Für Lieder wie "Einmal um die ganze Welt", "Fang das Licht" oder "Die Biene Maja" bleibt Karel Gott unvergessen. Doch diese Erfolge wären nicht möglich gewesen, hätte er nicht als Student ein paar ungewöhnliche Entscheidungen getroffen. Jetzt wäre die "goldene Stimme aus Prag" 85 Jahre alt geworden.
- Singen war nur ein Hobby für Karel Gott
- Karel Gott bricht mit den Traditionen
- Der Sänger führt ein Doppelleben
- Karel Gott, die Biene Maja und der "Sinatra des Ostens"
- Über 40 Mal mit dem Publikumspreis ausgezeichnet
- Die "goldene Stimme aus Prag" als Schauspieler
- Karel Gott verliert den Kampf gegen die Leukämie
- Die wichtigsten Fakten aus dem Leben des Künstlers
Jazz und Swing waren seine große Leidenschaft. Bei den Aufnahmen von berühmten Künstlern wie Ella Fitzgerald und Louis Armstrong sang Karel Gott begeistert mit. Außerdem frönte er seiner Passion in verschiedenen Tanzcafés und Jazzkellern. Das war der Ausgleich für das ansonsten recht harte Leben. Tagsüber arbeitete er als Elektromonteur, ab dem späten Nachmittag bis um Mitternacht wurde er zum Sänger.
Singen war nur ein Hobby für Karel Gott
Dabei strebte Karel Gott gar keine Laufbahn als Sänger an. Schon als Kind war er fest entschlossen, Maler zu werden. Eine Leidenschaft, die er sein Leben lang pflegte und die für ihn mehr als "nur ein Hobby" war, wie er im Gespräch mit SWR4 erzählte. Die Einser im Schulfach Zeichnen ermutigten ihn damals auch dazu – während die Dreier in Musik klar aussagten, dass seine Zukunft nicht in der Welt der Töne lag. Doch als er bei der Aufnahmeprüfung an der Kunstschule durchfiel, absolvierte er zur großen Freude seines Vaters erst einmal eine Lehre als Elektromonteur.
Das Blatt wendete sich, als Freunde und Kollegen ihn überredeten, an einem Nachwuchswettbewerb teilzunehmen. Hier fiel er dem Bandleader Karel Krautgartner auf, der ihn für sein Orchester engagierte und ihm eine Gesangsausbildung empfahl.
Karel Gott bricht mit den Traditionen
Karel Gott folgte dem Rat und begann ein Musikstudium. Doch am Konservatorium stand klassische Musik auf dem Lehrplan. Schon bei der Aufnahmeprüfung sorgte Karel für Aufsehen, indem er mit der Tradition des Hauses brach. Entgegen der Gepflogenheiten präsentierte er Jazz und Swing. Dennoch erklärte sich ein Professor bereit, ihn unter seine Fittiche zu nehmen.
Der Sänger führt ein Doppelleben
Für Karel Gott begann ein Doppelleben: Tagsüber sang er Lieder und Arien, abends sorgte er in Cafés als Jazzsänger für Stimmung. Der begeisterte Applaus des Publikums befeuerte seinen Ehrgeiz und er verfolgte sein Studium weiterhin ernsthaft und konsequent. Parallel hierzu nahm seine Karriere weiter an Fahrt auf: 1960 sang er im Studio die ersten Titel ein, 1961 ging er erstmals auf Auslandstournee und ein Jahr später folgte seine Plattenpremiere. Außerdem erhielt der Sänger ein Engagement am Prager Semafor-Theater.
Karel Gott, die Biene Maja und der "Sinatra des Ostens"
Bald rissen sich Rundfunk und Fernsehen in der damaligen ČSSR um ihn. Bereits seine ersten Schallplatten verzeichneten Rekordumsätze. Sein Ruhm durchlöcherte den "Eisernen Vorhang" und bald trat er auch im Westen auf. 1967 gab Karel Gott mit "Weißt Du wohin" seine Premiere auf dem deutschen Plattenmarkt. Es folgten Hits wie "Einmal um die ganze Welt", "Babička" oder "Die Biene Maja", der Titelsong der gleichnamigen Zeichentrickserie.
