Klimawandel bremsen

Hilft ein Sonnenschirm für die Erde?

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Claudia Deeg
SWR1 RP Moderatorin Claudia Deeg
Redakteur/in
Werner Eckert

Mit technischen Methoden der Erderwärmung entgegenwirken — in den USA macht hierzu eine zunächst absurd klingende Idee Schlagzeilen: Die Sonne künstlich dimmen, um für weniger Strahlung und Hitze zu sorgen.

Was im ersten Moment nach Science-Fiction klingt, ist aber durchaus ernst gemeint. Einen entsprechenden Bericht hat das Weiße Haus in Washington vorgelegt.

Was gibt es für Möglichkeiten, die Sonne zu "verdunkeln"?

Laut Experte Werner Eckert aus der SWR1 Umweltredaktion gibt es verschiedene denkbare Möglichkeiten. Man könne beispielsweise die obere Atmosphäre künstlich "verdrecken", indem man Schwefel mit Raketen in die Atmosphäre schießt und diese abfackelt. Das daraus entstandene Schwefeldioxid dämmt die Strahlungsmenge, die letztlich auf der Erde ankommt. Diese Idee hat vor 20 Jahren schon mal der niederländische Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen vorgeschlagen.

Eine weitere Möglichkeit könnte auch das Versprühen von Salzwasser aus den Ozeanen sein, damit mache man die Wolken dichter und dunkler, was den gleichen Effekt erzielt: weniger Sonnenstrahlung und somit weniger Wärme.

Sonne brennt vom blauen Himmel. Beregnungsanlagen vor blauem Hintergrund.
Lässt sich die Sonne einfach so verdunkeln? Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.

 Ist das realistisch?

Das Positive zuerst: Es würde relativ schnell gehen und hat auch absehbar einen Effekt, denn jeder Vulkanausbruch macht im Grunde das Gleiche auf natürliche Art und Weise. Die Luftverschmutzung von vor 40-50 Jahren hat ebenso für eine Abkühlung der Erde gesorgt.

Doch das Problem sei, so Eckert, dass damit lediglich die Folgen des Klimagasausstoßes verdeckt werden, während der Klimawandel so gesehen weitergeht. Man mache nur einen "Sonnenschirm" darüber, der jedoch nicht dauerhaft ist.

Sobald man aufhört den Sonnenschirm zu nutzen, schlägt die Klimakrise noch erbarmungsloser zu. 

Risiken

Weiterhin sei es auch keine dauerhafte Lösung gegen andere Schäden durch den Klimawandel, wie die Versauerung der Ozeane. Das Ganze könnte die Ozonschicht der Erde zerstören und die Niederschlagsverteilung auf dem Boden ändern, also ziemlich heftige Risiken, die damit einhergehen und über die man so gut wie nichts weiß. 

Geoengineering

Beim sogenannten Geoengineering oder Climate-Engineering geht man mit technischen Mitteln aktiv gegen die Erderwärmung vor. Sie sollen helfen, den Klimawandel zu bremsen oder zu kompensieren, da es der Menschheit nicht gelingt, die CO2-Emissionen in ausreichendem Maße zu reduzieren. Eine Idee mit der sich Bremer Forscher befassen: ein gigantischer Sonnenschirm im All. Wie das funktionieren kann, können Sie sich in der ARD Mediathek ansehen. Doch Geoengineering wird kontrovers diskutiert — auch, weil sich solche Eingriffe auf die ganze Welt auswirken und teilweise massiv in die Natur eingreifen. Die Auswirkungen und Folgen für unseren Planeten sind aber bisher wenig erforscht.

Weitere Informationen rund um das Thema Geoengineering können Sie auf ARD Alpha finden.

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