Die Corona-Pandemie und die Kriege in der Ukraine und dem Nahen Osten haben die Art, wie wir Weihnachten feiern, verändert. Das zeigt eine neue Studie.
Seit einigen Jahren befragt die Universität der Bundeswehr in München regelmäßig 1.200 Deutsche, wie sie Weihnachten feiern. Prof. Philipp Rauschnabel, Leiter der Studie, stellt einen deutlichen Trend in Richtung Entschleunigung fest. Wir haben mit ihm über die Ergebnisse der Studie gesprochen.
SWR1: Was sind die Trends? Wie wird Weihnachten gefeiert?
Philipp Rauschnabel: Das ist ziemlich eindeutig. Die meisten Leute machen natürlich eine Bescherung, ein gemeinsames Abendessen, sie kochen auch etwas sehr Besonderes. Dicht gefolgt kommt dann wirklich Filme schauen oder streamen und Weihnachtslieder anhören. Das sind also die fünf Top-Aktivitäten, die die Deutschen an Heiligabend machen.
SWR1: Wird viel besucht an Heiligabend und Weihnachten?
Rauschnabel: In der Tat, jeder dritte bekommt Besuch oder besucht andere Menschen. Und das ist natürlich ein Punkt, warum man an Heiligabend am häufigsten einen sehr stressigen Tag hat.
SWR1: Welche Geschenke wünschen sich die Deutschen dieses Jahr?
Rauschnabel: Wenn man die Leute fragt, was sie sich wünschen, dann kommt an erster Stelle leider immer Geld. Geld ist gar nicht so ein tolles Geschenk, das verpufft sehr schnell. Dann kommen die gemeinsamen Events, zum Beispiel ein gemeinsamer Ausflug. Auf Platz drei und vier sind Reisen und Bücher und auf Platz fünf selbstgemachte Sachen.
SWR1: Was davon wird dann auch wirklich geschenkt? Was verschenken die Leute am liebsten?
Rauschnabel: Das ist ganz interessant, das deckt sich nämlich nicht unbedingt immer genauso. Auf Platz eins bei den Geschenken liegen Süßigkeiten. Dann kommen aber auch Bücher, Spielzeug und Selbstgemachtes. Das heißt, da folgen dann tatsächlich die Dinge, die sich auch häufig gewünscht werden.
SWR1: Jetzt hatten wir in den vergangenen Jahren das Corona Problem. Aktuell laufen Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Wie sehr verändert das die Weihnachtsgefühle der Menschen und das Weihnachtsfest?
Rauschnabel: Das ist eine sehr spannende Frage. Und in der Tat ist es so, dass ungefähr ein Drittel der Deutschen sagt, dass sich in den letzten vier Jahren ihr Weihnachtsfest nachhaltig verändert hat. Es wurden also dauerhaft Traditionen über Bord geworfen, und neue Traditionen entstehen gerade. Dieses eine Drittel der Befragten feiert ein bisschen entspannter, entschleunigt und entmaterialisierter.
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Die berichten uns, dass sie zum Beispiel weniger Geld ausgeben, dass sie weniger Verpflichtung haben, aber auch mehr Zeit mit der Familie, mehr Zeit mit sehr guten Freunden verbringen. Sie berichten zunehmend aber auch, dass sie zum Beispiel niedrigere Erwartungen haben an das Weihnachtsfest.
Das ist eigentlich in der Summe eine sehr gute Kombination, weil genau diese Aspekte dafür ausschlaggebend sind, ob man ein schönes Weihnachtsfest hat. Ich glaube, genau dieses Drittel an Menschen, die einige Traditionen mal hinterfragt haben, die werden dieses Jahr ein wunderschönes Weihnachtsfest haben.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.
Ausführliche Informationen über die aktuelle Weihnachtsstudie finden Sie hier.
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