Momentan häufen sich negative Nachrichten. Krieg, Waldbrände, Überschwemmungen und nun der Terror im Nahen Osten. Dazu kommen unsere Alltagssorgen.
Wie sollen wir mit dieser Menge an Problemen umgehen? Resilienzforscherin Dr. Donya Gilan vom Leibniz-Institut in Mainz beschäftigt sich mit der psychischen Widerstandskraft des Menschen. Im SWR1 Interview gibt sie Tipps, um die eigene Resilienz zu stärken.
SWR1: Viele Menschen wollen im Moment keine Nachrichten mehr hören oder sehen. Ist Ignoranz und Abschalten im wahrsten Sinne des Wortes eine gute Strategie?
Dr. Donya Gilan: Zeitweise abschalten ist natürlich eine gute Strategie, weil wir in sogenannten Timeouts, in denen wir auch keine Nachrichten konsumieren, uns wieder regenerieren können. Wir können wieder Energie auftanken, haben Durchzug im Kopf, sodass ein regulierter Nachrichtenkonsum wichtig ist. Und vor allem Auszeiten, in denen man am besten gar keine Nachrichten konsumiert und versucht, ein bisschen abzuschalten.
SWR1: Wie kann man für sich feststellen, was einem am meisten auf der Seele liegt? Beispielsweise der fehlende Platz in der Kita, der Krieg in der Ukraine oder aktuell Israel und der Gazastreifen…
Gilan: Wichtig ist, dass man so etwas wie einen Realitätscheck macht. Was betrifft mich wirklich, was greift in meinen Lebensalltag ein und was kann ich vielleicht auch regulieren durch bestimmte Strategien, Problemlösung oder ein Gespräch mit jemand anderem? Und welche Ängste sind eher diffus und viel weiter von mir entfernt?
SWR1: Wenn man die Krisen in der Welt betrachtet, hilft es da, sich klarzumachen, dass man in einem Land sitzt, in dem alles in Ordnung ist und es einem im Vergleich eigentlich ganz gut geht?
Gilan: Ja, wenn man dabei Dankbarkeit spürt und froh ist, dass man vielleicht nicht so widrigen Lebensbedingungen ausgesetzt ist, ist das auf jeden Fall sehr positiv, weil man dadurch auch positive Emotionen empfindet.
SWR1: Was passiert denn mit uns, wenn die Resilienzmechanismen versagen?
Gilan: Das kommt durchaus vor. Es gibt keine Menschen, die durchgängig in ihrem Leben resilient sind. Es kommt immer auf den Lebensbereich an, auf den Kontext. Es gibt Situationen, in denen helfen uns Ressourcen und Resilienzmechanismen nicht, weil die Rahmenbedingungen nicht mehr so günstig ausgeprägt sind, als dass wir resilient handeln können. Da würde ich immer versuchen, mir entweder fachmännische Hilfe zu holen oder im Bekanntenkreis und im sozialen Netzwerk nach Hilfe suchen.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.
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