Der ärztliche Bereitschaftsdienst war bisher immer für Notfälle da, wenn Hausarztpraxen geschlossen sind und Tag und Nacht erreichbar. Daran wird sich bald aber etwas ändern.
Ärzte und Angestellte der Bereitschaftspraxen sollen ab dem 1. Januar sozialversicherungspflichtig bei den Kassenärztlichen Vereinigungen angestellt werden. Das würde sich für sie nicht lohnen und der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ist es zu teuer. Wir haben mit Dr. Andreas Bartels darüber gesprochen, was das für Auswirkungen auf die Bereitschaftsdienste hat. Er ist stellvertredender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz.
SWR1: Sieben Bereitschaftspraxen in Rheinland-Pfalz sollen geschlossen werden, 36 bleiben aber noch übrig. Bei denen werden die Dienste stark eingeschränkt. Wie wird das aussehen?
Dr. Andreas Bartels: Das wird so aussehen, dass die Patienten etwas weitere Wege in Kauf nehmen müssen, wenn sie eine Bereitschaftspraxis in Anspruch nehmen wollen. Aber wir bieten parallel dazu einen Hausbesuchsdienst an. Und wir verweisen darauf, dass alle Patienten doch bitte vorher unsere Nummer 116 117 anrufen, weil wir da medizinisches Fachpersonal haben, das die Situation des Patienten gut einschätzen kann und ihm dann einen Ratschlag geben kann. Reicht es eventuell, wenn er am nächsten Tag zum Hausarzt geht? Oder sollte er wirklich direkt einen Arztkontakt benötigen? Dann kommt unser Hausbesuchsdienst.
SWR1: Jetzt ist es ja so, dass von diesen 36 verbleibenden Praxen keine einzige einen Nachtdienst anbieten wird. Geschlossen werden laut KV die ärztlichen Bereitschaftspraxen in Altenkirchen Andernach, Emmelshausen, Frankenthal, Gerolstein, Ingelheim, Landstuhl. Und an bestimmten Orten wird es noch einen Fahrdienst geben, den man über die Nummer 116 117 erreicht. Am Tag sollen künftig die Öffnungszeiten eingeschränkt werden, sagt die KV. Konkret heißt das, dass die Bereitschaftspraxen montags, dienstags und donnerstags geschlossen sein werden. Mittwoch, Freitag, an Wochentagen und Feiertagen gelten reduzierte Zeiten. Das klingt kompliziert. Wie soll da die Notfallversorgung weiter gesichert sein?
Dr. Bartels: Nein, das ist gar nicht kompliziert. Also wir haben festgestellt, dass in den Öffnungszeiten, die wir jetzt weiterhin beibehalten, die Hauptzahl der Patienten kommen. Und wir haben in den Nachtzeiten, in denen wir jetzt geschlossen haben, teilweise nur ein bis zwei Patientenkontakte in zwei, drei Stunden gehabt. Und es ist unnötig, einen Arzt irgendwohin zu setzen, der auf einen Patienten wartet. Es ist viel günstiger, wenn dieser Arzt, wenn es notwendig ist, in dem Fall zum Patient kommt.
SWR1: Wie sollen sich Patienten jetzt verhalten? Trotzdem immer außerhalb der üblichen Praxisöffnungszeiten die 116 117 anrufen oder in die Notaufnahme?
Dr. Bartels: Sie sollen grundsätzlich, wenn es irgendwie geht, die 116 117 anrufen. Es sei denn, es handelt sich um einen dringlichen Notfall. Dafür zuständig ist dann die 112, weil der Patient dann relativ schnell einen Kontakt bekommt. In der 116 117, wie gesagt, werden wir feststellen, ob der Patient einen Arztkontakt braucht. Dieser Arztkontakt kann auch mal eine Stunde oder anderthalb Stunden auf sich warten lassen im Hausbesuchsdienst. Aber das ist nichts anderes, als wenn ich in eine Hausarztpraxis gehe, als nicht-angemeldeter Patient. Da sitze ich auch zwei Stunden, bis ich drankomme. Also die ganz dringenden Notfälle 112, alle anderen 116 117. Dann kann der Patient sicher sein, dass er in die richtige Versorgungsebene kommt.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.
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