Die trübe Zeit ist endlich vorbei und wir freuen uns auf die Sonne. Wer sich für den Sommer eine neue Sonnenbrille kaufen will, sollte allerdings auf mehr achten als auf Style. Worauf genau, erzählt Augenarzt Dr. Sven Radetzky.
Sonnenstrahlen fühlen sich zwar nach den vielen Regenwochen in diesem Jahr angenehm an, aber sie sind auch schlecht für Haut und Augen. Vor allem die gefährlichen UV-A- und UV-B-Strahlen. Mit der richtigen Sonnenbrille können Sie Ihre Augen vor Reizungen schützen.
Mögliche Folgen durch UV-Strahlen
Augenarzt Dr. Sven Radetzky warnt vor Reizungen, leichten Entzündungen, Eintrübungen und allgemeinen Veränderungen an der Bindehaut, Netzhaut und Linse des Auges, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen.
Wie genau solche Schäden entstehen können, weiß SWR Wissensredakteurin Nina Kunze: "UV-Strahlen haben im Auge, auf der Binde- und Hornhaut den gleichen Effekt, wie auch auf unserer normalen Haut. Das heißt, die oberste Schicht wird verbrannt und muss sich dann erstmal neu bilden." Langfristig können UV-Strahlen zudem auch Augenkrebs verursachen oder die Linse eintrüben und damit zu Grauem Star führen, so Kunze.
Mehr Sonnenstunden bedeuten mehr UV-Strahlung
Der Klimawandel sorgt nicht nur für besondere Wetterereignisse, sondern beeinflusst auch die UV-Strahlung, wie Nina Kunze aus der SWR Wissensredaktion erklärt: "Die Intensität des Sonnenlichts ist sehr stabil. Was sich aber verändert hat, ist die Zahl der Sonnenstunden. Die war in den letzten Jahren oft sehr hoch. Das heißt, auch wenn das Licht nicht greller geworden ist, bekommen die meisten Menschen trotzdem mehr UV-Strahlung ab."
Hinzu kommt, dass an warmen Tagen – die auch immer öfter auftreten – die Menschen mehr Zeit im Freien verbringen und sich somit der UV-Strahlung aussetzen.
Was laut Kunze auch eine Rolle spiele, ist das Ozonloch: "Ozon filtert einen großen Teil des UV-Lichts der Sonne raus, bevor es überhaupt auf der Erde ankommt. Allerdings ist das kein neues Phänomen mit dem Ozonloch, sondern das gibt es schon seit ein paar Jahrzehnten."
Augen richtig vor UV schützen
Soll der Schutz wirksam sein, dann sollte die Brille einen UV-A- und UV-B-Schutz haben, rät der Augenarzt. Ein erweiterter UV-Schutz, bei dem UV-Strahlen bis zu 400 Nanometern herausgefiltert werden, ist erkennbar an der Kennzeichnung "UV 400" oder "100 Prozent UV-Schutz".
In Ländern wie Australien oder Neuseeland ist das sogar der vorgeschriebene Mindeststandard. Wer bereits unter Grauem Star, Netzhautproblemen oder den Folgen einer Augen-OP leidet, der kann sogar UV 480 benötigen. Besonders stark ist die Sonnenstrahlung übrigens in der Nähe von Wasser oder im Schnee. Wie gut der UV-Schutz tatsächlich ist, kann beim Optiker gemessen werden.
Qualität erkennen mit der CE-Kennzeichnung
Wichtig ist außerdem die CE-Kennzeichnung. In der Regel finden Sie dieses Kennzeichen auf der Innenseite eines Bügels der Brille. Es zeigt an, dass die Brille den europäischen Richtlinien und damit entsprechenden Qualitätsstandards entspricht.
Seit dem 1. Juli 1995 dürfen in Deutschland nur noch Sonnenbrillen mit diesem Zeichen vertrieben werden. Es gibt allerdings keine unabhängige Kontrolle für den Einsatz dieses Siegels. Billige Raubkopien könnten beispielsweise ein CE-Kennzeichen haben, ohne die entsprechenden Standards zu erfüllen. Fehlt das Zeichen allerdings komplett, dann definitiv die Finger davon lassen!
