Die Beatles gibt es jetzt schon seit über 50 Jahren nicht mehr – 1970 hat sich die Band aufgelöst, 1980 ist John Lennon gestorben, 2001 George Harrison. Und trotzdem bringen Paul McCartney und Ringo Starr nun eine neue Beatles-Single raus: "Now And Then".
Was es mit dieser letzten Single auf sich hat und welche Rolle Künstliche Intelligenz dabei spielt, darüber haben wir mit SWR1 Musikredakteurin Katharina Heinius gesprochen.
Mit "Now And Then" haben die Beatles ihren ersten Nummer-1-Hit seit 54 Jahren und damit einen neuen Rekord aufgestellt. Es ist die längste Zeitspanne zwischen zwei Nummer-1-Hits einer Band. Der letzte Beatles-Song, der auf Platz 1 landete, war "The Ballad of John and Yoko" 1969. Zuletzt wurde der Rekord von Kate Bush gehalten, die 44 Jahre nach "Wuthering Heights" in 2022 mit "Running Up That Hill" erneut die Charts eroberte.
SWR1: "Now And Then" – wie ist dieser Song jetzt mit der Beteiligung von allen vier "Beatles" überhaupt zustande gekommen?
Katharina Heinius: Es ist ein Song von John Lennon. Er hat "Now And Then" kurz vor seinem Tod noch als Demo aufgenommen. In den 90er Jahren hat Yoko Ono dieses Demo Paul McCartney übergeben – es gab 1995 also schonmal die Idee, nochmal einen Beatles-Song daraus zu machen. Paul McCartney ist der Drahtzieher – er hat George Harrison und Ringo Starr damals zu sich ins Studio eingeladen – jeder sollte seinen Part zum Song einspielen – so wie früher. Das hat jedoch nicht so gut funktioniert, weil man die Stimme von John Lennon aus dem Demo nicht so gut isolieren konnte bzw. nicht so gut wie man das heute kann.
SWR1: Wie können wir uns das vorstellen? In diesem Zusammenhang wurde ja auch schon oft über Künstliche Intelligenz gesprochen…
Heinius: KI – um das vielleicht vorab zu sagen – ist hier nur im Hintergrund am Werk. Das Programm, das man hier an dieser Stelle verwendet, wird auch oft für Dokumentarfilme benutzt, um Stimmen deutlicher herauszuarbeiten.
Peter Jackson, der Regisseur der "Herr der Ringe"-Trilogie, hat dieses Programm bereits für die Aufarbeitung der 8-stündigen "Get Back"-Doku über die Beatles benutzt. Er hat das Programm auch für diesen Song zur Verfügung gestellt. Für "Now And Then" wurde es vor allem dafür genutzt, um das Klavier, zu dem John gesungen hat, herauszufiltern, sodass John Lennons Stimme für sich alleine steht. Das klingt schon sehr beeindruckend und ergreifend.
Von der Aufnahme-Session aus dem Jahr 1995 gab es noch eine Slide-Gitarre von George Harrison. Auch diese wurde natürlich in den Song eingebaut. Paul McCartney hat den Bass dann komplett neu eingespielt und Ringo Starr das Schlagzeug. Und dazu kommt – wie es sich für einen echten Beatles-Song gehört: Ein Streicherarrangement geschrieben von Giles Martin – dem Sohn von Beatles-Produzent George Martin.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Frank Jenschar.
Am Vorabend der Single-Premiere ging die kurze Dokumentation "Now And Then - The Last Beatles Song" auf dem Youtube-Kanal der Beatles online.
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