Ein Mann sitzt zuhause im Garten und arbeitet am Laptop. Fast jeder dritte deutsche Büroarbeiter ist auch im Sommerurlaub für den Job erreichbar

SWR1 Sonntagmorgen

Endlich Urlaub – Wie Erholung gelingt

Stand
Autor/in
Zülal Acar

Auf den Urlaub freuen sich viele das ganze Jahr über. Und ist es dann endlich so weit, funktioniert das mit der Erholung oft nur mäßig bis gar nicht. 

Im Südwesten starten jetzt die Sommerferien. Aber auch im wohlverdienten Urlaub sehen sich viele Menschen Stress ausgesetzt. Egal, ob es darum geht, auf Knopfdruck abschalten zu müssen, oder Verpflichtungen im Kopf zu ignorieren. Sei es privater, oder beruflicher Natur. Und bei all der gegenwärtigen Ablenkung, wie dem Smartphone als ständigem Begleiter, ist das auch oftmals nicht so einfach. To-Do-Listen oder berufliche E-Mails folgen einem ja oft in den Urlaub. Da kann dann schon mal Stress ausbrechen.

Studie: Viele Berufstätige auch im Urlaub erreichbar

Das zeigt auch eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bitkom, die jetzt veröffentlicht wurde. Das Ergebnis: Nur etwa ein Drittel der Befragten kann im Urlaub vollständig abschalten. Ein Großteil der Berufstätigen ist nämlich auch im Sommerurlaub für den Chef oder die Kollegen erreichbar. Die Hälfte geht davon aus, dass sie erreichbar sein müssen, heißt es in der Studie.

"Ich glaube, dass das vor allen Dingen eine Einstellungsfrage ist und ein Stückweit auch die Bereitschaft, wirklich einmal abzugeben, loszulassen und auch die Stille inzwischen aushalten zu können, das können immer weniger Menschen. So ein bisschen diese Angst, etwas zu verpassen", sagt der Sportwissenschaftler und Autor Ben Baak im Gespräch mit SWR1.

Experte: Erholung ist eine individuelle Sache

Er rät vor Beginn des Urlaubs einige Maßnahmen zu treffen, die einem dabei helfen können, zu entspannen. Es sei wichtig, im Vorfeld abzuklären, welche Projekte wirklich fertiggestellt werden müssen und Verantwortung im Team zu besprechen. Aber auch wann, wie und ob man während des Urlaubs beruflich erreichbar sein will oder muss.  

Zwei Radfahrerinnen sind in einer Allee im Biosphärenreservat Schaalsee unterwegs.
Radfahrerinnen im Biosphärenreservat Schaalsee.

Manche Menschen geraten in eine Art unterdrückten Stress, weil sie befürchten, nach dem Urlaub viel aufholen zu müssen. Um das zu vermeiden, könne man sich bewusst ein bis zwei Mal die Woche in kurzen Zeitfenstern auf den neuesten Stand bringen lassen. Anschließend sei es wichtig, sich wieder bewusst in den Entspannungszustand zu begeben, erklärt Baak. Er betont jedoch auch: Erholung ist eine individuelle Sache. Jeder müsse selbst darauf achten, was gut für einen funktioniert. "Und dann ist es wiederum in der eigenen Verantwortung auch zu schauen, dass ich in den anderen Zeitfenstern mich von äußeren Reizen - dem Telefon, dem E-Mail-Postfach - letztlich abkapsele, also wirklich in den Flugmodus sozusagen gehe", sagt der Autor.

Voraussetzung für eine gesunde Erholung sei nicht von einem Extrem ins andere zu verfallen. Etwa während der Ferien sich plötzlich zum Leistungssportler entwickeln zu wollen, sondern moderate körperliche Aktivitäten zu bevorzugen. Auch das Abkoppeln von der digitalen Welt hält Ben Baak während der Urlaubszeit für sehr sinnvoll. Stattdessen sei es heilsam, "dass man wirklich Zeit mit sich selbst verbringt und es schafft auch mal Langeweile auszuhalten. Das ist nämlich für unser Gehirn unheimlich heilsam, mal nichts durchzukalkulieren und auszubaldowern."

Kurze Erholungspausen im Alltag beugen Stress-Stau vor

Zeit in der Natur zu verbringen, ein Buch zu lesen, zu meditieren und sich allgemein mit gesunden Erholungsstrategien auseinanderzusetzen, könnten dabei helfen im Urlaub besser abzuschalten. Aber wie geht es nach dem Urlaub weiter? Um nicht plötzlich in Stress zu geraten und auch künftigen Stress-Stau zu vermeiden, sollten immer wieder Erholungsstrategien in den Alltag integriert werden. Das könne schon ein Blick aus dem Fenster, ein wenig Bewegung oder tiefes Durchatmen bewirken, erklärt der Sportwissenschaftler. Auf lange Sicht stärke das auch das Immunsystem und die Leistungsfähigkeit.

Ein Tourist geht bei wolkenlosen Himmel auf der griechischen Insel Skopelos wandern.
Wanderer auf der Insel Skopelos.
Moderatorin Silke Arning

Moderatorin am Sonntagmorgen Silke Arning

Moderatorin am Sonntagmorgen

Der Standpunkt in unserer Sendung Fußball-EM - was bleibt?

Sehnsucht Sommermärchen? So war die EM - mit Licht- und Schattenseiten.
Es gab sie, vor dieser EM – die Sehnsucht nach einem Sommermärchen 2.0. Nach Euphorie und Eskalation. Nach Leichtigkeit und vielleicht sogar nach einer Neuauflage von 2006 – die Sehnsucht nach einem fast perfekten Sommer. Und abgesehen vom wechselhaften Wetter, also dem German Summer, dürften sich viele dieser Sehnsüchte erfüllt haben. Ein Fest für die Fans – mit besonderen Begegnungen, etwa mit tanzenden Schotten, die sich begeistert haben – für Stuttgart, München und das Ruhrgebiet. Die gefeiert haben, trotz Niederlage. Völlig losgelöst. Mit den hüpfenden Holländern oder den englischen Fans, die zwar nicht ganz so begeisterungsfähig waren, wie die Reisegruppen aus Schottland, aber den destruktiven Fußball ihres Teams wochenlang bewundernswert ausgehalten haben, fast stoisch, und jetzt mit dem EM-Finale belohnt werden. Die EM für viele Fans ein wahr gewordenes Sehnsuchtsturnier – auch weil das deutschen Team einfach wieder Spaß gemacht, sportlich begeistert und dafür gesorgt hat, dass kleine Mädchen am Spieltag wieder mit Trikot in den Kindergarten gehen. Aber – so eine EM, das sind nicht nur Traumtore und Last-Minute-Siege, das sind auch rechtsextreme und nationalistische Vorfälle – in Städten, Stadien, auf Fanmeilen. Das ist öffentlicher Raum, der männlich dominiert und damit für Frauen unsicherer wird. Der Fußball fördert also das zu Tage, was in der Gesellschaft ohnehin schon allgegenwärtig ist – den Rechtsruck in Europa, sexualisierte Gewalt gegen Frauen. All das ist kein diffuses Gefühl, sondern belegt. Und – auch bei allen, die genau davon betroffen sind, hat es sie sicher gegeben, die Sehnsucht, nach dem Sommermärchen 2.0. Ein Happy End gibt es für sie nicht.

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Zülal Acar