Action und Stunts: Stuntman Ferdi Fischer ist der Mann für den Rumms in Hollywood

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Moderator/in
Jens Wolters
Moderator Jens Wolters aus dem SWR1 Team moderiert regelmäßig die Sendung SWR1 Leute mit spannenden und interessanten Gästen
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Jörg Witzsch
Redakteur Jörg Witzsch aus dem SWR1 Team behält den Überblick in der SWR1 Online-Redaktion.

Wenn es in Hollywood Filmen rasant, laut und explosiv zugehen soll, dann ist der Stuttgarter Ferdi Fischer erste Wahl als Action-Regisseur und Stunt-Performer.

Ferdi wär' mir am liebsten. Ferdinand [nennt man mich], wenn ich irgendwie Mist gebaut hab'.

"Colt Seavers" war Auslöser für den Traumberuf Stuntman

Im Fernsehen lief die Vorabendserie über den Stuntman Colt Seavers ("Ein Colt für alle Fälle") und damit war es geschehen: schon in Kinderjahren hatte der Stuttgarter Ferdinand Fischer seinen Traumberuf gefunden.

[Die Serie] hat mir vor allem gezeigt, dass das, was ich sowieso gerne mache, ein BERUF sein kann, was ich vorher nicht wusste.

Aus Ferdinand wurde Ferdi, aus dem Jungen ein Stuntman. Jetzt, Jahrzehnte später, ist Los Angeles für ihn Wohnort und Arbeitsplatz.

Ferdi Fischers Kindheit war gefährlicher als sein Stunt-Job

"Meine Kindheit war extrem wild", erzählt Ferdi Fischer. Mit seinem BMX-Rad hat er die größten Sprünge gemacht, ist mit dem Skateboard immer wieder heftig gestürzt – damals noch ohne Helm und Schutzpolster. Beim Besuch in der Stuttgarter Heimat kommen Erinnerungen hoch.

Ich war vor kurzem im Wald, wo wir gesprungen sind damals, wo ich mein BMX zerlegt hab', meine Klamotten zerrissen hab' und nach Hause gehumpelt bin. Das würde ich heute so nicht überleben – schwerverletzt vielleicht. Ich würde das heute nicht mehr machen. Jetzt SIEHT alles gefährlicher aus, damals WAR es gefährlicher. Jetzt ist alles kontrolliert, es ist geplant, vorbereitet, trainiert und abgesichert – wir verkaufen ja eine Illusion.

Stunt-Koordinator und Action-Regisseur: für Fanta4 und "Fast and Furious" im Einsatz

Ferdi Fischer hat es krachen lassen in Filmen wie "Inglourious Basterds" oder dem zehnten Teil von "Fast and Furious". Mittlerweile ist er auch Action-Regisseur – auch bei SWR Tatort-Produktionen – oder Stunt-Koordinator, zum Beispiel beim Videodreh der Fantastischen Vier zu "Troy".

Angst ist gefährlich für den Stuntman

Für die großen Hollywood-Produktionen müssen wir unterschreiben, dass wir draufgehen können, dass im Todesfall nicht die Produktion schuld ist. Dementsprechend war ich schon in lebensgefährlichen Situationen, wo ein falscher Schritt, eine falsche Bewegung mein Leben gekostet hätte. Das ist leider so, aber das relativiert sich irgendwann, weil man das oft genug gemacht hat.

Hat Ferdi Fischer bei seinen Stunts Angst? Während des Stunts nicht, sagt er, das wäre gefährlich, weil sie ihn dort ablenken würde. Angst müsse man an den richtigen Stellen haben: Vorab, weil sie einen schütze. Aber man solle nicht aus Angst handeln, sondern das Ganze in Respekt umwandeln.

