Die Wasserqualität der Flüsse und Bäche in Deutschland könnte besser sein. Nur acht Prozent sind ökologisch gesund, so das Umweltbundesamt.
Hydrogeologe Holger Schindler vom BUND ist der Regionalbeauftragte für die Pfalz und weiß, wie es den kleinen Bächen und Flüssen hier in Rheinland-Pfalz gerade geht. Wir haben im Rahmen der ARD-Mitmachaktion #unsereFlüsse mit ihm darüber gesprochen.
Ist Wasser aus unseren Bächen trinkbar?
SWR1: Ein kleiner Bach in der Pfalz, der Eifel, dem Hunsrück oder im Westerwald mit Wald drumherum und landwirtschaftlich genutzter Fläche in der Nähe. Würden Sie das Wasser aus so einem Bach trinken?
Holger Schindler: Nicht unbedingt, wenn die landwirtschaftliche Nutzung direkt im Umfeld ist, weil dann schon auch Nährstoffe und Schadstoffe eingetragen sein können. Auch von Fäkalien der Tiere.
SWR1: Ist das dann derart hoch konzentriert, dass es gefährlich werden kann?
Schindler: Nein, das würde ich in der Regel nicht sagen. Das kann im Zweifel, wenn man mal Pech hat, zu Durchfall führen, wenn man das trinken würde. Aber ansonsten sind diese Werte in Rheinland-Pfalz im Schnitt wahrscheinlich noch nicht im kritischen Bereich.
Es kommt darauf an, wo man sich befindet. Ich würde eher auf die Quellen zu gehen. Dort kommt reines Grundwasser, in der Regel aus dem Boden, wenn es im Wald-Einzugsgebiet ist und das ist eher trinkbar.
SWR1: Das klingt schon so ein bisschen gefährlich, wenn Sie das so relativieren, ist es das?
Schindler: Es kommt auf den Einzelfall an.
Geht es den kleinen Bächen besser als den großen Flüssen?
SWR1: Geht es den kleineren Flüssen und Bächen in Rheinland-Pfalz besser als den großen, die ja oft mit Schadstoffen aus der Industrie belastet sind?
Schindler: Wir haben da sehr große Unterschiede. Wir wissen es auch nicht genau, weil die kleinen Gewässer doch stark vernachlässigt sind, denn sie müssen aufgrund der EU-Richtlinien nicht untersucht werden.
Wir können aber davon ausgehen, dass es in Wald-Einzugsgebieten eher gut und in stärker landwirtschaftlichen Bereichen, ich berichte jetzt zum Beispiel von der Rheinebene, wesentlich schlechter aussieht.
SWR1: Daher gibt es die ARD Mitmachaktion #unsereFlüsse beziehungsweise Bäche. Hier werden Daten über kleinere Flüsse und Bäche gesammelt. Was können Sie mit dieser Erhebung dann machen?
Schindler: Wir können dann wesentlich besser unterscheiden, wo es Brennpunkte gibt und wo wir eingreifen müssen. Teilweise wissen wir gar nicht, wie die kleinen Gewässer beschaffen sind, d.h. wie die Werte dort sind und die Struktur aussieht.
Wenn wir diese Daten haben, dann können wir natürlich viel besser eingreifen. Wir wissen, wo wir was zu tun haben und wo wir Schwerpunkte legen müssen bei den Maßnahmen.
Das Interview führte SWR1 Moderator Michael Lueg.
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