Offiziell gibt es in der römisch-katholischen Kirche um die 6.650 Heilige und Selige. Doch wie wird man heiliggesprochen? Und ist das überhaupt noch zeitgemäß?
Allerheiligen ist das christliche Hochfest, an dem in der katholischen Kirche den Heiligen gedacht wird. Der Feiertag wurde eingeführt, weil es wegen der steigenden Anzahl immer schwieriger wurde, jedem Heiligen in einem eigenen Fest zu gedenken. Laut dem sogenannten Martyrium Romanum der römisch-katholischen Kirche aus dem Jahr 2004 gibt es 6.650 Heilige und Selige. Die genaue Zahl allerdings ist unbekannt.
Ursprünglich galten alle Christen als Heilige. Die Idee stammt noch aus der Antike. Weil Gott heilig ist, sollte auch der Christ heilig sein. Früher entschieden die Gemeindemitglieder selbst darüber, ob sie jemanden für heilig hielten. Die Person durfte verehrt werden, solange der Bischof nicht dagegen war.
Martyrium oder Wunder als Voraussetzung für die Heiligsprechung
Ab 983 zog der Vatikan das Verfahren an sich und entscheidet seitdem darüber, wer als heilig gilt. Voraussetzung ist entweder das Erleiden eines Martyriums oder eine besondere Tugendhaftigkeit. Bei Kandidaten, die keine Märtyrer waren, muss außerdem ein Wunder nachgewiesen werden. Das zu überprüfen, ist die Aufgabe des Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse der römischen Kurie. Die Heiligsprechungen selbst wird vom Papst vorgenommen.
Zu den bekannten Heiligsprechungen der vergangenen Jahre gehört beispielsweise die von Johannes Paul II. im Jahr 2014. Noch nie zuvor wurde jemand so schnell nach seinem Tod heiliggesprochen. 2016 wurde die Ordensschwester und Missionarin Gonxha Bojaxhu heiliggesprochen, die als Mutter Teresa für ihre Arbeit mit Armen und Kranken in Indien bekannt wurde.
Heilige als Schutzpatrone
Heilige haben in der katholischen Kirche eine Vorbildfunktion, sagt der Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti. Ihre Verehrung bekam vor allem im 13./14. Jahrhundert eine große Bedeutung. Heilige wurden angerufen, wenn jemand in Not oder Bedrängnis war. Einzelnen Heiligen wurden als Schutzpatronen besondere Aufgabenbereiche zugewiesen. Das geschah oft zufällig, sagt Becker-Huberti. Der heilige Laurentius etwa, der auf einem Rost hingerichtet wurde, galt als zuständig bei Verbrennungen.
Während der Reformation wurde die Frage aufgeworfen, ob Christen überhaupt solche Heilsvermittler brauchen. Diese theologische Frage sei mittlerweile eindeutig beantwortet, sagt Becker-Huberti. "Es ist möglich, Heilige zu verehren und um Hilfe zu bitten, aber notwendig als Vermittler sind sie nicht." Es sei auch möglich, sich direkt an Gott zu wenden.
Die Art der Heiligenverehrung hat sich nach Einschätzung von Manfred Becker-Huberti inzwischen verändert. "Man versucht im zunehmenden Maße Menschen zu wählen, die mit uns und unseren Problemen zu tun haben und als Vorbilder dienen können."
Sendung am 03.11.24
Moderatorin am Sonntagmorgen Silke Arning
Moderatorin am Sonntagmorgen