Etikette und gutes Benehmen: Ist der Knigge aus der Zeit gefallen?

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Moderator Nabil Atassi aus dem SWR1 Team. Zu hören in der Talk-Sendung SWR1 Leute - immer 2 Stunden für einen Gast mit interessanten Themen.
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Redakteur Jörg Witzsch aus dem SWR1 Team behält den Überblick in der SWR1 Online-Redaktion.
Carolin Hoos
Carolin Hoos aus dem SWR1 Team

Sind gute Manieren heutzutage aus der Mode gekommen? Gutes Benehmen ist zeitlos, meint Knigge- und Benimm-Expertin Carolin Lüdemann und gibt Tipps für Beruf und Privatleben.

Privat machen wir unsere eigenen Regeln.

Das heißt nicht, dass gutes Benehmen heutzutage unwichtig geworden ist. Allerdings unterscheiden sich Verhaltenstipps im beruflichen und privaten Umfeld dann doch etwas.

Umgangsformen zeugen von Respekt

Carolin Lüdemann ist studierte Juristin, ausgebildeter Business Coach und Knigge-Expertin. Sie ist Mitglied im Deutschen Knigge-Rat, trainiert Führungskräfte aus Wirtschaft und Verbänden, hält vielbeachtete Vorträge und ist eine gefragte Expertin, wenn es um das gute Benehmen geht.

Aus meiner Sicht der Dinge soll das Thema Umgangsformen - der Knigge, wenn wir ihn so nennen möchten - das Leben eher erleichtern, aber nicht verkomplizieren.

Gutes Benehmen zeigt Wertschätzung

Gerade im beruflichen Umfeld zählen immer noch der erste Eindruck, Begrüßungsrituale und das Verhalten im Smalltalk. Die meisten Fehler, so Lüdemann, passieren aus Unwissenheit. Den wichtigen Anfang macht aber keine Regel, sondern eine Einstellung:

Das Thema Wertschätzung ist für mich ein ganz wichtiges. Dass ich jedem Menschen Wertschätzung entgegenbringe, zum Beispiel durch das Grüßen, dass ich mir Zeit für jemanden nehme im Smalltalk, im Gespräch.

Wichtige Knigge Regeln im Beruf

Duzen oder Siezen?

Jemandem das "Du" anzubieten ist ein Zeichen von Wertschätzung – wenn man das ablehnt, ist das eine Zurückweisung. Wer ein "Du" ablehnt, sollte das deshalb mit einer entsprechenden Begründung tun: "Ich habe in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht, deshalb bin ich generell dazu übergegangen beim Sie zu bleiben. Ich hoffe, Sie verstehen das."

Wichtige Benimmregeln für den Alltag

Woher kommen die "Knigge-Regeln"?

Der Begriff "Knigge" selbst geht zurück auf das Jahr 1788 und das Buch "Über den Umgang mit  Menschen" von Adolph (damals Freiherr von) Knigge. Knigge, ein Anhänger der Aufklärung und Gegner der Monarchie, ging es damals nicht um Anstandsregeln, sondern um den Umgang der Bürger miteinander.

Knigges Werk war schon zu Lebzeiten ein Erfolg, wurde nach seinem Tod vielfach überarbeitet und erst dann zum heute bekannten Anstandsregelwerk. Heute sind die "Knigge-Regeln" Inbegriff für gutes Benehmen und enthalten neben den klassischen Benimm-Regeln auch konkrete Regeln für angemessene Kleidung und Tischmanieren. 

Benimmregeln sollen eine Hilfe sein

Letzlich sind für Carolin Lüdemann all diese Knigge- und Benimmregeln eine Hilfe, damit wir ganz natürlich und selbstverständlich miteinander umgehen können. Oder, wie es SWR1 Hörerin Ulrike Müller aus Langenau in ihrer Mail ins SWR1 Leute-Studio treffend schrieb:

Ich würde es schon richtig schön und wichtig finden, wenn es "normal" wäre, respektvoll, wertschätzend und freundlich mit seinen Mitmenschen umzugehen. Ganz nach dem schönen alten Kant'schen Imperativ: "Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem andern zu". 

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