Aus ökologischer Sicht ist Kaffeetrinken bedenklich, das wissen viele. Doch wie steht es wirklich um die Nachhaltigkeit des beliebten Koffeingetränks?
Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen und wird sogar mehr getrunken als Mineralwasser. Doch was die Nachhaltigkeit angeht, bringt Kaffee immer noch einige Probleme mit sich. Ingo Fischer aus der SWR Umweltredaktion klärt auf und erzählt uns, wie wir damit umgehen können.
Kaffee: Problematischer ökologischer Fußabdruck
SWR1: Was sind aus ökologischer Sicht die größten Probleme beim Kaffee-Anbau?
Ingo Fischer: Da ist erst einmal der sehr hohe Wasserverbrauch, der entsteht, wenn Kaffeebohnen angebaut und verarbeitet werden. Unsere Tasse Morgenkaffee verbraucht nicht nur die 200 Milliliter, die in die Tasse passen, sondern der sogenannte "Wasser-Fußabdruck" beträgt 140 Liter – pro Tasse.
Ein weiteres Problem: Die weltweite Nachfrage nach Kaffee ist so groß geworden, dass Kaffeepflanzen heute meist in Monokulturen angebaut werden. Eigentlich benötigen die Kaffeepflanzen aber Schatten spendende Bäume, und diese Mischkulturen wären sehr gut für die Bio-Diversität. Das genaue Gegenteil ist aber bei reinen Kaffee-Plantagen der Fall. Damit die Pflanzen dort trotzdem gedeihen können, müssen unter anderem hochgiftige Pestizide und Herbizide eingesetzt werden.
Viele davon sind auf europäischen Feldern übrigens aus gutem Grund längst verboten. Doch mit unserem Kaffee-Durst sorgen wir dafür, dass diese Gifte anderswo auf der Welt weiterhin munter die Umwelt zerstören können. Noch schlimmer ist, wenn für neue Kaffee-Plantagen Urwälder vernichtet werden. Und das können laut Ökotest selbst Bio-Siegel leider noch immer nicht ausschließen.
Nachhaltiger Ansatz: Kaffee als Genussmittel verstehen
SWR1: Was können wir als Verbraucher tun, um das zu ändern?
Fischer: Die Lösung ist zwar theoretisch ganz einfach, praktisch aber total schwer umzusetzen. Wir müssten Kaffee wieder mehr als ein Genussmittel verstehen, das wir uns nur ab und zu – bei besonderen Gelegenheiten – gönnen.
Dann wären wir vermutlich auch dazu bereit, mehr Geld zu zahlen und darauf zu achten, dass unser Kaffee ein Bio-Siegel und ein Fairtrade-Siegel trägt. Damit nämlich wäre der Natur und den Kaffeebauern schon sehr geholfen.
Bio- und Fairtrade-Siegel sollen Fairness und Umweltschutz garantieren
SWR1: Das Fairtrade-Siegel garantiert Kaffeebauern einen Mindestpreis. Warum ist der wichtig?
Fischer: Kaffee ist in vielen Entwicklungsländern der größte Erwerbszweig. Laut Schätzungen, ernährt der Kaffee-Anbau weltweit etwa 25 Millionen Familien. Aber er tut das eben sehr oft sehr schlecht. Der allerkleinste Teil von dem, was wir im Supermarkt oder in der Gastronomie für Kaffee bezahlen, kommt bei den Kaffeebauern an.
Wenn dann auch noch der Weltmarktpreis für Kaffee-Bohnen sinkt, kann das die Bauern ruinieren, wenn sie sich nicht auf einen Mindest-Abnahmepreis verlassen können. Auch Kinderarbeit auf den Plantagen ist in einigen Ländern nach wie vor ein ungelöstes Problem. Und die eingesetzten Pestizide schädigen nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Plantagenarbeiter.
Damit Mensch und Natur nicht ausgebeutet werden, stehen Bio-Siegel in Verbindung mit Fairtrade-Siegeln auf den Packungen der großen Kaffee-Röstereien wie Tchibo, Jacobs, Dallmayr & Co.. Viele kleine Kaffee-Röstereien garantieren ebenfalls, dass sie ihre Kaffee-Bauern fair bezahlen und dass die Kaffee-Bohnen umweltschonend angebaut werden. Auch wenn das aus Kostengründen oft kein Siegel belegt – da muss man sich dann halt auf die Aussagen der Anbieter verlassen.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.
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