Für den Durchblick: Der richtige Blendschutz
Die Farbe der Gläser sagt übrigens überhaupt nichts über den Schutz aus, wie der Radetzky erklärt. Es gilt also nicht: je dunkler, desto besser!
Zwar hat die Tönung der Brille nichts mit dem UV-Schutz zu tun, eine hilfreiche Funktion hat sie trotzdem. Der Tönungsgrad oder Blendschutz gibt Auskunft darüber, wie sehr die Brille davor schützt, geblendet zu werden. In der Regel gibt es hier die Kategorien null bis fünf, wobei Blendschutz null für die höchste Lichtdurchlässigkeit steht und eher für die Abendsonne gedacht ist.
Kategorie vier ist schon so dunkel, dass der Blendschutz sich nicht für den Straßenverkehr eignet, sondern eher für eine Wanderung im Gletscher. Für unsere Breitengrade sollte Kategorie zwei in der Regel ausreichen, für einen Tag am Strand fährt man mit Blendschutz Kategorie drei gut.
Kein Wackeln, kein Rutschen: Die Sonnenbrille muss passen!
Die Sonnenbrille sollte einen möglichst großen Bereich der Augen abdecken. Das heißt: große Gläser und möglichst Schutz an der Seite, am besten bis zu den Augenbrauen und dem seitlichen Rand des Gesichts. Gerade günstige Brillen von der Stange sitzen oft nicht so gut wie die, die vom Optiker individuell angepasst werden.
Sonnenbrille vom Optiker oder Drogeriemarkt?
Grundsätzlich gilt bei Sonnenbrillen nicht unbedingt teurer, gleich besser. Hat die Discounterbrille alle genannten Kennzeichnungen (UV-Schutz, möglichst mit 400 Nanometern Wellenlänge und CE-Kennzeichnung) und sitzt gut, dann spricht zunächst laut dem Experten nichts dagegen.
Wichtig sei jedoch die Glasbeschaffenheit, sagt Radetzky: "Günstige Gläser heißt nicht, dass sie schlecht sind. Aber es sollte natürlich geguckt werden, dass es keine Verzerrungen gibt, dass es ein gutes Glas ist".
Mit drei einfachen Checks lässt sich die Qualität der Verarbeitung einer Brille prüfen:
- Die Scharniere der Brille sollten nicht wackeln.
- Gegenstände sollten nicht verzerrt erscheinen, wenn man durch die Gläser schaut.
- Das Glas der Brille sollte bei einem leichten Druck mit dem Finger nicht nachgeben.
Außerdem muss bei Sonnenbrillen eigentlich immer ein Merkblatt oder wenigstens Etikett beiliegen. Seriöse Hersteller warnen darauf vor Gefahren, wie beispielsweise direkt in die Sonne zu schauen. Grundsätzlich ist sonst aber gegen günstige Modelle nichts einzuwenden.
Mehr zu Augenarzt Dr. Sven Radetzky aus Neuwied finden Sie auf augenzentrum-am-schloss.de.
Tipp: Sonnenbrille vom Optiker prüfen lassen
Wenn Sie sich bei Ihrer günstigen Sonnenbrille aus dem Urlaub nicht sicher sind, ob sie die nötigen Qualitätsstandards erfüllt, können Sie die Brille einfach bei einem Optiker überprüfen lassen, empfiehlt Optikerin Ina Stöck aus Bernkastel-Kues. Das ist besonders nützlich, da es keine unabhängige Kontrolle für die Verwendung des CE-Zeichens gibt. Man sollte sich also in einem Fachgeschäft beraten lassen.
Entscheidend sei wirklich die Qualität des Materials, so Stöck. Dafür lohne es sich auch, mehr Geld auf den Tisch zu legen: "Man hat nur zwei Augen und das ist wahre Lebensqualität, und die sollte man nicht mit einer preiswerten Sonnenbrille ruinieren."
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