Wer Muskeln aufbauen will, greift gerne zu einer Extraportion Eiweiß. Welche Alternativen es gibt und ob das überhaupt sinnvoll ist, erklärt unsere Ernährungsexpertin Anne Iburg.
Bei Jugendlichen, die ins Fitnessstudio gehen und Muskeln aufbauen wollen, stehen High-Protein-Produkte hoch im Kurs. Brote, Müsli, Eiscreme oder Pudding werben mit einer Extraportion Eiweiß. Wir haben darüber mit unserer Ernährungsexpertin Anne Iburg gesprochen.
SWR1: Ich habe keine Zeit, mir ein Brot zu schmieren und nehme einen Eiweißriegel mit auf die Reise oder auf die Arbeit. Ist das eine gute Idee?
Anne Iburg: Nicht unbedingt. Zum einen ist die Frage: Hat man überhaupt einen Eiweißmangel und braucht man so viel Eiweiß? Und wie viel Zucker ist da drin? Das hat das Brot vielleicht nicht. Und vielleicht hat das Brot genauso viel Eiweiß.
SWR1: So ein Powerriegel erweckt den Eindruck, das nehme ich mit und bin gut ernährt. Das stimmt also gar nicht?
Iburg: Nein, ich würde sagen, das ist sozusagen eine gute Lösung, um kein schlechtes Gewissen zu haben und was Süßes essen zu können.
SWR1: Das heißt, wenn ich wirklich einen Eiweiß-Snack möchte, nehme besser eine Banane mit oder eine Handvoll Nüsse?
Iburg: Die Banane nicht, aber vielleicht natürliche eiweißhaltige Lebensmittel wie zum Beispiel Quark oder ein Brot mit viel Käse. Bei veganer Ernährung wird es vielleicht ein bisschen schwierig. Aber da würde ich sagen gibt es dann Hülsenfrüchte, Bohnen, Linsen, Erbsen, Kichererbsen oder auch Tofu.
SWR1: Wo gehört die Portion Eiweiß denn hin, was den Tagesrhythmus betrifft: morgens, mittags oder abends?
Iburg: Ich denke, sie sollte mit allen drei Hauptmahlzeiten mitkommen. Dann hat man auch seinen Eiweißbedarf gedeckt. Das heißt, wenn ich morgens mein Müsli esse, habe ich durch das Getreide, vielleicht auch durch die Nüsse, die drin sind, und durch das Milchprodukt eine gute Eiweißversorgung. Ich würde mal sagen, geschätzt 20 Gramm.
Wenn ich dann mittags ein Stück Fisch oder ein Stück Fleisch esse, habe ich wieder 20 Gramm. Wenn Sie abends noch ein Brot mit Käse essen oder wenn Sie vegan leben, eine Paste, die aus Nüssen oder Hülsenfrüchten besteht, dann haben Sie nochmal 20 Gramm. Also haben Sie zusammen 60 Gramm Eiweiß mit drei Mahlzeiten ganz einfach gedeckt und Sie haben damit Ihre Eiweißmenge.
SWR1: Sie haben uns geschickt signalisiert, dass niemand die Extraportion Riegel braucht, die in einer tollen Verpackung daherkommt. Eine ausgewogene Ernährung und Zack, genug Eiweiß ist da. Und wofür ist das vor allen Dingen gut? Für die Muskeln?
Iburg: Es ist das, was am bekanntesten ist: für die Muskeln, für den Muskelaufbau. Aber auch für jede Zelle, also für unsere Knochen, Knorpel, Bindegewebe, für jedes Organ. Für die Herstellung von Hormonen, Enzymen brauchen wir auch Eiweiße. Aber wir kriegen das, wenn wir uns gesund und ausgeglichen ernähren.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Dörte Tebben.
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