In den 80ern stürmten Tears for Fears die Charts mit Welthits wie "Shout" oder "Sowing In The Seeds Of Love". Anfang 2022 erschien ihr neues Album "The Tipping Point", das das britische Duo gleich auf den vorderen Plätzen der Hitlisten katapultierte.
SWR1 Moderatorin Uschi Mathes hatte die Gelegenheit, Roland Orzbal und Curt Smith zu interviewen. Am Abend vor der Aufzeichnung war die traurige Nachricht gekommen, dass die Queen gestorben ist. Die beiden britischen Musiker erfuhren davon kurz vor ihrem Auftritt bei der Gala zum Deutschen Radiopreis.
SWR1: Am 8. September verstarb Queen Elisabeth II. Wie habt ihr den Moment erlebt, als die Nachricht vom Tod der Königin kam?
Roland Orzbal: Obwohl wir vorgewarnt waren, dass es passieren könnte, war es ein Schock. Sie war eine Konstante in unserm Leben. Wir sind während ihrer Regentschaft geboren worden. Du hast nie wirklich geglaubt, dass sie sterben würde. Es ist total traurig. Nachdem ich eine Nacht Zeit hatte, darüber nachzudenken, wurde mir klar, dass sie einen tollen Job gemacht hat. Sie hatte ein unglaubliches Leben. Und sie ist jetzt vielleicht wiedervereint mit der Liebe ihres Lebens, Prinz Philip. Ich gewöhne mich langsam an den Gedanken, aber es war ein absoluter Schock.
SWR1: Wie die Queen und ihren Mann verbindet auch euch auf einer kreativer Ebene etwas ganz Besonderes. Könnt ihr die besondere Magie zwischen euch beiden beschreiben?
Orzabal: Wir haben individuelle Talente und einen persönlichen Geschmack. Wir sind beide sehr sorgfältig. Wenn wir zusammen sind und total im Einklang, haben wir das Glück, dass dadurch eine Tür aufgeht zu erweiterter Kreativität.
Allein durch diese Interaktion entstehen Dinge, entstehen Songs. Die kommen scheinbar aus dem Nichts. Das fühlt sich dann wirklich sehr magisch an.
SWR1: Ihr habt gerade euer siebtes Album herausgebracht. Wie haben eure Fans auf das neue Album The Tipping Point ("Der Wendepunkt") reagiert?
Orzabal: Ich würde sagen, alle sind wirklich glücklich mit dem neuen Album. Und dann gibt's diese sehr berührenden Momente: Wir haben in L.A. gespielt, im ausverkauften Forum vor 40.000 Leuten. Bei einem der neuen Songs, "Rivers Of Mercy", haben alle ihre Handys hochgehalten. Das sah aus wie ein Meer aus Sternen oder Kerzen. Das war so bewegend.
Unglaublich, wie das Album ankommt. Es hat uns neues Leben gegeben: Wir gehen auf die Bühne und sind viel überzeugter, weil wir ein neues Produkt haben. Das fühlt sich einfach großartig an.
SWR1: Ihr seid jetzt beide über 60. Auf der Bühne merkt man das eigentlich nur an eurer Haarfarbe. Stimmlich ist noch die volle Power da. Was sind für euch die Vor- und Nachteile dieses Alters?
Curt Smith: Der Nachteil ist, dass dein Körper immer mehr abbaut. Der Vorteil ist, dass du vieles besser akzeptieren kannst. Akzeptieren kannst, wer du bist. Du versuchst nicht mehr, jemand anders zu sein. Es ist schwer zu erklären, aber ich glaube, wenn man mal in dem Alter ist, ist man viel zufriedener.
SWR1: Ihr beiden habt schon als Jugendliche angefangen, zusammen Musik zu machen - und das ist mehr als 45 Jahre her. Ist für euch ein Leben ohne Musik denkbar?
Smith: Nein! Das war eine schnelle Antwort. Warum? Das ist interessant. Ich weiß nicht. Vielleicht, weil Musik zu uns spricht. Und wir sprechen durch Musik. Für uns ist es ein Kommunikationsmittel. Also, ich kann mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen.
Das Interview führte SWR1 Moderatorin Uschi Mathes.
Tears for Fears live
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