Eiskunstläufer, Schauspieler, Quizmaster, Schlagersänger: Hans-Jürgen Bäumler auf ein bewegtes Berufsleben zurück. Der Beiname "Eisprinz" bleibt bis heute, was ihn aber keinesfalls stört.
2022 hatte Hans-Jürgen Bäumler seinen 80. Geburtstag und mittlerweile ist der Bayer in Südfrankreich daheim, in einem Anwesen mitten von Olivenbäumen. Die werfen so viel ab, dass es immer wieder für ein Mitbringsel für die beiden Bäumler-Söhne und deren Familien in Deutschland reicht. "Mehr wäre zu mühsam", sagt der Freizeit-Gärtner, für den das Werkeln im Olivenhain inzwischen der einzige Sport ist. "Hier schwitze ich täglich zwei T-Shirts durch, das macht mehr Spaß, als in einem langweiligen Fitness-Center, außerdem sieht man am Ende ein Ergebnis", sagt er hörbar begeistert von dieser Arbeit.
Der Tennisschläger, den er privat eine Zeitlang vor allem seiner Frau zuliebe geschwungen hat, hängt inzwischen ebenso am Nagel, wie die Schlittschuhe, die ihn berühmt gemacht haben.
Traumpaar auf Kufen
1956 ist Bäumler erstmals als Einzelläufer bei den Deutschen Meisterschaften dabei. 1957 kommt Marika Kilius als Partnerin beim Paarlauf hinzu. Das neue Traumpaar auf Kufen erläuft in den folgenden Jahren viele deutsche und internationale Meisterschaften. "Ein Lohn für eisernes Training", wie Bäumler diese Zeit in unseren Gesprächen Revue passieren lässt. 3 Stunden Eislaufen, 1 Stunde Gewichtheben und 1 Stunde Konditionstraining waren täglich angesagt, "für eine Weltmeisterschaft haben wir dann ein Ehrengeschenk annehmen dürfen, das den Wert von 150 Mark nicht übersteigt. Wir waren Amateure, es gab keine Sponsoren, die Mutter bezahlte die Schlittschuhe und die Kostüme."
Das Debüt mit dem "wunderschönen fremden Mädchen"
Der Wechsel ins Profilager im Jahr 1964 eröffnete neue Möglichkeiten zum Geldverdienen. Nach einem Schaulaufen in Frankfurt wurde er vom Chef einer Plattenfirma gefragt, ob er auch singen könne. Einerseits waren singende Sportler sehr gefragt, andererseits wollte der gefeierte Sportler die Popularität nutzen, wie er ganz offen gesteht. Bald drehte sich seine Scheibe "Wunderschönes fremdes Mädchen" auf zahlreichen Plattentellern.
Der traurige Eisprinz
"Die Leute waren überzeugt, dass ich bei diesem Titel immer an Marika denke", erklärt Hans-Jürgen Bäumler den großen Erfolg. "Denn sie hatte gerade geheiratet und ich war jetzt für alle der sicher ganz traurige Eisprinz."
Es kommt sehr selten vor, dass die Tagesschau verschoben wird. In den 1960er Jahren trat dies ein, weil die Nation unbedingt Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler auf dem Eis sehen wollte.
Dem war zwar nicht so, das Paar ist bis heute freundschaftlich verbunden. Doch damals brodelte die Gerüchteküche, was den Schlager binnen kurzer Zeit zum Hit machte. Von Radio Luxemburg gab’s dafür den "Bronzenen Löwen" und später einen Job als Radiosprecher. Der Eiskunstläufer avancierte zum umschwärmten Teenager-Idol. Die Jugend-Zeitschrift "Bravo" widmete dem "Eisprinzen mit den rehbraunen Augen" zahlreiche Storys, unzählige Poster und Titelbilder.
Zu viel Dialekt
Es rief der Film und so drehte Hans-Jürgen Bäumler zusammen mit Marika Kilius mehrere Eisrevue-Streifen. "Ich wurde synchronisiert, weil mein Bayerisch so stark war, dass man mich nicht in ganz Deutschland verstehen konnte", gesteht Bäumler im SWR4-Interview. Ehrgeizig nahm er Sprachunterricht, denn in der Arbeit vor der Kamera erkannte er schnell sein berufliches Standbein für die Zeit nach dem Eislaufen.
Ganz reibungslos klappte das nicht, denn "viele Regisseure hatten Vorbehalte, ob man dem Eisprinzen auch eine Filmrolle abnimmt".
Jahrelang in Baden-Württemberg daheim
Sein erstes Theaterengagement erhielt er 1968 am Heidelberger Theater Tangente, "gleich an der Seite von Waltraud Haas und Edith Hancke", erinnert er sich immer noch ein bisschen stolz. Die Bühnen wechselten, privat blieb Bäumler aber dem Ländle treu. Seine Frau Marina (Hochzeit 1974) lebte in Heidelberg, später waren die Lehrerin und der jetzt vielseitig im Showgeschäft Tätige über 10 Jahre in Eberbach daheim. Denn zum Theater kamen verstärkt Verpflichtungen im Fernsehen, besonders in Erinnerung bleibt seine Rolle in der Serie "Salto mortale". Diese Beliebtheit wussten auch die Macher von Shows und Quizsendungen zu nutzen, die den ewigen Frauenschwarm verstärkt als Moderator einsetzen.
Bald nur noch Opa?
Doch mit alledem soll jetzt Schluss sein. "Denn ich habe festgestellt, dass es schöner ist, Opa zu sein, als nur einen zu spielen", so die Begründung.