Hoffnung und Zuversicht: Zwei Worte, die aktuell immer wieder in Diskussionen auftauchen. Warum sie so wichtig für uns scheinen, weiß der Heidelberger Altphilologe Jonas Grethlein.
Diagnose Krebs: Welche Hoffnung gibt es?
Mit 27 Jahren erhielt Jonas Grethlein eine Krebsdiagnose. Die Ärzte sprachen von einer 17-prozentigen Überlebenschance.
Er habe nicht damit rechnen können, dass es sich noch zum Guten wendet, erinnert Grethlein sich. Und doch ging es weiter: die Krankheit sei ein Langstreckenlauf. Im weiteren Verlauf kam die Hoffnung zurück: dass sich dich Situation stabilisiert, die Krankheit nicht wiederkommt und er gesund wird.
In der Situation der Krebsdiagnose griff Grethlein das Beten als etwas sehr Tröstliches wieder auf und erkannte darin eine Möglichkeit, die eigene Unsicherheit zum Ausdruck zu bringen.
Wie wichtig ist Hoffnung in der Krise?
Zu allen Zeiten und in allen Kulturen haben Menschen gehofft. In der Antike wurde Hoffnung überwiegend kritisch gesehen: Man gebe sich Illusionen hin und hoffe auf etwas, das nicht realistisch sei.
Aktuell befinden wir uns in einer Zeit, die überschattet wird von sehr vielen Krisen mit Situationen, die wir als bedrohlich empfinden, so Jonas Grethlein. Wenn wir uns aber Ängste und Sorgen machen, dann hoffen wir auch: Wir hoffen, dass das, was wir befürchten, nicht eintritt. Die Hoffnung spiele daher auch in der Gegenwart eine große Rolle.
Klimawandel: Lähmt oder motiviert uns Hoffnung?
Auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg gebraucht den Begriff Hoffnung bei ihrer Rede in Davos von 2019:
Thunberg ist der Überzeugung, dass Hoffnung uns vom Handeln abhält, erläutert Jonas Grethlein. Es ist die Position der Antike, dass Hoffnung eher lähmend sei. Dem stünden heute viele Politolog:innen und Philosoph:innen entgegen, die die Hoffnung als wichtige Ressource im Kampf gegen den Klimawandel identifiziert haben.
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