Sozialpädagoge erklärt: So schützen wir Kinder vor falschem Medienkonsum

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Moderator/in
Nicole Köster
Moderatorin Nicole Köster aus dem SWR1 Team moderiert täglich ausßer samstags zwischen 10 und 12 Uhr die Sendung SWR1 Leute
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Torsten Helber
Moderator Torsten Helber aus dem SWR1 Team. Zu hören unter anderem im Musik Klub Country oder in SWR1 Die Nacht.

Tiktok, Whatsapp, Instagram oder Snapchat haben ein Ziel: Nutzer:innen lange in ihren Apps zu halten. Clemens Beisel berät, wie wir Kinder vor einer Abhängigkeit schützen können.

Hoher Medienkonsum verändert Kinder und Jugendliche

Junge Menschen, die über 10 Stunden täglich am Handy verbringen, sind keine Seltenheit in seinen Azubi-Workshops, berichtet Clemens Beisel. Der gelernte Sozialpädagoge und Sozialmanager bietet Workshops, Fortbildungen und Elternabende an und hat viele Jahre beim Stadtjugendring Pforzheim gearbeitet.

Er ist überzeugt, die hohe Mediennutzungszeit und die Gewöhnung des Gehirns an schnelle, kurze Inhalte macht etwas mit uns Menschen: Wer könne heutzutage noch einen zweistündigen Film anschauen, ohne aufs Handy zu schauen? Auch hätten viele junge Menschen Schwierigkeiten, sich längere Zeit auf ein Thema zu konzentrieren.

Alles was online konsumiert wird, hat früher oder später enorme Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir denken, handeln und fühlen. Vor allem bei der Menge, über die wir bei vielen Menschen sprechen.

Hunderte Videos täglich beeinflussen unser Gehirn

Für viele Schüler:innen sei es ein normaler Wert, zwei bis drei Stunden täglich auf der Videoplattform Tiktok zu verbringen. Bei einer Verweildauer von 7-30 Sekunden pro Video lässt sich ausrechnen, was für eine große Menge an Videos täglich konsumiert wird (bei 30 Sekunden pro Video = 240 in zwei Stunden).

Wer 6.000 und mehr Videos pro Monat anschaut, könne den Wahrheitsgehalt der Inhalte gar nicht mehr einordnen, so Beisel.

Was für Inhalte bekommt mein Kind aufs Smartphone?

Eltern sollten mit ihren Kindern regelmäßig im Austausch über ihre Mediennutzung sein. Clemens Beisel schlägt vor, beispielsweise einmal wöchentlich gemeinsam mit dem Kind zu schauen, wie viele Whatsapp-Nachrichten es empfangen und verschickt hat. Dies lässt sich in den Whatsapp-Einstellungen unter "Speicher und Daten" / "Netzwerknutzung" anzeigen.

Dadurch haben Eltern die Möglichkeit, mit ihrem Kind ins Gespräch zu kommen. Wenn das Kind sehr viele Nachrichten geschrieben hat, können sie zum Beispiel fragen, ob in der Klassen-Gruppe viel los war. Oder nachfragen, wenn es viele Nachrichten erhalten hat, was das für Nachrichten waren.

Selbstverständlich sei es ein großer Vertrauensvorschuss, wenn Kinder ihre Chats zeigen, und mit Blick auf die Privatsphäre eine Gratwanderung. Dennoch hält Clemens Beisel dies für wichtig.

Je jünger die Kinder sind, desto mehr muss ich auch in solche Chats reinschauen. Nicht ausspionieren, sondern: 'Du bist mir wichtig, ich will, dass da nichts Blödes passiert, lass uns bitte zusammen reinschauen'.

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Eltern brauchen Medienkompetenz

An Schulen in Baden-Württemberg zeigt sich bei der Smartphone-Nutzung ein sehr unterschiedliches Bild: So gebe es vierte Klassen, in denen nur ein bis zwei Kinder ein Handy haben, während an anderen Grundschulen bereits jedes Kind ein Smartphone hat.

Eine Empfehlung ist, Kindern frühestens ab der fünften Klasse ein eigenes Smartphone zu geben. Davor reiche vielleicht auch ein Tasten-Handy oder Tablet.

Ich erlebe Kinder, die in meinem Workshop sitzen und einen Anruf von der Mama oder vom Papa bekommen oder eine Whatsapp – und dann wie auf glühenden Kohlen sitzen, weil sie sagen: 'ich muss jetzt gucken, was die Mama oder der Papa geschrieben hat'. Wir Erwachsene müssen uns schon auch an die eigene Nase fassen. Die Mediennutzung der Kinder kommt nicht von ungefähr.

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