Neurowissenschaftlerin verrät: So wichtig sind Gefühle in der Politik

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Moderator/in
Nicole Köster
Moderatorin Nicole Köster aus dem SWR1 Team moderiert täglich ausßer samstags zwischen 10 und 12 Uhr die Sendung SWR1 Leute

Prof. Maren Urner ist Neurowissenschaftlerin und sie sagt: Politik ohne Gefühle ist nicht möglich. Gefühle sind die Grundlage für Überzeugungen. Und die führen zu Entscheidungen.

Politik soll Gefühle und Verstand nicht trennen

Wir können nur Entscheidungen treffen und vor allem darüber, was richtig und was falsch ist, was gut und böse ist, wenn wir bestimmte Vorlieben, Überzeugungen und Werte haben. Und die basieren immer auf unseren Gefühlen und Emotionen.

Ob Debatten über die Klimakrise, Identitätspolitik oder das Weltgeschehen - je lauter die Forderung nach Rationalität, desto emotional aufgeladener sind die Diskussionen. Doch wenn Emotionen zu lange unterdrückt werden und dann hoch kochen, sorgt das nicht dafür, dass Debatten besser ausgetragen werden können. Das menschliche Gehirn ist dann direkt im Überlebensmodus. Die Neurowissenschaftlerin Prof. Maren Urner fordert deshalb:

Wir müssen in der Politik aufhören, Verstand und Emotionen voneinander zu trennen, denn alles, was im politischen Raum passiert, ist von Emotionen geprägt. Nur wenn wir anerkennen, dass wir alle immer und überall emotional und rational zugleich sind, können wir produktiv damit umgehen.

Am Ende ist alles politisch

Die Frage "Wie geht es dir?" ist die politischste Frage überhaupt, sagt Maren Urner. Das Befinden hänge ganz stark davon ab, was Menschen in der eigenen Umgebung machen und wie beispielsweise die wirtschaftliche und die politische Situation ist. Jede Entscheidungen, die Einzelne in ihrem Leben treffen können, sei politisch bestimmt.

Maren Urner: Das sollte die Politik besser machen

Eine Anregung von Maren Urner klingt banal, ist sie aber nicht. Sie fordert mehr Ehrlichkeit in der Politik. Im politischen System gebe es Strukturen, die dafür sorgen, dass Ehrlichkeit nicht belohnt wird. Und das führe dazu, dass die Politik ihrem eigenen Sinn – unser Zusammenleben besser zu gestalten – nicht gerecht werden könne.

Das menschliche Gehirn sei, so Urner, immer auf der Suche nach Sicherheit. Einfache Lösungen klängen vor allem dann gut für unser Gehirn, wenn wir schon unsicher sind. Doch Politiker:innen sollten in erster Linie gut überlegte langfristige Entscheidungen treffen und ehrlich kommunizieren, auch wenn dies dann zunächst komplexer klingt.

Es kann und darf in der Politik nicht in erster Linie darum gehen, wer die nächste Legislaturperiode bestreitet und welche 3 oder 4, 5 Buchstaben – je nachdem wie lange die Parteikürzel dann sind – wir irgendwo drauf malen.

Maren Urner plädiert auch dafür, dass Menschen mit Verantwortung zugeben, wenn sie etwas nicht wissen. Und dass andere Menschen den Mut erkennen und respektieren.

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