Hohe Parkgebühren in den Innenstädten sorgen für Frust bei vielen Pendlern. Andererseits könnte genau das der Umwelt helfen, weil sie die Autos fernhalten.
Wir haben mit David Langner, dem Oberbürgermeister der Stadt Koblenz darüber gesprochen, wie Innenstädte trotzdem belebt bleiben können. Langner ist außerdem der Vorsitzende des Städtetags Rheinland-Pfalz.
SWR1: Herr Langner, wie ist es so zwischen den Stühlen zu sitzen?
Langner: Zwischen den Stühlen fühle ich mich eigentlich gar nicht. Wir sind, glaube ich in allen Städten sehr bewusst mit der Thematik unterwegs. Wir müssen auf Alternativen setzen. In Koblenz ist das das Thema Fahrrad, aber auch das Thema ÖPNV. Und dann spielen natürlich auch die Parkgebühren eine Rolle. Aber da sollte man jetzt auch nicht zu restriktiv vorgehen.
SWR1: Was muss am ÖPNV in den meisten Städten noch besser werden, damit mehr Menschen darauf umsteigen?
Langner: Letztendlich geht es immer um die Frage des Geldes. Wir sind gerade auch in der Diskussion mit dem Land Rheinland-Pfalz, was den Zuschuss des ÖPNV anbelangt. Der Zuschuss kann nicht kostendeckend zur Verfügung gestellt werden. Wir als Stadt Koblenz lassen uns das auch jetzt schon etwas kosten. Aber wir erreichen natürlich nicht die Taktung, die wir in Großstädten erleben, wo alle fünf bis zehn Minuten eine Bahn kommt.
SWR1: Die Umwelthilfe fordert ja eigentlich, dass die Parkgebühren pro Stunde so hoch sein sollten, wie das einfache Busticket. Die Stadt Kaiserslautern zum Beispiel hat die Parkgebühren im vergangenen Jahr an die Fahrpreise für den Bus angeglichen. Wie sind da die Erfahrungen?
Langner: Zu Kaiserslautern kann ich wenig sagen. Wir führen nur in Koblenz die Diskussion, dass der Einzelhandel nach der Pandemie und durch den Druck der Digitalisierung bestrebt ist, dass das Auto eine günstige Alternative ist, um die Geschäfte zu erreichen. Vor diesem Druck und der Frage: "Wie belebt ist die Innenstadt in Koblenz weiterhin?", haben wir uns bisher gegen diesen Schritt der Erhöhung entschieden.
Ist das Parken in der Stadt zu günstig? Deutsche Umwelthilfe fordert höhere Parkgebühren in Koblenz
In Koblenz ist das Parken besonders günstig - zu günstig, sagt die Deutsche Umwelthilfe. Autofahrer würden bevorzugt. Die Umweltschützer fordern deshalb höhere Parkgebühren.
Ich glaube, man muss die Bilanz zum Klimaschutz auch erweitern. Wenn ich sehe, dass dann viele umsteigen und im Internet bestellen und viel Ware zurückgeht und vernichtet wird, dann muss man das im Blick haben. Und dann sieht die Öko-Bilanz auch schon wieder anders aus.
SWR1: An welchem Konzept für die Zukunft der Städte in Rheinland-Pfalz arbeiten Sie im Städtetag?
Langner: Wichtig ist, dass die Städte das individuell für sich lösen müssen. Man muss sich die Gegebenheiten vor Ort anschauen. Alle Kolleginnen und Kollegen aller Städte machen sich intensiv Gedanken. Das Thema Auto spielt anders als in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr die zentrale Rolle.
Unser Ansatz in Koblenz ist, dass wir die Alternativen stärken, dass die Fahrgastzahlen im ÖPNV steigen und dass mehr Fahrradfahrende unterwegs sind. Dann wird auch das Thema Parkgebühren eine Rolle spielen. Das muss aber sehr vorsichtig und auch im Dialog mit dem Einzelhandel geschehen.
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