Generationenforscher Rüdiger Maas

Boomer, GenX, Millennials und GenZ: So lösen wir Konflikte der Generationen

Stand
Moderator/in
Nicole Köster
Moderatorin Nicole Köster aus dem SWR1 Team moderiert täglich ausßer samstags zwischen 10 und 12 Uhr die Sendung SWR1 Leute

Wie beeinflussen sich Generationen untereinander, in Unternehmen und in der Gesellschaft? Rüdiger Maas ist einer der bekanntesten Generationenforscher Deutschlands.

Wenn wir sagen, 'die Jüngeren sind faul', müssen wir gesamtgesellschaftlich attestieren: Wir sind alle ein Stück fauler geworden und die Jungen sind eigentlich nur ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.

Starke Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt

Viele junge Menschen haben heute einen anderen Blick auf die Arbeitswelt als die Generationen vor ihnen. Das hänge vor allem mit drei Faktoren zusammen, die es so zuvor noch nie gegeben habe, sagt Rüdiger Maas:

  1. Babyboomer: Die Boomer als die ältere Generation verlässt in großer Zahl den Arbeitsmarkt, während deutlich weniger junge Menschen nachrücken.
  2. Voll-Digitalisierung: Etwa 99,7 Prozent der jungen Menschen haben ein Smartphone, mit dem sie mindestens 4 bis 12 Stunden täglich online sind.
  3. Gesamtgesellschaftliche Veränderung: Jüngere Menschen stehen in der Gesellschaft enorm im Fokus, obwohl sie eine zahlenmäßig geringere Gruppe sind. Junge Menschen hinterfragen Ältere sehr viel mehr als sich selbst.

Diese veränderte Situation führe dazu, dass junge Menschen die Welt heute anders wahrnehmen als junge Menschen vor 20 Jahren.

Generationen-Konflikte in der Berufswelt: fehlende Arbeitsmoral?

In der Arbeitswelt können Welten aufeinander treffen, erläutert Rüdiger Maas an einem praktischen Beispiel:

In einer Firma muss noch etwas fertiggestellt werden, der Feierabend steht kurz bevor. Während der jüngere Mitarbeiter sich das Recht heraus nimmt, trotzdem pünktlich zu gehen, sagt der Ältere: "Das geht nicht, das muss noch fertig gemacht werden". Objektiv betrachtet haben beide ein Stück Recht, so Maas.

Wenn jemand pünktlich geht und die ganze Zeit auf die Uhr schaut, dann kann ich dem nicht unterstellen, er braucht einen Sinn in der Arbeit, weil der Sinn scheint dann um 15 Uhr zu enden.

Allerdings: viele Ältere, die aufopferungsvoll bis zur Krankheit schuften, seien ebenfalls keine Vorbilder für die Jüngeren. Weder das eine noch das andere Extrem sei sinnvoll.

Die Generation Z kann sich den Arbeitgeber aussuchen

Maas ist überzeugt: Unsere Bindung an den Arbeitsplatz hängt damit zusammen, wie wir ihn bekommen haben. Es mache einen Unterschied, ob sich früher 100 Menschen auf eine einzelne freie Stelle bewerben mussten oder heute jemand seinen Job aus den Angeboten gleich mehrerer Unternehmen auswählen kann.

Ich bin beim Vorstellungsgespräch nicht mehr jemand, der Angst hat und einen Tag vorher aufgeregt ist, sondern ich bin Kunde, weil das Unternehmen bewirbt sich ja mehr oder weniger bei mir. Dadurch ist alles schon ein Stück entwertet.

Mehr Verständnis für ältere und jüngere Generationen

Ältere Generationen müssten verstehen, dass jüngere Menschen völlig anders in die Arbeitswelt kommen. Rund 61 Prozent der Jüngeren gingen davon aus, dass die Arbeit völlig anders ist, als sie ihnen von der Personalabteilung beschrieben wird.

Eine Lösung könne sein, dass die Vorstellungsgespräche mit den Bewerber:innen von jungen Menschen aus dem gleichen Arbeitsbereich des Unternehmens geführt werden. Dabei können sie - als Teil des Ganzen - durchaus auch negative Aspekte ansprechen.

Für über 88 Prozent der jungen Menschen ist ein angenehmes Arbeitsklima der wichtigste Entscheidungsgrund für ein Unternehmen und das kann ich am meisten vermitteln durch Kollegen.

Wie verhalten sich Boomer, GenX, Millennials und GenZ?

Seit 2012 untersucht Maas mit seinem Team Kohorten- und Gruppendynamiken sowie generationenbedingtes Verhalten. 2017 gründete Rüdiger Maas das Institut für Generationenforschung. Zuvor forschte und arbeitete er ein Drittel seines Lebens im Ausland.

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