Neben der WarpCam verfolgte Ferdi weiterhin seine Karriere als Stuntman, Stunt-Koordinator  Action-Regisseur und Kameramann, arbeitete an vielen Produktionen. In SWR1 Leute berichtet er über seine spannende Arbeit.
Weltrekord: Ferdi Fischer stürzt sich aus 45 Metern Höhe im freien Fall in einen Stapel Kartons! Bild in Detailansicht öffnen
Neben der WarpCam verfolgte Ferdi weiterhin seine Karriere als Stuntman, Stunt-Koordinator  Action-Regisseur und Kameramann, arbeitete an vielen Produktionen. In SWR1 Leute berichtet er über seine spannende Arbeit.
Am Set von Fast and Furious X Bild in Detailansicht öffnen
Neben der WarpCam verfolgte Ferdi weiterhin seine Karriere als Stuntman, Stunt-Koordinator  Action-Regisseur und Kameramann, arbeitete an vielen Produktionen. In SWR1 Leute berichtet er über seine spannende Arbeit.
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Job als Stuntman: freier Fall aus 45 Metern

Ferdi Fischers Weltrekord-Sprung aus 45 Metern Höhe würde heute so auch nicht mehr gefilmt werden – mittlerweile hängt Ferdi an dünnen Drähten und simuliert den Fall, wird kurz vor dem Boden abgebremst. Diese Technik erlaubt es auch, Schauspieler:innen mit in diese Stunts zu integrieren.

Die Zeiten von 'Ich bin am Set und wo soll ich 'runterspringen?' sind vorbei. Das nennt man mittlerweile Action- und Stunt-Design. Wir sind ziemlich früh schon integriert in die Produktion und designen dann die Action um die Schauspieler herum, um das besser zu integrieren um Story und Drehbuch herum.

Ferdi Fischer leiht dem Gesicht der Hollywood-Stars seinen Körper

Und noch eine große Änderung hat es in den letzten Jahren gegeben: Die großen Hollywood-Produktionen arbeiten mit "Face-Replacement". Ferdi Fischer hat Punkte im Gesicht, Markierungen, auf die später digital das Gesicht des Schauspielers gesetzt wird, leiht seinen Körper den Stars. Nur bei kleineren Produktionen werden die Stuntleute noch mit Perücke und Make-Up den Schauspielern so ähnlich wie möglich gemacht.

"WarpCam": die eigene Action-Cam in "Fast and Furious"

Für noch dynamischere und rasantere Action-Sequenzen hat Ferdi Fischer ein eigenes Kamerasystem entwickelt: die WarpCam. Sie ist klein, leicht, ultra-mobil – so kann es nicht mehr passieren, dass er in einer Szene 24 Mal in ein Grab springen muss, weil die schweren Hollywood-Kameras zu unbeweglich waren, um diese Sequenz sauber einzufangen.

Wir haben immer wieder festgestellt, dass wir bei Stunts unser Leben und unsere Gesundheit riskiert haben und dann wurde es entweder nicht oder schlecht aufgenommen. [...] Bei 'Fast and Furious' konnten wir Action, Stunts und dieses Kamerasystem gut kombinieren und krasse Actionsachen filmen, die sonst keine Kamera einfangen kann.

Showreel Action-Kamera-System "Warp Cam"

Stuntmen sind keine Selbstdarsteller

Ferdi Fischer ist mittlerweile weit mehr als nur ein Stuntman wie sein Kindheits-Vorbild "Colt Seavers". Eine aktuelle Version der Serie mit ihm als Hauptdarsteller? Dazu ist Fischer zu bescheiden.

Man muss eine andere Mentalität ans Set bringen, wenn man Stuntman ist. Man muss dafür sorgen, dass andere berühmt werden und gut aussehen und nicht man selber. Man muss sich zurücknehmen und nicht derjenige sein, der im Vordergrund steht. Ich bin nicht der Selbstdarsteller, der sozusagen von mir eine Serie sehen möchte, sondern lieber derjenige, der so eine Serie entwickelt und filmt.

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