Der Traum davon, die Rente am Strand und unter der Sonne von Mallorca zu genießen, endet für viele deutschsprachige Auswanderer leider im Elend. Etwa 2.000 Senioren sind davon betroffen. Die Hilfsorganisation "Herztat" will diesen Menschen helfen.
Roland Werner aus Worms hat die Stiftung "Herztat" 2017 gegründet, um deutschen Auswanderern auf Mallorca zu helfen und beizustehen. Wir haben mit ihm über seine Beweggründe und die Arbeit mit den Menschen in Not gesprochen.
Traum der Rente auf Mallorca platzt
SWR1: Warum klappt das Auswandern nach Mallorca so häufig nicht?
Werner: Es werden meistens Fehler gemacht, angefangen bei der Krankenkasse. Man kündigt die deutsche Krankenkasse und die deutsche Pflegeversicherung. Das Geld will man sich sparen, vermeidet aber zur gleichen Zeit, sich in Spanien sozial zu versichern, und macht keine offizielle Anmeldung im spanischen Sozialsystem.
Das ist im Regelfall in Spanien etwas günstiger als in Deutschland. Man ist dann jedoch der Situation ausgeliefert, dass es nur spanischsprechende Ärzte gibt, die hier finanziert werden. Wenn man mit einem deutschsprachigen Arzt kommunizieren will, dann ist das ein Privatarzt und er hat ganz andere Sätze. Die sind sehr viel teurer und werden weder von deutschen Krankenkassen noch von der spanischen Sozialversicherung übernommen.
SWR1: Wie kamen Sie dazu, die Stiftung "Herztat" zu gründen?
Werner: Wir haben in der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde, die es auf Mallorca gibt, festgestellt, dass es immer mehr Rentner gibt, die alleine leben. Häufig sind sie nach dem Tod des Ehepartners, nach Krankheit und so weiter mit sehr wenig Geld ausgekommen, weil die Krankheit des Ehepartners sämtliche Ersparnisse aufgebraucht hat.
Dann leben die Leute in ihrer Wohnung, gehen nicht mehr raus, weil das Rausgehen an die Kasse geht. Deswegen bleibt man lieber zu Hause und vereinsamt in seiner Wohnung.
Menschen brechen Kontakte nach Deutschland ab
SWR1: Ist da auch viel Scham dabei?
Werner: Ja, das Thema ist sehr stark schambesetzt. Man möchte nicht darüber sprechen, man möchte sich auch nicht melden und sagen, ich brauche Hilfe. Man müsste sich eingestehen, dass das Konzept des Auswanderns nach Mallorca im Prinzip gescheitert ist.
SWR1: Warum gehen die Menschen dann nicht zurück nach Deutschland, wenn sie arm, allein und krank sind?
Werner: Sie haben in Deutschland sämtliche Kontakte abgebrochen. Meistens haben die Verwandten oder die Freunde gesagt, "was machst du da für einen Blödsinn? Bleib doch in Deutschland". Man will sich nicht eingestehen oder den Freunden und Verwandten gegenüber nicht eingestehen, dass man einen Fehler gemacht hat.
Der Weg zurück ins deutsche Sozialsystem
SWR1: Wie können Sie mit Ihrer Stiftung "Herztat" in diesen Fällen konkret helfen?
Werner: Es kommt darauf an, wann diejenigen zu uns kommen. Kommen sie, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist, dann versuchen wir mit ihnen noch eine Integration in das spanische Sozialsystem. Wir versuchen, hier eine Krankenkasse zu vermitteln, die die Krankheitskosten übernimmt.
Wenn das schon nicht mehr möglich ist, dann versuchen wir eine Rückführung nach Deutschland. Auch da ist es nicht ganz so einfach, denn die Wiederaufnahme in die deutsche Krankenkasse ist an bestimmte Voraussetzungen gebunden.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Frank Jenschar.
Weitere Informationen finden Sie auf herztat.de.
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