quincy Jones hatte sie nach New York eingeladen, um mit ihr eine Jazzplatte aufzunehmen. Ein Traum ging damit in Erfüllung.
Michel Legrand ebnet Nana Mouskouri in Frankreich den Weg
In Paris erwartete sie der berühmte Komponist Michel Legrand, zu dem sie eine ganz besondere künstlerische Beziehung entwickelte: "Meine Stimme und Michels Kompositionen hatten einander gesucht und gefunden und sollten sich nie wieder trennen." Er hatte großen Anteil daran, dass ihr in Frankreich ebenso eine steile Karriere gelang. Allein bei unseren westlichen Nachbarn erhielt sie im Laufe der Jahre insgesamt 17 goldene und eine Platin-Auszeichnung für ihre Plattenverkäufe.
Konzerte und Tourneen führten sie nun rund um den ganzen Globus. Besonders bedeutsam sind die Gastspiele mit Harry Belafonte, an dessen Seite sie 1964 in Nordamerika debütierte. Belafonte war von ihr so begeistert, dass er sie fragte, ob sie für einige Zeit nicht seine musikalische Partnerin sein wollte. "Das war das schönste Angebot, das man mir jemals gemacht hatte", schrieb sie in ihrer Autobiographie.
Eine eigene Familie
Auch in England konnte sie Erfolge der Superlative feiern: 1970 wählten sie die Briten zur "Sängerin des Jahres". Trotz eines übervollen Terminkalenders fand sie die Zeit, eine eigene Familie zu gründen. 1968 brachte sie Sohn Nicolas zur Welt, zwei Jahre später ihre Tochter Hélène.
Die UNICEF bat die zweifache Mutter, sich für Kinderrechte auf der ganzen Welt einzusetzen. Diese Aufgabe führte sie mit so viel Engagement aus, dass sie 1993 offiziell zur ehrenamtlichen Botschafterin ernannt wurde. Darüber hinaus war sie von 1994 bis 1999 als EU-Abgeordnete politisch tätig. Hier setzte sie sich u. a. für eine Annäherung der Religionen ein und traf in diesem Rahmen Papst Johannes Paul II.
Nana Mouskouri kommt auch in ihrer Heimat an
Zwar hatte sie auf allen Bühnen der Welt gesungen, nur in ihrer Heimat schien sie vergessen zu sein. Dies hatte einen guten Grund, denn wegen der jahrelang dort herrschenden Diktatur hatte sie sich von Griechenland abgewandt. Völlig überraschend erhielt sie 1984 eine Einladung zum zehnjährigen Jahrestag der Wiederherstellung der Demokratie. Zu diesem Anlass sang sie zu Füßen der Akropolis.
Steckbrief:
Geboren am: | 13. Oktober 1934 in Chania (Kreta) |
Familie: | Von 1960 bis 1976 war sie mit dem Musiker Georgios Petsilas verheiratet. Aus dieser Verbindung stammen die beiden Kinder Nicolas (1968) und Hélène (1970). 2003 heiratete sie ihren langjährigen Produzenten André Chapelle. |
Deutsche Hits (Auswahl): | "Weiße Rosen aus Athen" (1961) "Die Welt ist voll Licht" (1976) "Lieder, die die Liebe schreibt" (1978) "La Provence" (1981) "Aber die Liebe bleibt" (1985) |
Literatur: | Autobiographie "Stimme der Sehnsucht - Meine Erinnerungen" |
Auszeichnungen (Auswahl): | Neben zahlreichen Gold-, Diamant- und Platinschallplatten erhielt sie für ihr Lebenswerk 2015 einen "Echo" und 2022 die "Goldene Henne". Außerdem ist sie Trägerin mehrerer Ehrentitel. |
Politisches Engagement: | UNICEF-Sonderbotschafterin 1994-1999 Europa-Abgeordnete der griechischen Partei "Nea Dimokratia" |
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