Wie Schulpsychologen nach Krisenfällen helfen

Oliver Appel: "Man muss den Gefühlen Raum geben"

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Moderator/in
Claudia Deeg
SWR1 RP Moderatorin Claudia Deeg
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SWR1

Nach der Entführung einer 10-jährigen Schülerin auf dem Schulweg in Edenkoben sind Eltern und Kinder in der Region sehr besorgt. In solchen Fällen werden Schulpsychologen gerufen.

Oliver Appel ist Leiter der Abteilung Schulpsychologie des pädagogischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz. Er erzählt uns, was Schulpsychologen in diesen Krisenfällen tun können und was für Eltern, Lehrerinnen und Lehrer und Kinder jetzt wichtig ist.

SWR1: Geben Sie uns mal einen kleinen Einblick. Wie läuft so ein Einsatz von Ihnen ab?

Oliver Appel: Es ist so, dass sich in solchen Fällen die Schule bei uns meldet und wir versuchen, zeitnah Kolleginnen und Kollegen an die Schule zu senden. In der Regel gibt es ein schulinternes Krisen-Team an jeder Schule in Rheinland-Pfalz. Mit diesem Krisen-Team besprechen wir die Gesamtsituation, versuchen zu eruieren, wo die Hauptbetroffenheiten liegen. Erste Handlungsschritte entscheiden, wie dann die Kolleginnen und Kollegen, die vor Ort sind, aktiv werden.

SWR1: Das heißt im Konkreten wahrscheinlich vor allem viel reden oder noch viel mehr zuhören?

Appel: Genau. Aktiv Gesprächsangebote machen und erst mal zuhören ist ein ganz zentrales Moment für alle Personen, die zu uns kommen. Das kann eine Klasse sein oder das können Lehrkräfte sein. Auch Eltern natürlich, die uns auch in Anspruch nehmen können, um bei einer solchen Tat, die nicht begreiflich ist, Gefühlen und Emotionen Raum zu geben. (...)

Schule hatten einen stark strukturierenden, sicherheitsgebenden Rahmen.

SWR1: Was sind denn so einem Fall gute und richtige Schritte? Ist ein Schulwechsel eher förderlich oder kehrt so ein Kind besser wieder in die Schule, weil es eher daraus Kraft schöpfen kann, oder ist es vielleicht auch sehr unterschiedlich?

Appel: Das kann unterschiedlich sein. In der Regel ist das Zurückkehren in die bestehende Gruppe ein ganz wichtiger stützender Faktor. (…) Für die in dem Fall betroffene Schülerin ist es ein wichtiges Momentum, in ihr vertrautes Umfeld zurückzukommen und da auch wieder gut aufgenommen zu werden. Schule hatten einen stark strukturierenden, sicherheitsgebenden Rahmen. Auch für Schülerinnen und Schüler, die ein schlimmes Erlebnis hinter sich haben.

SWR1: Jetzt ist in dem Fall ja aber auch die Frage im Raum, hätte die Tat möglicherweise verhindert werden können durch konsequenteres Vorgehen der Behörden und Justiz im Vorfeld? Das ist doch ein Faktor, der verunsichert zusätzlich. Diese Trauer oder Wut darüber, dass man vielleicht etwas hätte verhindern können.

Appel: Das ist psychologisch tatsächlich etwas, was man berücksichtigen muss in der Bearbeitung. Das wird sicher auch passieren in den Gesprächen. Das ist sicherlich ein Thema bei den Eltern im Umfeld der Schule, das ist ein Thema in den Lehrerkollegien und natürlich auch ein Thema bei den betroffenen Klassen oder den Schülerinnen und Schülern. Da ist es, aus unserer Perspektive, auch wichtig, solchen Gefühlen wie Wut Raum zu geben, weil das absolut nachvollziehbar ist, dass man auch so emotional auf so eine Situation reagiert.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.

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