Er absolvierte ein sechsmonatiges Gastspiel in Las Vegas, wo er glänzende Erfolge feierte und Stars wie Dean Martin, Sammy Davis jr. oder Frank Sinatra kennenlernte. Er wurde sogar als legitimer Nachfolger des Letztgenannten gehandelt, womit sich sein Beiname "Sinatra des Ostens" erklärt. Der internationale Durchbruch war geschafft.
Über 40 Mal mit dem Publikumspreis ausgezeichnet
Mehr als 50 Jahre zählte Karel Gott in Ost und West zu den erfolgreichsten Interpreten. Seine Platten verkauften sich viele Millionen Mal und wurden mit Edelmetall aller Arten ausgezeichnet. Wie sehr das Publikum den Sänger schätzte, belegt eindrucksvoll die Auszeichnung mit der "Goldenen Nachtigall", dem Publikumspreis der damaligen Tschechoslowakei. Mehr als 40 Mal erhielt er diese Würdigung. In Deutschland konnte er 2017 für sein Lebenswerk die "Goldene Henne" im Empfang nehmen.
Die "goldene Stimme aus Prag" als Schauspieler
Nach einer überstandenen Krebserkrankung präsentierte Karel Gott 2018 in seiner Heimat ein neues Album, das begeistert aufgenommen wurde. Darüber hinaus hatte er sein berufliches Spektrum erweitert und spielte neben seinen beiden jüngsten Töchtern und seinem Enkelsohn im tschechischen Märchenfilm "Das Geheimnis des zweiköpfigen Drachens" die Hauptrolle. Hierbei war es ihm wichtig, nicht als Sänger Karel Gott aufzutreten, sondern in eine andere Rolle zu schlüpfen. So verkörperte er im Film den Großvater, der als Schmied arbeitet.
Karel Gott verliert den Kampf gegen die Leukämie
Kurz vor seinem 80. Geburtstag veröffentlichte er ein Duett mit seiner 13-jährigen Tochter Charlotte, das übersetzt so viel bedeutet wie "Herzen erlöschen nicht". Als weiser Vater gibt Karel Gott seinem heranwachsenden Kind Ratschläge für das Leben. Denn, so heißt es im Lied, er fühle, wie die Zeit sprintet.
Trotz anhaltender gesundheitlicher Probleme wollte er nicht ans Aufhören denken. Doch am Ende hat er den Kampf gegen die neu aufgetretene Leukämie verloren. Karel Gott starb am 1. Oktober 2019.
Die wichtigsten Fakten aus dem Leben von Karel Gott
Geboren am | 14. Juli 1939 in Pilsen | |
Gestorben am | 1. Oktober 2019 in Prag | |
Familie | Ab 2008 verheiratet mit Ivana Macháčková Tochter Charlotte Ella (geboren 2006) Tochter Nelly (geboren 2008) Zwei weitere Töchter aus Beziehungen vor der Ehe | |
Auszeichnungen (Auswahl) | Goldene Stimmgabel 1982, 1984 und 1995 Hermann Löns-Medaille 1983 | |
Autobiografie | "Zwischen zwei Welten – Mein Leben" (Deutsch) | |
Premiere | 1962 nahm Karel Gott seine erste Schallplatte auf. "Až Nám Bude Dvakrát Tolik" war ein Duett mit der Jazzsängerin Vlasta Průchová. | |
Erfolgreichste Alben in Deutschland | "Die goldene Stimme aus Prag", 1968 (1. Platz) "Von Böhmen in die Welt", 1971 (3. Platz) "Guten Abend, gute Laune", 1981 (2. Platz) |