Laut der DAK erleben 52 Prozent der Berufstätigen in Rheinland-Pfalz regelmäßig Personalmangel in ihrem Arbeitsalltag. Und das hat Folgen: noch mehr Krankheiten und Ausfälle.
Der aktuelle Gesundheitsreport der Krankenkasse zeigt außerdem, dass mehr als die Hälfte der Beschäftigten bei ständigen Personalengpässen komplett erschöpft ist. Zudem haben 70 Prozent der Beschäftigten mit regelmäßigem Personalmangel im Job in den vergangenen Monaten auch krank gearbeitet. Rainer Lange, Leiter der DAK-Landesvertretung in RLP, ordnet die Ergebnisse im SWR1 Interview ein.
SWR1: Der Personalmangel bleibt nicht ohne Folgen für die, die den Laden am Laufen halten, oder?
Rainer Lange: Das ist richtig. Die Verbliebenen in einem Betrieb oder in einem Unternehmen arbeiten immer noch mehr. Somit führt also dieser Personalmangel zu noch mehr Stress und weiteren Belastungen. Das treibt natürlich den Krankenstand nochmal mittelfristig in die Höhe. Die Folgen sind erneut mehr Fehltage, was die Situation wiederum weiter verschärft.
SWR1: Das heißt, wir reden hier von einem Teufelskreis.
Lange: Ja, wirklich! Deswegen muss auch unser erstes Ziel sein, die Beschäftigten gesund und fit zu halten. Nur so kann dieser Teufelskreis durchbrochen werden.
SWR1: Aber was heißt es, gesund und fit zu halten? Ich meine, den Kreis irgendwo zu durchbrechen, klingt schwierig.
Lange: Das ist es auch. Nicht alle Unternehmen haben die Möglichkeit, dagegen zu arbeiten. Zumal in den besonders betroffenen Branchen wie Kranken- und Altenpflege die Betroffenen selbst seltener äußern, dass der Gesundheitsschutz und die Themen rund um die Gesundheit am Arbeitsplatz eine Rolle spielen.
SWR1: Aber das heißt doch, wenn es da ein Problem gibt, dann müsste man sich ja theoretisch auch Zeit dafür nehmen, um diese Gesundheits- und Überlastungsprobleme anzugehen. Aber die Zeit ist ja schlicht nicht da.
Lange: Richtig. Die Zeit ist aus Sicht der Beschäftigten erst mal nicht da. Aber die Betriebe und Firmen müssen einfach diese Anstrengung unternehmen. Denn 70 Prozent der Beschäftigten geben in unserer Studie an, dass sie auch schon mal krank zur Arbeit gehen. Und das kann nicht angehen. Das führt zu noch größeren Problemen.
SWR1: Wie sieht es denn aber auf Arbeitgeberseite aus? Haben Sie den Eindruck, dass das Problem, diese Thematik erkannt und ernst genommen wird?
Lange: Wir gehen davon aus, dass das nicht verborgen geblieben ist. Aber oftmals kann aus eigener Kraft einfach nicht gegengesteuert werden. Denken wir an kleine Betriebe, Unternehmen oder eben an die betroffenen Branchen wie Kranken- und Altenpflege. Da ist das nicht so einfach umzusetzen. Die haben einen enormen Druck. Wir müssen in erster Linie dafür sorgen, dass wirklich die Beschäftigten, die jetzt arbeiten, gesund bleiben und nicht noch zusätzlich überlastet werden. Da können wir zum Beispiel mit betrieblichem Gesundheitsmanagement was machen. Das bieten wir an. Aber vorausgesetzt ist natürlich, dass alle Beteiligten – Unternehmen wie Beschäftigte – bereit sind, da neue Wege zu gehen und die Angebote auch zu nutzen.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.
Auf der Webseite der DAK finden Sie den Gesundheitsreport 2023 für Deutschland und für Rheinland-Pfalz.
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