"Marmor, Stein und Eisen bricht" für Drafi Deutscher oder "Wunder gibt es immer wieder" für Katja Ebstein – zwei von über 2.000 Melodien aus der Feder des Komponisten Christian Bruhn.
Katja Ebstein und "Wunder gibt es immer wieder"
Eines Abends im Jahr 1970, kurz vor Einsendeschluss zum Grand Prix d’Eurovision de la Chanson (heute ESC), erhielt Christian Bruhn einen Anruf des Texters Rudolf Günter Loose: "Du, wir haben da noch eine angefangene Country-Nummer, die heißt 'Wunder gibt es immer wieder'. Die sollten wir einreichen. Mach‘ eine schöne Festival-Musik dazu, vielleicht etwas langsamer, bedeutender, ich kann ja den Text ändern, wenn’s nötig ist". Innerhalb weniger Stunden schrieb Christian Bruhn eine Melodie mit einem gewaltigen, spannungsgeladenen Intro, dazu ein Arrangement mit Bigband und Streichern. Der Arbeit Lohn war ein glänzender 3. Platz beim Song Contest. Die Interpretin Katja Ebstein zeigte sich auch noch Jahre nach dem Erfolg von dem Lied begeistert. Dies war zugleich der Startpunkt für eine jahrelange enge Zusammenarbeit mit der Sängerin, die er 1972 auch heiratete. Christian Bruhn ist heute mit seiner fünften Ehefrau Irene verheiratet.
Christian Bruhn schon mit vier Jahren am Klavier
Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Seine Verwandten gaben die Hand darauf, dass Christian Bruhn bereits mit vier Jahren die ersten eigenen Melodien auf dem Klavier spielte. Er lernte das Notenlesen noch vor dem ABC. Schon als Teenager versuchte er sich als Komponist und gründete eine Schülerband. Seinem Vater zuliebe machte er eine Lehre als Maler. Dann studierte er Komposition, Klavier und Klarinette und tourte später als Pianist in verschiedenen Jazz-Combos durch die Lande. Hierbei bekam er ein Gefühl dafür, was beim Publikum "ankommt".
Starkes Team mit Georg Buschor
In München fand er seine erste Anstellung bei der kleinen Schallplattenfirma "Tempo", bei der auch seine ersten eigenen Veröffentlichungen erschienen. In diese Zeit fällt auch die Begegnung mit dem Texter Georg Buschor, "dem ich im Leben am meisten verdanke", erinnert sich Christian Bruhn in seiner Autobiographie. Die beiden bildeten für die nächsten 15 Jahre ein unschlagbares Team. Gleich die erste gemeinsame Arbeit - "Midi-Midinette" gesungen von Conny Froboess – wurde ein Hit, der auch international erfolgreich war.
"Zwei kleine Italiener"
"Der Georg hausiert ständig mit Zeilen, was meiner Arbeitsweise sehr entgegenkommt, findet sich doch auf eine gute Zeile rasch eine gute Melodie". Eines Tages hatte der Texter eine Geschichte über ein Schiff, das nur drei Matrosen hat, dabei. Bruhn komponierte den Anfang, aber so recht wollte es nicht werden, so dass die begonnene Arbeit verworfen wurde. Wenig später hatte Buschor eine neue Zeile auf die Melodie erdacht, die "Zwei kleine Italiener" lautete. Damit war ein Evergreen geboren, der 1962 bei den Deutschen Schlagerfestspielen den 1. Platz belegte. Zwei Jahre später gelang erneut der Sieg dieses Wettbewerbs mit "Liebeskummer lohnt sich nicht". 1970 dann der herausragende 3. Platz mit Katja Ebstein beim Grand Prix in Amsterdam.
La Paloma zieht immer
Seit Anbeginn ihrer Erfolgsserie in Deutschland war Christian Bruhn der Komponist und das "musikalische Gewissen" von Mireille Mathieu. Es begann mit "Hinter den Kulissen von Paris", worauf Hit auf Hit folgte. Als die scheinbar ewig sprudelnde Quelle erfolgsträchtiger Melodien einmal zu versiegen drohte, gab ihm der Textdichter Georg Buschor einen guten Rat: "Also wenn man keine Ideen mehr hat, dann muss man halt wieder mal 'La Paloma' machen." Dieser Einfall zündete und so entstand "La Paloma ade", wovon mehr als eine Million Schallplatten über die Ladentische gingen.
Songs für Kinderserien wie "Wickie" oder "Heidi"
Darüber hinaus schrieb Christian Bruhn Musiken für Werbespots (u. a. "Beste Bohne", "LBS", "Milka", "McDonalds", "Pril"), unzählige Kinderlieder und Melodien für Kinderserien wie "Wickie". Sich etwas für Kinder auszudenken, ist nämlich seine Lieblingsbeschäftigung – "die sind mein Persönlichstes" sagte er darüber. Dass dem Vielbeschäftigten, der auch noch langjährig im Aufsichtsrat der GEMA und im Vorstand des Deutschen Komponistenverbandes tätig war, Zeit für die Pflege seiner Hobbys blieb, mag erstaunen. Neben Literatur, Kabarett und dem Wandern ist für den erklärten Eisenbahnfan das Fahren mit der Eisenbahn sein größtes Steckenpferd.
Meine Welt ist die Musik
Der bekennende Klassik- und Jazz-Fan ist nach wie vor voller Tatendrang, auch wenn ihm Anfang des Jahres 2024 gesundheitliche Probleme zu schaffen gemacht haben. Zur Genesung haben sicher auch Ralph Siegel und Bata Illic beigetragen, die sich zufällig zeitgleich wie Christian Bruhn in derselben Rehaklinik aufhielten. Dass die drei Urgesteine dies auch zum gemeinsamen Musizieren genutzt haben, versteht sich von selbst. An neuen Einfällen mangelt es Christian Bruhn nicht und so gilt bei ihm nach wie vor „Meine Welt ist die Musik“. Dieses Lied, das vor vielen Jahren Mireille Mathieu gesungen hat, schätzt er von seinen eigenen Werken am meisten.
Steckbrief:
Geboren am: | 17. Oktober 1934 in Wentorf |
Familie: | Christian Bruhn trat fünf Mal vor den Traualtar: Christa Mollweide, Charlotte Bischoff, Katja Ebstein und Erika Götz (Gitti & Erika). Seit 2002 ist er mit Dr. Irene Link verheiratet. Er hat zwei Söhne: Sebastian *1963 und Johannes *1964. |
Pseudonyme (Auswahl): | Teddy Todd, Charly Cotton, Christoph oder Cliff King |
Hits (Auswahl): | "Mitsou" (Jacqueline Boyer) "Küsse unter’m Regenbogen" (Manuela) "Winter in Kanada" (Elisa Gabbai) "Ein bisschen Spaß muss sein" (Roberto Blanco) "Der Stern von Mykonos" (Katja Ebstein) "Aus Böhmen kommt die Musik" (Gitti & Erika) |
Fernsehmusiken (Auswahl): | "Captain Future" (1980) "Patrik Pacard" (1984) "Die Wicherts von nebenan" (1986) |
Auszeichnungen (Auswahl): | "Goldene Stimmgabel" (1987) "Paul Lincke-Ring" (1993) "Deutscher Musikautorenpreis für das Lebenswerk" (2023) |
Dokumentarfilm: | "Meine Welt ist die Musik" (2018/19) |
Literatur: | "Marmor, Stein und Liebeskummer" (Autobiographie, 2005) |
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